Vatertag oder Himmelfahrt?
Görlitz, 25. Mai 2006. Glaubt man den Wetterfröschen und kalkuliert die Erfahrungen der letzten Jahre ein, so wird der Vatertag für viele Väter und solche, die es vielleicht mal werden, doppelt nass: Von innen mit Bier und von außen mit Regenwasser. Wenn die Summe aus beiden Elementen konstant ist, kann es der Gesundheit nur förderlich sein.
Beides hat nichts miteinander zu tun.
Auf der Suche nach den Wurzeln für den Feiertag ist leicht festzustellen, dass "Christi Himmelfahrt" und "Vatertag" nicht das Geringste miteinander zu tun haben.
Der Vatertag
Der "Muttertag" für die Mütter ist als solcher in der Gesellschaft anerkannt, während der "Vatertag" teils als "Sauftag" in Verruf geraten ist. Ursprünglich ist der Vatertag tatsächlich als eine Ehrung für die Väter gedacht. Louisa Dodd, deren Vater im US-amerikanischen Sezessionskrieg (1861-65) gekämpft hatte, rief im Jahr 1910 eine Bewegung zur Ehrung von Vätern ins Leben.Darauf hin empfahl US-Präsident Calvin Coolidge im Jahre 1924 den US-Bundesstaaten, den Vatertag als Feiertag einzuführen. Aber erst 1974 machte Präsident Nixon daraus einen offiziellen Feiertages, der jeweils am zweiten Sonntag im Juni begangen wird. Hintergrund des Engagements der Präsidenten war, dass der Vatertag in der Bevölkerung der USA gut angenommen wurde und eine wichtige Rolle spielte und spielt.
In Deutschland wird der Vatertag jeweils am Himmelfahrtstag begangen. Er genießt bei den "Dichtern und Denkern" aber bei weitem nicht den Stellenwert wie in den USA, was man vielerorts leicht ab dem Nachmittag feststellen kann. Deshalb war es sicherlich eine wohldurchdachte imagepflegende Entscheidung, die Fußball-Weltmeisterschaft erst nach dem Vatertag zu beginnen.
Christi Himmelfahrt
Besonders im Osten Deutschlands, wo im Zuge des gesellschaftlichen Fortschritts vielen Menschen der Glaube an die Religion – wie auch nachfolgend an die Politik – abhanden gekommen ist, muss auf den Hintergrund des heutigen amtlichen Feiertags hingewiesen werden.Immer vierzig Tage nach Ostern – am Donnerstag nach dem fünften Sonntag nach Ostern – wird "Himmelfahrt Christi" begangen. Für das Christentum erscheint der Auferstandene vierzig Tage nach der Auferstehung mit verklärtem Leib als der Erhöhte – er beweist sich damit als der Existenzweise Gottes teilhaftig. Für die Christen ist Christus nicht einfach der Welt entrückt, sondern auf eine neue Art und Weise in ihr anwesend.
Auferstehung und Himmelfahrt sind wesentliche Kerne des Christentums und haben zugleich eine starke Symbolik inne: Mit seiner Auferstehung hat Christus den Himmel als Dimension des Einsseins von Gott und Mensch überhaupt erst begründet. Sein Leib ist noch in der Welt, zugleich hat er aber schon an der Erhöhung teil – er ist das Haupt der Kirche "zur Rechten Gottes sitzend".
Bis weit in das 4. Jahrhundert haben die Christen das Bewusstsein um Christi Himmelfahrt und die Geistsendung zu Pfingsten gefeiert. Vermutlich erst nach dem Nicänum (Beilegung des Osterfeststreites im jahre 325) veränderte sich die Auffassung über die vierzig Tage: Eigentlich als Zwischenzeit vor einem Neubeginn verstanden, wurden sie nun als Zeitspanne zu einem historischen Fixpunkt vierzig Tage nach der Auferstehung angenommen. Seit 370 schließlich ist Christi Himmelfahrt als eigenständiges Fest vierzig Tage nach Ostern nachweisbar.
Fazit
Mangels Vaterschaft wird der Vatertag schon als "Herrentag", mit Blick auf die deutsche Historie für sensible Gemüter ein unglückliches Wort, begangen. Den Getränkevertrieben wird´s egal sein, sie werden sich freuen – schließlich werden sogar "Feiertage" importiert, um das Geschäft anzukurbeln, man denke nur an "Halloween".Auch wenn es manchem "Herren" so scheinen mag: Mit "Erhöhung", schon gar nicht aus christlicher Sicht, hat das Ganze nichts zu tun.
Wäre doch schön, wenn dieser Tag wirklich nur für Väter, die für ihre Familie da sind und für sie Sorge tragen, reserviert würde.
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- Quelle: /TEB
- Erstellt am 25.05.2006 - 08:28Uhr | Zuletzt geändert am 26.05.2022 - 20:44Uhr
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