Kluger Mann muss gehen

Görlitz, 28. Juni 2008. Entsprechend dem in nichtöffentlicher Sitzung des Stadtrates am 26. Juni 2008 gefassten Beschluss Nr. 737-08 hat die Gesellschafterversammlung am 27. Juni 2008 die Abberufung des Geschäftsführers der Städtisches Klinikum Görlitz gGmbH, Prof. Dr. Ekkehart Paditz, mit sofortiger Wirkung beschlossen. Das gab Oberbürgermeister Joachim Paulick im Anschluss an die Versammlung bekannt.

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Klinikum-Geschäftsführer mit sofortiger Wirkung abberufen

Seit längerer Zeit galt das Verhältnis zwischen dem Geschäftsführer und dem Aufsichtsrat, der ersten Führungsebene des Klinikums, dem Betriebsrat und dem Gesellschafter als unheilbar zerrüttet. Im Ergebnis war das Vertrauen in den Geschäftsführer gestört.

In den letzten Wochen und Tagen hatten sich insbesondere die Führungsebene des Klinikums und Mitarbeiter verstärkt an die Öffentlichkeit gewandt und schwere Vorwürfe gegen den Geschäftsführer, insbesondere hinsichtlich seines Führungsstils und mangelnder Kommunikation, erhoben. Diese Vorwürfe konnten in Gesprächen nicht ausgeräumt werden, eine Besserung der Kommunikation innerhalb des Klinikums war nicht erkennbar.

Um Schaden vom Klinikum abzuwenden, sah der Gesellschafter nur die Möglichkeit, den Geschäftsführer abzuberufen. Zur kommissarischen Geschäftsführerin hat die Gesellschafterversammlung erneut die Klinikum-Verwaltungsleiterin, Ulrike Holtzsch, bestellt. Bereits zum zweiten Mal hat sie sich dazu bereiterklärt, diese Aufgabe zu übernehmen.

Eine neue Ausschreibung zur Suche eines geeigneten Geschäftsführers soll unverzüglich vorbereitet werden.


Kommentar

Eine unglückliche Lösung - eine Lösung ohne Optionen, wie sie sich anbahnt, wenn Probleme aufgeschoben werden, anstelle Prozesse zu gestalten.

Krankenhäuser und Klinika gehören zu den komplexesten Organisationen, die Menschen je geschaffen haben - und die Führung einer solchen Organisation aus Experten zu den schwierigsten Management-Aufgaben überhaupt. Ohne externe Experten-Begleitung ist eine solche Herausforderung kaum zu stemmen. Die Krux ist, dass frisch gebackene Geschäftführer die Nutzung externen Sachverstands oftmals nicht nutzen,weil Dritte das als Unvermögen der Führungskraft deuten könnten. Hier setzt der Görlitzer Oberbürgermeister Joachim Paulick richtig an, wenn er es ist, der die Einbeziehung von Experten fordert.

Paditz hatte die richtigen Führungsinstrumente und strategischen Ansätze an Bord, als er vor zwei Jahren in Görlitz antrat. Insofern war es eine gute Entscheidung, als die Auswahl für den schwierigen Job auf ihn fiel. Doch was nützt der beste Kapitän, wenn Offiziere und Mannschaft ihm nicht folgen?

Bleiben Sie gesund!

Ihr Fritz R. Stänker

Kommentare Lesermeinungen (1)
Lesermeinungen geben nicht unbedingt die Auffassung der Redaktion, sondern die persönliche Auffassung der Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich das Recht zu sinnwahrender Kürzung vor.

Die Besten gehen weg

Von S.S. am 30.06.2008 - 09:06Uhr
Die Realität ist doch, daß die Besten aus Görlitz weggehen, wenn nicht freiwillig, dann mit Druck. Und wer aus beruflichen Gründen nach Görlitz zieht, für den gelten wohl eher die Argumente des Arbeitgebers. Für Görlitz sprechen das überdurchschnittliche Kulturangebot, die Architektur und die landschaftliche Lage, dagegen die hohen Grundsteuern, hohe Preise für Gas und Wasser und vor allem die Provinzialität in den Köpfen!

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  • Quelle: /red
  • Erstellt am 28.06.2008 - 07:56Uhr | Zuletzt geändert am 13.10.2022 - 12:56Uhr
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