Bundesanleihen fallen auf ein neues Rekordtief
Görlitz, 13. Juni 2016. Die einfache, zugleich sichere und dabei noch halbwegs rentable Geldanlage ist im Zeitalter des Niedrigzinses auch für die Görlitzer passé. Gut beraten ist, wer sich selbst schlau macht und sich mit dem Geldmarkt beschäftigt. So herrschte an den Bondmärkten Anfang Juni 2016 Kaufstimmung, das lässt die Renditen sinken. Zehnjährige deutsche Bundesanleihen liegen nur noch minimal im Plus. Die Anleger sehen offenbar keine Alternative angesichts der Unsicherheiten an den Aktienmärkten.
Flucht in Bundesanleihen
Zunehmende Sorgen sind immer der Hintergrund, wenn Anleger die sicheren deutschen Staatsanleihen kaufen. Dieses Mal scheint die Konjunktur zu wackeln, auch politisch stellt sich das Umfeld als unsicher dar. Wenn die Bundesanleihen sehr stark nachgefragt werden, sinkt ihre Rendite. Zehnjährige Bonds rentieren aktuell gerade noch mit 0,048 Prozent. Der Analyst Peter Chatwell (Mizuho) benennt als Hauptgründe das Brexit-Referendum am 23. Juni 2016 und zusätzliche politische Risiken, die jetzt schon erkennbar sind und nach dem nicht unwahrscheinlichen Brexit noch wachsen dürften. In mehreren europäischen Ländern gibt es Unabhängigkeitsbestrebungen, dementsprechend könnte auf die Politiker der Druck wachsen, ebenfalls entsprechende Referenden durchführen zu lassen. Diese Einschätzung teilt auch der Volkswirt Patrick Zweifel (Pictet Asset Management). Bisher hieß es immer, der Brexit würde eher den Briten als Europa schaden, doch die Analysten bewerten die Lage neu: Europa könnte vielleicht mehr leiden.
EZB erzeugt zusätzlich Druck
Das Quantitative Easing (Anleiheaufkäufe) der EZB erzeugt zusätzlichen Druck, denn auch die europäischen Zentralbanker kaufen überall in Europa Staats- und inzwischen auch Unternehmensanleihen auf. Zuletzt standen Deutschland, Frankreich und Italien im Fokus des QE-Programms, das auf insgesamt 1,74 Billionen Euro angelegt ist. Die Renditen der Staatsanleihen sollen gerade nach Auffassung der EZB sinken, damit sie durch Banken nicht mehr gekauft werden. Diese sollen lieber Kredite an die Wirtschaft vergeben. Das Programm und der Ansturm sonstiger Anleger auf die Bonds zeigen Wirkung: Anfang Juni 2016 sank erstmals die Umlaufrendite auf einen negativen Wert. Die Bundesbank teilte mit, dass am 6. Juni die Verzinsung aller deutschen Staatspapiere mit 3- bis 30-jähriger Laufzeit auf -0,02 Prozent gesunken ist. Zuvor waren es noch +0,01 Prozent gewesen.
Unsichere Gemengelage
Als dritter Akteur spielt die FED mit. Deren Chefin Janet Yellen hatte ebenfalls am Montag, dem 6. Juni 2016, die Spekulationen beendet, wonach es in den USA noch im Juni eine erneute Leitzinsanhebung geben könne. Die FED hätte der weltweite Zinsmotor werden können, doch daraus wird wohl vorläufig nichts. Die traditionell leisen und mit Bedacht gewählten Worte der obersten US-Währungshüter grummelten um den Globus, auch spanische und italienische Staatsanleihen fielen prompt um sogar drei bis vier Basispunkte. Immerhin rentieren sie noch zwischen 1,44 und 1,47 Prozent. Die dortige Wirtschaft schwächelt schließlich, die Prognose der spanischen Notenbank verweist auf eine klare Rezession von -0,5 Prozent in 2016. Deutschland platzierte inzwischen die jüngsten, 2026 fälligen Anleihen mit einer Negativrendite von -0,81 Prozent. Auch niederländische Anleihen liegen mit -0,223 Prozent im Minus, Österreich zahlt noch +0,448 Prozent. Selbst Unternehmensanleihen rentieren inzwischen auf äußerst kümmerlichem Niveau.
Gibt es Alternativen?
Immobilienfonds könnten eine Alternative sein, doch auch ihre Gewinne sinken. Immerhin wächst ihr Renditeabstand zu Bundesanleihen. Kein Zweifel: Deutsche Anleger müssen umdenken und sich von der Sicherheit des Festzinssparens verabschieden. Viele Alternativen bieten beispielsweise die Aktien- oder Rohstoffmärkte, wie der Branchendienst von IG berichtet. Sparer sollten sich nicht von plakativen Verlockungen verführen lassen, wie sie beispielsweise die Immobilienfonds darstellen. Hiervor warnen Experten, es droht eine Blase. Optimalerweise lässt man sich aber vom Finanzberater seines Vertrauens beraten.



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- Quelle: red | Foto Geld: janeb13, Foto zahlen mit Stift: steinarhovland / Steinar Hovland, beide pixabay und Lizenz CC0 Public Domain
- Erstellt am 13.06.2016 - 13:32Uhr | Zuletzt geändert am 13.06.2016 - 14:39Uhr
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