Der Beckenboden: unsichtbar und doch so wichtig

Der Beckenboden: unsichtbar und doch so wichtigGörlitz, 29. Oktober 2019. Rückenschmerzen und damit einhergehende Verspannungen mit Kopfschmerzen, Unterleibsschmerzen, Verdauungsstörungen und Blasenschwäche: All das sind typische Symptome, die auftreten können, wenn der Beckenboden schlappmacht. Betroffen sind Frauen jedes Alters, und auch Männer können – wenn auch seltener – unter den störenden Begleiterscheinungen eines schwachen Beckenbodens leiden. Darum ist es so wichtig, sich dieser Muskelgruppe bewusst zu werden.

Das Malteser-Krankenhaus St. Carolus in Görlitz-Rauschwalde verfügt über ein zertifiziertes Kontinenz- und Beckenbodenzentrum
Foto: © Görlitzer Anzeiger
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Wichtiges Kraftzentrum des Körpers

Den Beckenboden sieht man von außen nicht. Im Inneren des Beckens spannt er sich in drei Schichten kreuz und quer zwischen den Knochen auf und bildet so den unteren Anschluss des Bauchraumes. Er wird oft als das Kraftzentrum des Körpers bezeichnet, da seine Hauptaufgabe darin besteht, das auf ihm lastende Gewicht von Knochen, Muskeln, Organen und Gewebe zu tragen und so für eine aufrechte Körperhaltung zu sorgen. Außerdem ist er mitverantwortlich für die Kontrolle unserer Verdauungsorgane wie Blase und Darm, mildert den Druck bei starker körperlicher Beanspruchung und spielt sogar für das Sexualleben eine nicht unbedeutende Rolle. Ist die Muskulatur des Beckenbodens geschwächt, kann das Auswirkungen auf den ganzen Körper haben: Rückenschmerzen, Gleichgewichtsprobleme und Inkontinenz sind nur einige der möglichen Begleiterscheinungen einer Beckenbodenschwäche.

Was hat der Beckenboden mit Inkontinenz zu tun?

Eines der häufigsten Symptome einer geschwächten Beckenbodenmuskulatur ist die sogenannte Blasenschwäche oder Inkontinenz. Sie tritt meist in Form einer Belastungsinkontinenz auf, bei der die oder der Betroffene bei hoher körperlicher Belastung den Urin nicht mehr halten kann. Einige Ratgeberseiten bieten fundierte Informationen zum Thema und wollen vor allem eines vermitteln: Du bist nicht allein. Und in der Tat betrifft das Thema Blasenschwäche mehr Menschen, als man gemeinhin annimmt – darunter vielfach auch junge Frauen.

Wodurch entsteht eine Beckenbodenschwäche?

Der Hauptgrund für eine geschwächte Beckenbodenmuskulatur bei Frauen ist auf die körperlichen Belastungen bei Schwangerschaft und Geburt zurückzuführen. Der Druck der wachsenden Gebärmutter auf den Beckenboden ist enorm und belastet diesen über die Schwangerschaftsmonate stark. Tritt das Baby dann bei der Geburt die Reise durch den Geburtskanal an, werden die Muskeln noch einmal extrem belastet und weit gedehnt. Im Anschluss ist gezieltes Beckenbodentraining wichtig, um die Muskelgruppe wieder in den alten Zustand zurückzuversetzen. Geschieht das nicht in ausreichendem Maße, treten die üblichen Begleitsymptome eines geschwächten Beckenbodens auf.

Weitere Ursachen für eine Beckenbodenschwäche können eine angeborene Bindegewebsschwäche, Übergewicht, häufiges schweres Heben, starke Belastung des Beckenbodens durch chronischen Husten und Asthma sowie hormonelle Veränderungen im Alter sein. Bei Männern tritt eine Beckenbodenschwäche mitunter nach einer Prostataoperation auf.

Therapiemöglichkeiten bei Beckenbodenschwäche

Die gute Nachricht: Einen schwachen Beckenboden kann man ebenso trainieren wie jeden anderen willkürlich steuerbaren Muskel. Wer gezielt trainiert, kann oft schon nach wenigen Monaten mit einer Besserung der Symptome rechnen. Wichtig ist es allerdings, dran zu bleiben. Am besten wird das tägliche Beckenbodentraining ein fester Bestandteil des Alltagslebens. Einige Übungen können jederzeit und an jedem Ort ganz unauffällig durchgeführt werden, im Büro, im Café, beim Autofahren und abends vor dem Fernseher. Insbesondere sanfte Sportarten wie Yoga und Pilates bieten ein gutes Rundumprogramm für den Körper, auch für den Beckenboden. Ansonsten zielen die in den 1940er-Jahren von dem US-amerikanischen Urologen Arnold Kegel entwickelten sogenannten Kegel-Übungen speziell auf die Stärkung der so wichtigen Muskelgruppe ab. Sie sind fester Bestandteil der Rückbildungsgymnastik nach der Schwangerschaft und werden auch von vielen Physiotherapeuten empfohlen.

In wenigen Fällen bedingen Beckenbodenerkrankungen einen chirurgischen Eingriff. In Görlitz finden Patienten unter anderem im zertifizierten Kontinenz- und Beckenbodenzentrum im Malteser Krankenhaus St. Carolus kompetente Hilfe und Beratung. Zu den ersten Ansprechpartnern gehört natürlich der Hausarzt.

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  • Quelle: red | Foto: © Görlitzer Anzeiger
  • Erstellt am 29.10.2019 - 14:25Uhr | Zuletzt geändert am 29.10.2019 - 16:10Uhr
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