Zwischen Hurrapatriotismus und Friedenssehnsucht
Görlitz, 21. April 2014. "Kunst zur Kriegszeit 1914 – 1918: Künstler aus Schlesien zwischen Hurrapatriotismus und Friedenssehnsucht" heißt eine neue Ausstellung im Schlesischen Museum zu Görlitz, die vom 11. Mai bis zum 31. Oktober 2015 gezeigt wird. Mit der Ausstellung stützt das Schlesische Museum zu Görlitz die Erinnerung an den Ersten Weltkrieg, den ersten von der Industrie gespeisten Krieg der Menschheitsgeschichte mit bis dahin nie dagewesenen Opferzahlen.
Tipp: Der Katalog
Die gezeigten Kunstwerke belegen anschaulich die anfängliche Kriegsbegeisterung, die von schrecklichen Erfahrungen abgelöst wurde, die insbesondere ab 1916 zum Ruf nach Frieden führten. Der gebotene Überblick über die Facetten der damaligen Kunstproduktion vermittelt Ausstellung Impulse zum Nachdenken über das damals wie heute aktuelle Thema Krieg.
Etwa 200 Exponate von 26 Künstlern, die in Schlesien tätig waren oder auf andere Weise mit Schlesien in Verbindung standen, sind zu sehen. Wie überall in Deutschland teilten die schlesischen Künstler zu Kriegsbeginn nahezu ausnahmslos die allgemeine Kriegsbegeisterung: Die meisten von ihnen empfanden es als ihre patriotische Pflicht, Militärdienst zu leisten oder zumindest die deutsche Kriegspropaganda zu unterstützen. Nur wenige äußerten sich bereits zu Beginn des Krieges skeptisch oder artikulierten ihre Ängste vor den Kriegsereignissen.
Diese besondere Schau vor allem der Großzügigkeit privater Leihgeber sowie dem Engagement des Fördervereins des Museums zu danken, weshalb viel bislang Unbekanntes zur Kunstgeschichte Schlesiens zu finden ist. Herausragend sind die umfassenden Dokumente vom östlichen Kriegsschauplatz, angefertigt von Breslauer Akademieprofessor Max Wislicenus (1861–1957). Wislicenus war in den ersten Kriegsjahren als Kriegsmaler mehrfach im russisch besetzten Polen unterwegs. Seine Bilder zeigen Mitgefühl und Respekt für das in Mitleidenschaft gezogene Land und seine leidende Bevölkerung.
Eine Rarität sind darüber hinaus drei bislang unbekannte Mappenwerke des Breslauer Akademieschülers Heinrich Tischler (1892–1938), in denen der jüdische Nachwuchskünstler den Krieg aus eigenem Erleben zeigt. Zum Ausdruck kommt sein drängender Wunsch nach Frieden und Halt in einer auseinanderbrechenden Welt.
Als Leihgabe sind überdies zahlreiche Kriegszeichnungen von Ivo Hauptmann (1886–1973) zu sehen, die eine Vorstellung vom bedrückenden Frontgeschehen geben, das er im Briefwechsel mit seinem berühmten Dichtervater Gerhart Hauptmann in Agnetendorf immer wieder zur Sprache brachte.
Zur Ausstellung erscheint ein aufwändig bebilderter Katalog, der in Zusammenarbeit mit Dr. Tobias Weger vom Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa, Oldenburg, entstand(ca. 300 Seiten, 39 Euro, Subskriptionspreis bis einschließlich 10. Mai 2015 35 Euro).
Die Ausstellung und der Katalog wurden freundlicherweise gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages, durch das Sächsische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst und durch eine Projektförderung seitens des Sächsischen Staatsministeriums des Innern.
Prädikat: Hingehen!
Schlesisches Museum zu Görlitz
Schönhof, Brüderstraße 8, 02826 Görlitz
Öffnungzeiten: Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr.
Ausstellungseröffnung:
Sonnntag, 10. Mai 2015, 11 Uhr.
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- Quelle: red | Fotos: © Schlesisches Museum zu Görlitz
- Erstellt am 21.04.2015 - 06:31Uhr | Zuletzt geändert am 21.04.2015 - 06:56Uhr
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