Geschichtspflege und Geschichtsforschung in Schlesien: Internationale Tagung in Görlitz
Görlitz, 17. September 2015. Vom 1. bis zum 3. Oktober 2015 findet im Schlesischen Museum zu Görlitz eine internationale Tagung zur Geschichtspflege und Geschichtsforschung in Schlesien statt, die sich der Zeit von der Aufklärung bis zum Ersten Weltkrieg widmet. Dazu laden die Historische Kommission für Schlesien und das Schlesische Museum zu Görlitz ein. Die Historische Kommission für Schlesien gehört zu den renommiertesten Institutionen in Deutschland, die sich mit der Kultur und der Geschichte des östlichen Mitteleuropas befassen. Sie vereint Wissenschaftler aus mehreren Staaten und Fachdisziplinen.
Abbildung: Eine politische Demonstration von Fans des 1947 gegründeten Fußballklubs WKS Śląsk Wrocław (Schlesien Breslau) im Jahr 2012 auf dem Markplatz in Breslau. WKS steht für Wojskowy Klub Sportowy, zu deutsch Armeesportverein.
Stadt- und Regionalgeschichte als Quelle moderner Geschichtsschreibung
Auch in Schlesien erblühten im 19. Jahrhundert Geschichtsvereine. Inspiriert vom Geist der Aufklärung erschlossen sie Stadt- und Regionalgeschichte, getrieben von Heimatliebe bis hin zur vaterländisch verzerrten Geschichtsbegeisterung schlossen sich die Regionalhistoriker im Umfeld von Museen, Archiven und Universitätsinstitute zu Gesellschaften und Vereinen zusammen. Ihr Verdienst ist es, die Grundlage für die moderne quellenkritische Geschichtsschreibung über Schlesien gelegt zu haben, andererseits wurde der deutschnationale Apsket der Geschichtsbetrachtung immer wieder überhöht.
Tagungsanmeldung!
Bis zum 28. September 2015 bei Prof. Prof. Dr. Joachim Bahlcke, Universität Stuttgart,
E-Mail joachim.bahlcke@hi.uni-stuttgart.de
Tel. 0711 - 68 58 23 41.
Tagungsprogramm!
Donnerstag, 1. Oktober 2015
Moderation: Markus Bauer, Görlitz
- 14:00 Uhr Begrüßung der Teilnehmer und Eröffnung der Tagung
(Markus Bauer, Joachim Bahlcke) - 14:15 Uhr Roland Gehrke, Stuttgart
Zwischen "vaterländischer" Geschichtsbegeisterung und wissenschaftlicher Professionalisierung: Historische Vereine und Gesellschaften im deutschsprachigen Raum bis 1914. - 15:00 Uhr Joachim Bahlcke, Stuttgart
"Naturae et Patriae“. Aufklärungsgesellschaften und Geschichtspflege in Schlesien um 1800. - 15:45 Uhr Kaffeepause
- 16:15 Uhr Norbert Kersken, Marburg an der Lahn
Der "Verein für Geschichte und Alterthum Schlesiens“ (1846) und andere wissenschaftliche Vereine Breslaus zwischen Aufklärung und Erstem Weltkrieg. - 17:00 Uhr Franziska Zach, Stuttgart
Die "Schlesische Gesellschaft für vaterländische Cultur“ im 19. Jahrhundert - 17:45 Uhr Abendessen
- 19:15 Uhr Arno Herzig, Hamburg
Geschichtsforschung in der Metropole Schlesiens. Das Historische Seminar der Universität Breslau im 19. Jahrhundert.
Öffentlicher Abendvortrag. - 09:00 Uhr Ulrich Schmilewski, Würzburg
Patriotismus und Universalität. Der "Verein für die Geschichte der Stadt Glogau“ (1824) und die "Neisser Philomatie“ (1838). - 09:45 Uhr Dietrich Meyer, Herrnhut
Der "Verein für Geschichte der evangelischen Kirche Schlesiens“ und die "Gesellschaft für die Geschichte des Protestantismus in Österreich“ und ihre Vorgeschichte. - 10:30 Uhr Kaffeepause
- 11:00 Uhr Michael Hirschfeld, Vechta
Das Diözesanarchiv und -museum in Breslau und der Beitrag katholischer Geistlicher zur Geschichtspflege in Schlesien vor dem Ersten Weltkrieg. - 11:45 Uhr Ryszard Kaczmarek, Kattowitz (Katowice)
Geschichtspflege und Vereinswesen in Preußisch-Oberschlesien vor dem Ersten Weltkrieg - 12:30 Uhr Mittagessen,
anschließend gemeinsamer Spaziergang zum "Heiligen Grab" mit Führung. - 15:15 Uhr Marie Gawrecká, Troppau (Opava)
Geschichtspflege und Vereinswesen in Österreichisch-Schlesien vor dem Ersten Weltkrieg. - 16:00 Uhr Kaffeepause
- 16:30 Uhr Małgorzata Ruchniewicz, Breslau (Wrocław)
Historische Vereinigungen und Geschichtspflege im Glatzer Raum vor dem Ersten Weltkrieg. - 17:15 Uhr Christian Speer, Halle an der Saale
Die "Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften" auf dem Weg von einer universalen Sozietät zu einer Institution der Pflege oberlausitzisch-schlesischer Landesgeschichte. - 18:00 Uhr Abendessen
- 09:00 Uhr Wojciech Mrozowicz, Breslau (Wrocław)
Die Bibliotheken Schlesiens als Orte der Geschichtspflege vor dem Ersten Weltkrieg (mit besonderer Berücksichtigung der Universitätsbibliothek und der Stadtbibliothek in Breslau). - 09:45 Uhr Rościsław Żerelik, Breslau (Wrocław)
Das "Kgl. Akademische Provinzialarchiv“ zu Breslau und die Organisation des schlesischen Archivwesens im 19. Jahrhundert. - 10:30 Uhr Kaffeepause
- 11:00 Uhr Urszula Bończuk-Dawidziuk, Breslau (Wrocław)
Die Geschichtspflege im Universitätsmuseum in Breslau und in anderen Museen Schlesiens vor dem Ersten Weltkrieg. - 11:45 Uhr Eligiusz Janus, Marburg an der Lahn
Die Perspektive der Zentrale. Geschichtspflege und Geschichtswissenschaft in der Kulturpolitik der Berliner Regierung und der Provinzverwaltung am Beispiel Schlesien. - 12:30 Uhr Schlussdiskussion
- 13:00 Uhr Ende der Tagung; Abreise
Freitag, 2. Oktober 2015
Moderation: Roland Gehrke, Stuttgart
Moderation: Arno Herzig, Hamburg
Sonnabend, 3. Oktober 2015
Moderation: Joachim Bahlcke, Stuttgart
Wissenschaftliche Leitung:
Joachim Bahlcke, Roland Gehrke
Ansprechpartner für organisatorische Fragen:
Alexandra Schellenberg
Historisches Institut der Universität Stuttgart,
Abteilung für Geschichte der Frühen Neuzeit
Keplerstraße 17, 70174 Stuttgart
Tel. 0711 - 6 85-8 23 41
E-Mail: alexandra.schellenberg@hi.uni-stuttgart.de
Tagungsort:
Schlesisches Museum zu Görlitz
Schönhof, Brüderstraße 8, 02806 Görlitz
Tel. 03581 - 87 91-0
Die Veranstaltung wird gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Kommentar:
Wozu das Wühlen im Staub vergangener Jahrhunderte, zur Geschichte eines Landes, das es so nicht mehr gibt?
Weil Geschichte nicht nur der Ablauf von Ereignissen ist, sondern aufzeigt, welche Denkhaltungen Menschen unter den kulturellen, politischen, gesellschaftlichen, sozialen und wirtschaftlichen EInflüssen ihrer Zeit entwickeln und wie sie entsprechend agieren. Allein diese Betrachtungweise ist heute hochaktuell.
Außerdem bringen die Institutionen der Geschichtspflege und Geschichtsforschung in Schlesien mit ihrer international ausgerichteten Tagung deutsche und polnische Experten zusammen, was eine Chance für die Entwicklung eines gemeinsamen Geschichtsbildes ist.
Überhaupt liefern Einrichtungen wie das Schlesische Museum zu Görlitz wesentliche Impulse dafür, dass Polen, die heute in Schlesien leben, die deutsche Geschichte ihrer Region zunehmend als Teil ihrer eigenen Geschichte wahrnehmen und begreifen.
Andererseits liegt der Umgang mit dem für den deutschen Staat verlorenenen Land in Deutschland selbst einem Wandel: Noch ist es nicht lange her, dass, wer allein das Wort "Schlesien" in den Mund nahm, die Orte dort mit ihren deutschen Namen benannte oder nach der deutschen Geschichte und Traditionen fragte, nahezu reflexartig als "Revanchist" abgestempelt wurde. Zu den Nachwehen dieser Einstellung mag der amüsante Umstand zählen, dass beflissene Würdenträger aus der Politik noch heute schlesische Städte vorrangig mit polnischen Zungenbrechern benennen, aber urpolnische Städte wie Warschau (Warszawa) oder Krakau (Kraków) mit größter Selbstverständlichkeit eindeutschen.
Wenn es Europa gelingt, den Weg der Einigung weiterzugehen, wird die Erkenntnis wachsen, dass es letztlich ziemlich egal ist, welcher demokratische Staat eine Region verwaltet, wenn sich nur die Menschen verstehen, ihre Gemeinsamkeiten hervorheben und ihre Unterschiede tolerieren,
meint Ihr Thomas Beier
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- Quelle: red | Kommentar: Thomas Beier
- Erstellt am 17.09.2015 - 07:20Uhr | Zuletzt geändert am 17.09.2015 - 08:48Uhr
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