Chemisch-biologischer Kupferabbau: Versuchskarnickel Lausitz

Neißeaue, 1. August 2015. Ein Gespenst geht um in der Lausitz - es ist das Gespenst des Frackings und der Laugung mit Hilfe von Bakterien direkt Untertage. In Deschka, einem Ortsteil von Neißeaue, will es sich Kupfer, vielleicht auch Silber holen.
Abbildung: Die "Stille Mahnwache" bei Deschka lädt ein zum Mitmachen.

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BioMOre und Biofracking: Aktuelle Situation in der Lausitzer Grenzregion.

Auf facebook hat der Holzgestalter Steffen Meier aus Deschka, einem Ortsteil von Neißeaue, eine Zusammenfassung des aktuellen Stands gegeben. Der Görlitzer Anzeiger veröffentlicht nachstehend den Text im Wortlaut mit freundlicher Genehmigung.

Lausitzer Initiative gegen Rohstoffpiraterie
BioMOre und Biofracking: Aktuelle Situation in der Lausitzer Grenzregion.


BioMOre ist ein alternatives Konzept zum Abbau von Rohstoffen. Dieses Verfahren umfasst eine Kombination von hydraulischer Frakturierung (Fracking) in Horizontalbohrungen und in-situ-Bioleaching, d.h. Laugung mit Hilfe von Bakterien direkt in der Lagerstätte (also unterirdisch, in-situ), um auf diese Weise Kupfer und andere Metalle zu fördern.

Die Forschungen zu BioMOre laufen u.a. am Helmholtz Institut in Dresden Rossendorf (HZR) auf Hochtouren. Die Forscher haben solange keine gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnisse, wie dieses Verfahren nicht in einem nächsten Schritt vom Labor nunmehr in der Natur untersucht werden kann. Die in diesem Feldversuch gewonnen Erkenntnisse sollen Aufschluss darüber geben, ob dieses Verfahren überhaupt umweltverträglich ist, um im dann folgenden Schritt Aussagen darüber treffen zu können, ob dieses neue Verfahren zur Rohstoffgewinnung weltweit eingesetzt werden kann. Im besten Falle erhofft man sich einen Rohstoffabbau, der mithilfe dieses neuen Verfahrens unter wirtschaftlicher Betrachtung auch die Förderung von Rohstoffen für solche Regionen lohnenswert macht, bei denen eine Förderung nach den bekannten Verfahren unwirtschaftlich wäre.

Erste Feldversuche sollen nun ab ca. 2018 in der Lausitz inmitten zahlreicher Natur- und Landschaftsschutzgebiete und Biosphärenreservate als Pilotprojekt starten. Das Projekt wird u.a. aus Mitteln der EU gefördert (Programm Horizon 2020, welches 2014 aufgelegt wurde).
Wir können davon ausgehen, dass unsere Region für die ersten Versuche gewählt wurde, weil hier angeblich wenig Menschen leben und – so die Behauptung der KGHM Kupfer-AG auf ihrer Internetseite – die gesamte Region ohnehin bereits landschaftlich durch den Bergbau „gezeichnet“ ist, mit einer hohen Abwanderungstendenz.

Man setzt hier daher offensichtlich unsere Region aufs Spiel. Die Lausitz als Versuchslabor ist daher im Falle eines negativen Ausgangs der Feldtests offensichtlich eher verkraftbar, als dieses Wagnis in anderen Regionen einzugehen. Die sich aus dem Pilotprojekt neu entwickelten Methoden, werden in der derzeitigen Debatte um das Fracking-Gesetz ausgelassen. Die öffentliche Diskussion wird ausschließlich zum Thema Gas- und Ölfracking nach herkömmlichen Methoden geführt. Selbst ein Gesetz, das diesbezüglich Einschränkungen vorsieht, würde das vorgenannte Projekt nicht berühren. Daneben sind sogenannte Forschungsprojekte juristisch kaum bzw. nicht angreifbar.

Das Programm der Europäischen Union: "EUROPEAN INNOVATION PARTNERSHIP ON RAW MATERIALS" sieht - mit Abschluss der im Feldversuch gewonnen Erkenntnisse – im Anschluss dann für zahlreiche Länder der EU großflächig angelegte Erzförderung unter Einsatz von "Biofracking" (BioMOre-Verfahren) vor. Welche Unternehmen, in welchen Regionen, mit welchen Partnern diese neue Methode zum Rohstoffabbau umsetzen werden, ist ebenfalls im Programm zu finden. Für die Region Weißwasser ist die KGHM Kupfer AG Projektkoordinator.

Vor Durchführung der Feldversuche in der Lausitz wurden in dieser Region bereits - nahezu unbemerkt - fünf Erkundungsbohrungen durchgeführt. Weitere werden folgen. Das vorgesehene Abbaugebiet wird sich grenzübergreifend von Polen nach Deutschland und dort von Brandenburg bis kurz vor die Tore von Görlitz erstrecken.

Diese Pläne gefährden unser Trinkwasser und die Unversehrtheit der Natur. Die tatsächlichen Gefahren sind nicht abschätzbar. Bislang versuchten die "Akteure" die hinter den Erkundungsbohrungen tatsächlich steckende Strategie zu verbergen. Das könnte EU-weite Proteste auslösen. Doch Fakt ist, dass die Gründung eines riesigen EU weit angelegten Konsortiums (EIT RAW MATERIALS) bereits eingeleitet ist, mit dem Ziel unter anderem das neue Verfahren für den Rohstoffabbau ohne gesetzliche Hürden in ganz Europa für die Umsetzung vorzubereiten.

Weiterführende Informationen:

Kommentare Lesermeinungen (3)
Lesermeinungen geben nicht unbedingt die Auffassung der Redaktion, sondern die persönliche Auffassung der Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich das Recht zu sinnwahrender Kürzung vor.

Ungenauigkeiten?

Von Fritz R. Stänker am 03.08.2015 - 15:12Uhr
Warum werden Leserzuschriften wie Ihre, Herr Dr. Gabriel, eigentlich veröffentlicht?

Sie benennen keine einzige der Ihrer Ansicht nach "strotzenden Ungenauigkeiten" und "falschen Informationen". Wollen Sie nur die Kritiker des Kupferfrackings in Misskredit bringen?

Vielleicht haben Sie bei einigen Leuten, die glauben, dass Promovierte ja Recht haben müssen, Erfolg damit.

Sie haben nur eines getan: Einen diffusen Rundschlag gegen den Autor und den Journalismus insgesamt.

P.S.: Es ist doch logisch, dass die Bewohner vor Ort Nicht-Experten in Bezug auf Frackingverfahren sind. Fehler wären vermeidbar, würde offen kommuniziert, auf Risiken hingewiesen und Grenzen für das Experiment gesetzt. Es wird aber nur totgeschiegen oder abgewiegelt.

Warum nur?

Von Dr. Gabriel am 03.08.2015 - 00:32Uhr
Warum werden solche Beiträge eigentlich veröffentlicht?

Der ganze Text strotzt vor Ungenauigkeiten und falschen Informationen. Er soll vor allem eines machen: Angst.

Und damit ist er vermutlich erfolgreich. Da hat jemand, der keinerlei Ahnung von der Materie hat einen uninformierten Rundumschlag geführt und erhält dafür sogar noch ein Publikum.

Und das nennt sich dann Journalismus.

Bohrungen, Biofracking, Versuchslabor Lausitz

Von Siegrun Roellig am 01.08.2015 - 11:00Uhr
Haben sie wieder einen neuen Weg gefunden, um Umwelt, Mensch und Tier zu schaden?

Gibt's keine Kohle mehr in der Lausitz, kommen diese Ideen, und niemand interressiert sich (außer natürlich für das Geld, ergo die vermeintliche Wirtschaft), wie es danach für die Menschen, Tiere und Natur dort danach weitergeht.

Wieder ein neue Form der Ausbeutung, möglicherweise kommenden Umsiedlung. Wieder werden sie kopfschüttelnd und vermeintlich nichts wissend nichts sagen, wenn der Boden wegbricht, mitsamt dem Haus drauf, wenn Negativfolgen entstehen und die Betreiber schon weit weg sind.

Lasst doch endlich mal die natur, unten wie oben, in Ruhe, der Mensch hat doch schon genug Schaden angerichtet. Er ist das schlimmste Raubtier, das jemals erschaffen wurde und entwickelt sich obendrein noch immer skrupellos weiter.

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  • Quelle: red | Fotos: © Görlitzer Anzeiger
  • Erstellt am 01.08.2015 - 01:10Uhr | Zuletzt geändert am 01.08.2015 - 18:12Uhr
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