Deinege sieht Bombardier weiter in der Pflicht

Görlitz, 30. März 2018. Nach Verhandlungen mit Arbeitnehmervertretern bekennt sich der Bombardier-Konzern zu seinen Standorten, darunter auch Görlitz. Der Wermutstropfen: Der Konzern hat sich mit dem Betriebsrat und der Gewerkschaft IG Metall auch auf den Abbau von 2.200 Stellen in Deutschland geeinigt. Demnach seien in Görlitz nur noch 800 Arbeitsplätze gesichert.

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Görlitzer Oberbürgermeister fordert Rückkehr an den Verhandlungstisch

Für Oberbürgermeister Siegfried Deinege ist dieses Ergebnis "mit Blick auf die Zukunft des Görlitzer Werkes wahrlich kein Anlass zur Freude", weil dieses Konzept die Verlagerung der ICX-Zugproduktion ins polnische Breslau (Wrocław) beinhalte. Deinege: "In Görlitz verbleibt ein Restwerk, um andere Aufträge abzuarbeiten – ein echtes Zukunftskonzept sieht anders aus."

Dass der Konzern genau diese Strategie, in Görlitz nur ein Restwerk zu erhalten, verfolge, zeigt sich in den Augen des Görlitzer Oberbürgermeisters bei der Kündigung von Leiharbeitern und dem initiierten Freiwilligenprogramm, mit dem Personal kostengünstig reduziert werden soll. Deinege kritisiert, dass diese Auslagerungsstrategie verfolgt wird, obwohl die Auftraggeber des Bombardier-Großauftrags mit der Deutschen Bahn und Siemens deutsche Unternehmen seien. Hier müsste auch Verantwortung für den Standort Görlitz übernommen und zugleich und Druck auf Bombardier-Transportation ausgeübt werden.

Als Scheinargument bezeichnet Oberbürgermeister Deinege, der früher selbst Werkleiter bei Bombardier in Görlitz war, die Ankündigung, dass der Standort Görlitz für acht Millionen Euro modernisiert werde und den Wagenrohbau inklusive der Wagenkästen von Straßenbahnen fertigen solle. "Wir reden hier über Investitionen in Anlagen, die zur Realisierung der bestehenden Aufträge längst überfällig waren. Das ist keine strategische Investition in ein Kompetenzzentrum mit entsprechenden Entwicklungs- und Technologiekapazitäten für Görlitz. Denn gleichzeitig wurden in Polen ca. 40 Millionen Euro eingesetzt, um die Hochtechnologieproduktion im Laserschweißen aufzubauen – und damit die Produktion der ICX-Fahrzeuge vom deutschen Standort Görlitz zu übernehmen", erläuterte Deinege gestern in einer Mitteilung die Hintergründe.

Der Görlitzer Oberbürgermeister mahnt Politik, Gewerkschaften und Betriebsräte, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Zurzeit ist Görlitz das einzige Bombardier-Werk, das seit Jahren eine hohe Auslastung aufweist und unter anderem mit der Hochtechnologie des Stahl-Laser-Schweißens die Marktführerschaft innehat. Ohne dieses Know-how bleibe für Görlitz nur eine "verlängerte Werkbank", die schnell und einfach zu verkaufen wäre. Für den Oberbürgermeister Deinege ist das nach eigenen Worten nicht hinnehmbar: "Das bringt in Görlitz hunderte von Mitarbeitern um ihre berufliche Existenz."

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  • Erstellt am 30.03.2018 - 06:46Uhr | Zuletzt geändert am 30.03.2018 - 07:03Uhr
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