Neujahrsspaziergang durch ein verträumtes Erlebnisdorf
Nieder Bielau (Bielawa Dolna), 2. Januar 2014. Ruhe – Zeit der Stille genannt – ist auf der Kulturinsel Einsiedel noch bis zum 4. Januar, dann gibt es wieder (bis zum 19. März 2015) die "Zeit für Gemütlichkeit" bei freiem Eintritt. Eine Zeit der Stille genießt auch das an die Kulturinsel jenseits der Lausitzer Neiße angrenzende Erlebnisdorf Nieder Bielau (Bielawa Dolna). Wer die winterliche Ruhe im Dorf mag, für den ist ein Spaziergang mit Ausgangspunkt am Schwimmsteg der Kulturinsel Einsiedel der absolute Tipp. Ganz nebenbei gibt es überraschend viel Neues zu entdecken, an dem die Handschrift der helfenden Kulturinsulaner nicht zu übersehen ist.
Nieder Bielau (Bielawa Dolna) bleibt nicht mehr lange Geheimtipp
Wer bei Frost am Schwimmsteg, der längst die "Wanderbrückum" genannt Fähre ersetzt hat, losgeht, ist gut beraten, sich wirklich warm anzuziehen und vielleicht sogar ein wärmendes Getränk dabei zu haben.
Noch am deutschen Ufer bietet eine Schautafel viele Informationen über die Görlitzer Heide und das Erlebnisdorf auf der polnischen Seite.
Der Schwimmsteg ist das Eintrittstor zum Dorf Nieder Bielau, das sich immer mehr zu einer ganz eigenen Erlebniswelt gestaltet.
Verlaufen kann man sich nicht - wenn man nicht gerade frisch drauflos in die Wildnis des Waldes abbiegt. Viel interessanter ist es, den Spuren zu folgen, die die Nieder Bielauer und die Kulturinsulaner während des Sommers mit ihrer Arbeit hinterlassen haben.
Noch bevor man das eigentliche Dorf erreicht, fällt ein neuer Aussichtsturm auf. Auch wenn das angrenzende, ebenfalls neue riesige Gehege zur Zeit unbewohnt scheint, lohnt es sich, die schiefe Ebene (ohne "verrückt" geht es halt nicht) hinaufzukraxeln und weit über das Neißetal Ausschau zu halten. Hier am Aussichtsturm fällt auch das erste der Schilder über Vertriebene ins Auge, auf denen Polen und Deutsche von Flucht, Umsiedlung und Vertreibung berichten.
Vorbei an den ersten Häusern des Dorfes gelangt man zu den nächsten Neuigkeiten, dem Ziegenlabyrinth und einer ungewöhnliches Freiluft-Ausstellung.
Das Ziegenlabyrinth ist - nein, hier wohnen ganz bestimmt keine Hobbits, wenn ich nicht irre - gleich an der Büffel-WG angesiedelt. Offenbar hatten sich die Ziegen jedoch einen wärmeren Aufenthalt gesucht, kein Gemecker störte die frostige Stille.
Schau an: Die Büffelhörner Baumhäuser Ausstellung neben der Büffel-WG (Wystawa domków na drzewie pod rogiem bawoła).
Bei nächster Gelegenheit links ab (vor dem verlassenen Ferien- oder Schulungsheim? - wer sich umdreht, sieht das Schild zum Mühlencafé), vorbei an Häusern, Kinder spielen im Schnee, ein Hund kommt neugierig und hat dann doch besseres zu tun.
Der Weg führt weiter zwischen Dorfteich und Mühlencafé (hier sieht man die ersten Balken für ein gewaltiges Regenschutzfach) hindurch, vorbei am abenteuerlich anmutenden kleinen Wasserkraftwerk, bis zum Dorfplatz. Alles liegt in frostiger Stille und Einsamkeit, nur ein Paar, das seine Kinder zu motivieren sucht, endlich mit nach Hause zu gehen ("Domu!"), grüßt freundlich.
Geradeaus führt eine Allee am Wald entlang weiter zur Waldkneipe (Bar Lesny), wer aber den nächsten Weg rechts nimmt, kommt vorbei an einsamen Häusern, an denen nur ein rauchender Schornstein von Bewohnern zeugt, und läuft, sich stets rechts haltend, im großen Bogen zurück.
Und wer noch etwas mehr sehen möchte, biegt am Rande des Neißetals nicht rechts auf den Fahrweg ab, sondern geht geradeaus weiter und erst im Tal rechts. Der kleine Umweg führt an einem Stausee vorbei, der mich an kanadische Wälder denken lässt.
Zurück am Schwimmsteg ist das Licht des Tages geschwunden. Ein wundervoller Spaziergang durch eine friedliche Welt, die noch von Baumarkt-Standards verschont geblieben ist, sich zu ihrer Geschichte bekennt und sich mit Hilfe der Kulturinsel Einsiedel zu einem ganz besonderen Dorf entwickelt, geht zu Ende.
Tipps:
Nieder Bielau im Winter erkunden, im Frühling und Sommer ausleben (dann fährt auch die Choo-Choo-Bahn)! Nach dem winterlichen Spaziergang wartet auf der Kulturinsel Einsiedel (weitere Tipps im Görlitzer Anzeiger) ab dem 5. Januar das urige Baumstammlokal, für weit angereiste Entdecker das mollig warme Baumhaushotel.
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- Quelle: red | Fotos: © Görlitzer Anzeiger
- Erstellt am 02.01.2015 - 10:20Uhr | Zuletzt geändert am 17.03.2022 - 12:49Uhr
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