Görlitzer Filmemacher in Südostasien

Görlitz | Pnom Penh. Während in Görlitz Meter für Meter routiniert in den Kasten gekurbelt wird, ist der in Görlitz geborene Jung-Filmemacher Clemens Beier in Südost-Asien unterwegs. Gemeinsam mit Duc Ngo Ngoc, mit dem er "Same but different" in Berlin und Paris gedreht hat, erkundet er Land und Leute und dreht einen Film über die Menschen in der Ha Long-Bucht, die nur auf dem Wasser leben und noch nie das Festland betreten haben.

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Clemens Beier berichtet

"Seit Anfang März sind wir in Kambodscha und haben die Landeshauptstadt Phnom Penh und jüngst das Weltwunder "Angkor Wat" bei Siem Reap besucht. Die unzähligen Geschichten, die uns am Rande unserer Reise widerfahren, kann ich hier nicht wiedergeben, aber Ihr könnt gewiss sein, dass ich mich trotz einer kleinen Unterbrechung bei der Reise von Vietnam nach Kambodscha bester Gesundheit erfreue.

Im großen und Ganzen spürt man hier in Kambodscha deutlich, dass man immer näher an Indien rückt. Die Küche wird schärfer, die Menschen freundlicher und die Tuk-Tuks (gibts in Vietnam gar nicht) schneller. Allerdings ist das Land auch ärmer als Vietnam und das merkt man an jeder Ecke. Unzählige Kinder laufen auf den Straßen umher, verkaufen billige Postkarten und Armbänder.

Am letzten Tag in Phnom Penh haben wir zusammen mit einem Mitarbeiter von Chibodia eine improvisierte Arztstation bei "The Old Dumpside", einem Slum am Stadtrand besucht. Die Eindrücke von dort konnte ich noch immer nicht ganz verarbeiten. Einerseits war das Umfeld trostlos. Überall lag Müll herum, ein beißender Gestank quoll von der naheliegenden Müllkippe, auf der die Slum-Bewohner Kupfer aus alten Kabeln herausbrennen, und die Hütten waren klein und dunkel. Andererseits waren die Menschen fröhlich. Überall grüßte man uns freundlich und fragte uns, wo wir herkamen. Die Kinder spielten ganz selbstverständlich zwischen Bergen von Plastikmüll und forderten uns auf, von Ihnen Porträts zu schießen.

Und das Phänomen, dass die Kambodschaner immer zurücklächeln, wenn man ihnen mit einer freundlichen Miene begegnet, trat hier genauso auf wie im Rest des Landes. Später dazu mehr. Unsere Reise ist ein ständiges Auf und Ab, Hoch und Runter und ein Pendeln auf einem sehr schmalen Grat. Das zeigen schon die Umstände, unter denen ich meinen Geburtstag gefeiert habe. Nur wenige Stunden nachdem wir den Slum besucht haben, waren wir fürstlich essen und genossen kurz vor unserer Busfahrt nach Siem Reap eine Khmer-Massage (beides ein Geschenk meiner Weggefährten).

Ständig schweifen die Gedanken und man kommt gar nicht so recht dazu, eine Überlegung zu Ende zu führen. Ich bemühe mich so viel wie möglich in mein kleines Reisetagebuch zu notieren und hoffe in einer ruhigeren Phase etwas besser darüber reflektieren zu können."

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  • Quelle: red | Fotos: ozeanstudios.com
  • Erstellt am 07.03.2013 - 00:40Uhr | Zuletzt geändert am 07.03.2013 - 00:55Uhr
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