Förderung des Unternehmertums in Ostdeutschland
Görlitz, 10. September 2019. Dem Osten Deutschlands wird immer wieder bestätigt, so erst im März 2019 in einer Studie des Leibniz-Insituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH), dass er in der Produktivität mit dem Westen nicht mithalten könne. Angesichts der vielen, in den Jahren seit 1990 neu errichteten und hochmodernen Betriebe im Osten zweifelt so mancher an dieser Aussage. Woran liegt es also, dass die Produktivität der Ost-Wirtschaft, so die Studie, runde 20 Prozent unter der im Westen liegt?
Abbildung: Görlitz überrascht immer wieder. Auf der Ecke Rosenstraße / Jüdenstraße entstehen anstelle der vorherigen Ruinen Wohnhäuser und ein Parkhaus für die Mieter, selbstverständlich angepasst an das bestehende Gebäudeensemble
Zustandsbeschreibung und was zu tun ist
Eines der Phänomene sind die Betriebsgrößen. Zwar sind Unternehmen im Osten oft tatsächlich hochmodern konzipiert und ausgestattet, aber sie sind relativ klein: Laut IWH-Studie befinden sich 464 der 500 größten deutschen Unternehmen in den alten, oder wie man in den neuen Bundesländern gern spöttisch sagt, in den gebrauchten Bundesländern. Doch als Faustregel gilt, dass ein Unternehmen umso produktiver wird, je größer es ist. Die vielen kleineren Unternehmen im Osten können also schon wegen ihrer Betriebsgröße die Produktivität der West-Wirtschaft nicht erreichen.
Die Leibniz-Forscher fordern eine Stärkung der Städte, die in der Dienstleistungsgesellschaft die entscheidenden Standorte seien – eine These, die vor allem in Sachsen eher kritisch gesehen wird. So entsteht aktuell im abgelegenen Görlitz – der Neißefluss verbindet die Stadt mit Polen – das CASUS Center for Advanced Systems Understanding, ein fördermillionenschweres Forschungszentrum für Systemforschung (der Görlitzer Anzeiger berichtete) und Senckenberg baut hier ein Forschungsinstitut, mitten in der Stadt.
Tatsache ist, dass Lokalpolitik, Staatsregierung und Förderinstitutionen für Görlitz bereits viel erreicht haben. Auch deshalb haben sich hier Weiterbildungsanbieter, die zum Erfolg der Unternehmen vor Ort beitragen, niedergelassen. In ihrem Programm sind Kurse für bestehende Unternehmen und Start-ups in unterschiedlichen Bereichen, vor allem wird Produktmanagement Training für das Unternehmen als wichtig empfunden. Zum Teil wird die Teilnahme an solchen und anderen Kursen sogar bezuschusst. Damit soll erreicht werden, dass Unternehmer, Gründer und Führungskräfte immer auf neuestem Stand sind.
Görlitz als Beispiel einer aufstrebenden Region Ostdeutschlands
Görlitz profitiert auch von Menschen, die hier Erfolgschancen wittern und deshalb neu in die Stadt kommen. Unabhängig vom Ruf der Stadt als Pensionopolis bietet Görlitz sich gerade für junge Menschen an, die Freiräume suchen und Geschäftsideen ausprobieren wollen. Bezahlbare Mieten für Wohn- und Geschäftsräume und Fördermittel locken Leute aus den früheren Berliner Szenevierteln von der Spree an die Neiße.Allerdings hat die Förderpolitik auch ihre Schattenseiten, wie das IWH feststellt. Staatliche Subventionen seien häufig an den Erhalt oder die Schaffung von Arbeitsplätzen gebunden, was die Steigerung der Produktivität verhindere. Steigt jedoch die Produktivität nicht, bleiben die Einkommen gering, nur 68 Prozent des Bundesdurchschnitts werden in Görlitz gezahlt. Der Niedriglohn ist in Görlitz und im Landkreis seit Jahren ein Problem. Durch ihn geht der Anteil höherqualifizierter Arbeitskräfte weiter zurück, selbst hochqualifizierte Ausländer gehen lieber in den Westen – ein Trend, den die jüngsten Wahlergebnisse der Sachsenwahl weiter verfestigen dürften. Die Situation verschärft sich außerdem, weil laut IWH die Schulabbrecherquote im Osten größer ist als im Westen, zudem nehme die Personenzahl im erwerbsfähigen Alter im Osten deutlich schneller ab.
Dabei bietet Görlitz als Stadt eine enorme Lebensqualität, besonders für Familien. Die abwechslungsreiche Architektur der modern sanierten Wohnhäuser, Parks, städtischer Nahverkehr und das reizvolle Umland sind wichtige Pluspunkte, der vielleicht wichtigste: Die ausgeprägte Willkommenskultur der Einheimischen für die sogenannten Neu-Görlitzer.
Produktschulungen als Basis des Erfolges
Bei aller Lebensqualität und Aufbruchsstimmung: Das A und O sind erfolgreiche Unternehmen, die ihre Produkte und Dienstleistungen im Markt platzieren und verkaufen. In Görlitz werden das immer mehr, sei es in den Gewerbe- und Industriegebieten oder sogar inmitten der historischen Altstadt, wo sich – wie über die ganze Stadt verteilt – Softwareunternehmen angesiedelt haben. Sie und andere, beispielsweise Beratungsunternehmen, nutzen die Vielfalt und Schönheit der Stadt, um sich teils weltweit zu präsentieren. Grundlage für den Erfolg jedoch, so zeigt sich immer wieder, ist und bleibt eine ordentliche Produktmanagement Schulung.


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- Quelle: red | Foto: © Görlitzer Anzeiger
- Erstellt am 10.09.2019 - 00:26Uhr | Zuletzt geändert am 10.09.2019 - 09:25Uhr
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