Beim ersten Mal, da geht’s noch schief

Beim ersten Mal, da geht’s noch schiefGörlitz, 20. April 2022. Von Thomas Beier. Zur Lebenserfahrung gehört: Es gibt immer ein erstes Mal – und es liegt wohl in der Natur der Dinge, dass beim ersten Mal oft etwas schiefgeht oder zuweilen – wenn man nicht nur kein Glück hat, sondern auch noch Pech hinzukommt – sogar so ziemlich alles schiefgeht, was nur schieflaufen kann.

Abb.: Die ersten Schritte, erstmals Schlittschuhlaufen, zu ersten Mal Radfahren – typische Situationen, die gewöhnlich erst einmal schiefgehen. Andererseits ist es keineswegs typisch, dass beim ersten Mal immer etwas schiefgeht, sonst gäbe es keine Fallschirmspringer oder Taucher.
Foto: Hans Braxmeier, Pixabay License
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Murphys Gesetz in der Praxis

Murphys Gesetz in der Praxis
Die allererste Brille: Wie lange hat sie gehalten? Besonders die ersten Wochen sind kritisch
Foto: Jan Bertram, Pixabay License (Bild bearbeitet)

Beim ersten Mal spielt sicherlich Unerfahrenheit eine große Rolle, dennoch: Es gibt Leute, die scheinen vom Pech verfolgt, nichts will perfekt gelingen, ständig geht etwas kaputt oder verloren.

Dass etwas schiefgehen wird, lässt sich mathematisch anhand der Wahrscheinlichkeitsrechnung leicht aufzeigen: Selbst die allerkleinste Wahrscheinlichkeit für den Eintritt eines Ereignisses wird zum sogenannten sicheren Ereignis, wann man dem Lauf der Dinge unendlich viel Zeit zur Verfügung stellt, anders gesagt: Wenn man nur genügend Geduld hat, dann geht es schief. Das deckt sich mit einer Volksweisheit. "Nichts ist für die Ewigkeit", sagt der Volksmund und meint damit vor allem Materielles. Im Grunde jedoch steckt in jedem Prozess ein Risiko, wodurch sein Scheitern über kurz oder lang quasi programmiert ist.

Bekannt ist Murphys Gesetz, das auf Captain Edward A. Murphy, im Jahr 1949 Ingenieur auf der Edwards Air Force Base in Kalifornien, zurückgeht: Wenn etwas schiefgehen kann, dann wird es das auch – eine Erkenntnis, die regelrecht zum Philosophieren einlädt.

Das sichere Ereignis für Raucher – und wie man ihm entgeht

Nehmen wir mal einen Raucher, selbstredend wäre auch eine Raucherin möglich. Das Schiefgehen beim Rauchen ist etwa ein Bronchialkarzinom, eine üble Spielart des Sterbens, die für einen Raucher langfristig gesehen das mit absoluter Sicherheit eintretende Ereignis ist, wenn er nicht vorher an etwas anderem stirbt.

Die Wahrscheinlichkeit für den Eintritt dieses unbestreitbar nachteiligen Ereignisses lässt sich nur dadurch rapide senken, dass man nicht raucht, weder aktiv noch passiv. Allerdings kann das menschliche Hirn langfristige Zusammenhänge nicht verknüpfen, woraus dann die Hoffnung beruht, wie bei einem Lottogewinn werde es ausgerechnet einen selbst nicht erwischen. Die Hoffnung trügt, erfüllen könnte sie sich nur durch eine andere und vorher wirkende Todesursache.

Zwei-Phasen-Theorie zum Eintritt negativer Ereignisse

Das ist überaus interessant, wie gesagt: Wenn etwas mit nur der allergeringsten Wahrscheinlichkeit eintreten wird, wird es über eine ausreichend lange Zeitspanne hinweg mit absoluter Sicherheit eintreten. In Bezug auf negative Ereignisse sind – wissenschaftlich gesehen – die Zeitfenster interessant, in denen es zu üblen Ereignissen kommt.

Womöglich gibt es zwei Phasen, in denen man sich vor Negativ-Ereignissen hanz besonders hüten beziehungsweise ihnen aktiv vorbeugen sollte:


    • In der ersten Zeit, nachdem das Ereignis überhaupt eintreten kann.
    • Nach langer Zeit, wenn die Routine trügerische Sicherheit verspricht.

Beispiele Führerscheinneuling und Paarbeziehung

Um Beispiele zu haben: Niemand wird ernsthaft bestreiten, dass ein Fahranfänger in den ersten Wochen als Führerscheinbesitzer ein höheres Unfallrisiko hat als ein routinierter Kraftfahrer; anschließend geht das Unfallrisiko zurück. Kommt es jedoch über viele Jahre hinweg zu keinem Unfall, dann formiert sich eine trügerische Sicherheit: Ganz egal, wie die Situation ist, man beherrscht sie und kommt heil durch. Doch Routine ist ein schlechter Ratgeber bei sich verändernden Rahmenbedingungen – und irgendwann knallt’s dann doch.

Oder der neue Freund beziehungsweise die neue Freundin: Das Risiko, ihn oder sie gleich wieder zu verlieren, ist unmittelbar nach dem Kennenlernen besonders hoch. Ist dieses Risiko erfolgreich umschifft, wird aber die Beziehung nicht gepflegt, verfestigt sich nach einigen Jahren der Alltag so sehr, dass Ausbruchsversuche interessant werden und es in deren Folge mit einiger Wahrscheinlichkeit zur Trennung kommt.

Wirtschaftlich interessant: Gutes günstig erwerben

Merke also: In neuen Situationen ist das Risiko hoch und in eingespielten Routinesituationen ebenso. Wer das bedenkt, könnte auf neue Ideen für ein Geschäft kommen. Auch hier ein ganz praktisches Beispiel, das sich auf andere Branchen übertragen lässt: Wer ein wenig in die Jahre kommt, braucht meist wegen der einsetzenden Altersweitsichtigkeit eine Brille, um nahe Objekte – etwa beim Lesen – noch scharf sehen zu können.

Was heißt hier eine Brille, mit nur einer kommt kaum jemand aus! Meist geht es um eine Lesebrille, eine Computerbrille und um eine Gleitsichtbrille. So eine Gleitsichtbrille ist ganz praktisch, weil man im unteren Sehfeld nahe Dinge scharf sich und oben jene in der Ferne. Wahnsinnig hilfreich ist das beim Autofahren: Man sieht den Starkasten, der einem einen bösen Blitz entgegenschleudern möchte, ebenso scharf wie den Zeiger des Tachometers.

Welcher Brillen-Neuling ist Experte für das Tragen einer Brille?

Das Problem jedoch liegt ganz woanders: Wer mit Hilfe der Künste eines Augenoptikermeisters zum Brillenträger wird, ist noch lange kein Experte fürs Brillentragen – und das Missgeschick lauert überall. Erst fällt die Brille unbemerkt runter, dann tritt man drauf, weil man sie ohne Brille nicht gesehen hat. Der neue Hund will unbedingt die Erfahrung machen, ob sich die Brille als Kaugummi eignet. Man lässt sie liegen und vergisst, wo. Oder man zerkratzt versehentlich die Gläser – es gibt mindestens 50 Wege, seine Brille ungewollt loszuwerden.

Deshalb sind Brillenträger am Beginn ihrer bebrillten Lebensabschnitts gut beraten, anfangs die teuersten Brillenmodelle zu meiden, andererseits aber nicht auf die Qualität des Augenoptiker-Meisterbetriebs zu verzichten. Genau das aber ist die Nische, in die clevere Augenoptikermeister mit Hilfe des Internets vorstoßen: Sie befriedigen ein "brennendes Problem" ihrer Neukunden, das denen so deutlich gar nicht bewusst ist, und verkaufen Brillen in Optikerqualität günstig via Internet. Wer gibt schon gern vielleicht hunderte Euro für eine Brille aus, um kurz darauf festzustellen, dass der Umgang damit durchaus heikel ist und zum Totalverlust führen kann?

Der Online Verkauf bei Augenoptik-Betrieben, die in gewisser Weise eine Zwischenstellung zwischen Handwerksbetrieb und Augenarzt einnehmen, funktioniert natürlich nur mit einem ausgeprägten Filialsystem, das garantiert, dass der Kunde seine Brille vor Ort final anpassen lassen kann. Wie das funktioniert, zeigt die moderne Damenbrille vom Augenoptiker, die hier zugleich ein Muster für einen hervorragend konzipierten Webshop liefert. Hier wird nicht einfach nur ein Sortiment online gestellt, sondern der Kunde vom ersten bis zum – vorerst – letzten Kontakt digital wie auch analog begleitet.

Pechvögel und Glückskinder

Resümierend muss man feststellen, dass es Zeitgenossen gibt, die den Umgang mit empfindlichen Sachen oder schwierigen Situationen wohl nie so richtig beherrschen werden. Will sagen: Einer kleckert nie, der andere ständig. Einer hat nie eine Beule am Auto, der andere könnte eine Strichliste führen. Bei einem ist ständig etwas weg, der nächste findet immer alles. Aber das ist nur die eine Seite der Medaille, denn im Grunde geht es vor allem darum, ein Bedürfnis – wie im Beispiel die Kombination aus gutem Sehen und gutem Aussehen – mit überschaubarem finanziellen Aufwand zu erfüllen.

Wer die Theorie dahinter mag: Es geht um die Grenzkostenkalkulation, nach der ein eigentlich teures Produkt so konzipiert und hergestellt wird, dass es ohne Qualitätsabstriche für eine große Zielgruppe erschwinglich und interessant ist – und natürlich erst recht für jene Pechvögel, denen das Missgeschick ein täglicher Begleiter ist. Andererseits fühlen sich Glückskinder so richtig als Glückskind, wenn sie eine wertvolle Sache günstig kaufen konnten. Alle sind zufrieden, was will man mehr?

Kulturzuschlag:
Heike Makatsch: 50 Ways (to lose your glasses)

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  • Quelle: Thomas Beier | Foto Fahrrad: Hans / Hans Braxmeier, Pixabay License; Foto Brille: jottbe / Jan Bertram, Pixabay License
  • Erstellt am 20.04.2022 - 09:24Uhr | Zuletzt geändert am 20.04.2022 - 12:11Uhr
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