1945 - Kriegsende und Neubeginn im Spiegel der Tagebücher Görlitzer Bürger
Görlitz-Zgorzelec. „Vae Victis!...Was kommt, ist der harte Gegenschlag der Rache für alles, was Hitler den Völkern im Osten durch seine SS angetan hat. Jetzt sind wir daran, die Rechnung zu bezahlen. Grausig ist es nun in Görlitz leben zu müssen.“ Diese verzweifelten Sätze schreibt der Pfarrer der katholischen St. Bonifatius Kirche in Görlitz Ost (heute Zgorzelec) am 6. Mai 1945 angesichts der Not, der Rechtlosigkeit und der Willkür der Besatzer bei Kriegsende. Jahre später (1973) veröffentlicht er sein Tagebuch. Dabei bestand sein Ziel darin, etwas für die Versöhnung besonders zwischen Deutschen und Polen beizutragen. Denn der Weg aus der Tiefe der Nacht - so sein fester Glaube - hin zum wahren Frieden zwischen den Völkern könne nur durch die schonungslose, „tapfere Aufarbeitung“ des Geschehenen auch und gerade gegen das Vergessen beschritten werden.
Tagebuchschreiber kommen zu Wort
Akten und amtliche Unterlagen zeichnen oftmals ein nur scheinbar rationales Bild der Geschichte, wie es von bürokratischen Dokumenten und Statistiken suggeriert wird. Lebendig und oft auch emotional nacherlebbar wird die Vergangenheit erst durch die authentischen Berichte von Zeitzeugen.
Ein Glücksfall ist, dass einige beruflich und sozial recht unterschiedlich statuierte Görlitzer ihre Erlebnisse und die Ereignisse in den Monaten des Kriegsendes in Tagebüchern festhielten.
Die Tagebuchschreiber sollen nun in einer Lesung noch einmal mahnend zu Wort kommen. Die Veranstaltung soll, ganz im Sinne von Franz Scholz, dessen Geburtstag sich am 10. Dezember 2009 zum 100. Male jährt, ein Appell an die Barmherzigkeit, ein Beitrag gegen das Vergessen und für die Versöhnung sein, gewidmet „Den Deutschen und Polen, die sich in unbarmherziger Zeit den Gliedern des jeweils entrechteten und gedemütigten Volkes gegenüber als Nächst erwiesen haben.“ (Franz Scholz)
Gelesen werden:
- Marianne Opitz (1884 –1971), 1945 Lehrerin am der Luisenschule (Lyzeum) am Wilhelmsplatz
- Justizrat Conrad Heese (1872-1945), Rechtsanwalt und Notar
- Franz Scholz (1909-1998), Pfarrer der katholischen St. Bonifatiuskirche in Görlitz Ost, Ehrenbürger der Stadt Görlitz (1991)
- Eberhard Giese (1884-1968), Direktor des Wohlfahrts-, Jugend- und Gesundheitsamtes der Görlitzer Stadtverwaltung
Offeriert wird das Angebot zum Zuhören von Evelin Mühle, den Verwandten des Justizrats Heese Wiltrud Weers (Enkelin) und Inge Heese (Schwiegertochter) sowie von Ratsarchivar Siegfried Hoche
Hingehen!
Mittwoch, 21. Oktober 2009, 17 Uhr,
Großer Sitzungssaal des Görlitzer Rathauses
Abbildung:
Engel von Jörg Beier, Holzgestalter, Schwarzenberg/Erzgebirge
http://www.freie-republik-schwarzenberg.de
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- Quelle: /red | Foto: /BeierMedia
- Erstellt am 10.10.2009 - 02:32Uhr | Zuletzt geändert am 10.10.2009 - 03:15Uhr
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