Jíří Gruša im Wichernhaus

Görlitz-Zgorzelec. Im Rahmen des Festivals "KUNSTverFOLGEN" findet am 8. Oktober 2008 um 19:30 Uhr im Wichernhaus in der Johannes-Wüsten-Straße 23, kleiner Saal) eine Gesprächs- und Diskussionsrunde mit dem Präsidenten des Internationalen P.E.N. und Direktor der Diplomatischen Akademie Wien, dem Botschafter a.D. und Brückepreisträger der Europastadt Görlitz-Zgorzelec, Dr. Jíří Gruša, statt. An diesem Gesprächsabend wird Jíří Gruša auch aus seinem Werk "Das Gesicht - der Schriftsteller - der Fall" lesen. Er selbst beschreibt sein literarisches Schaffen insgesamt als durchaus politisch und abhängig vom gesellschaftlichen Kontext. "Dichtung und Leben sind aufeinander bezogen". Moderiert wird die ArenaKultur diesmal von Michael Hametner (MDR Figaro) und Dr. Matthias Krick (Förderverein Kultustadt Görlitz-Zgorzelec e.V.)

Anzeige

Schriftsteller und Diplomat

Dr. Jíří Gruša, geboren am 10. November 1938 in Pardubitz (Pardubice), studierte Philosophie und Geschichte an der Prager Karls Universität (Univerzita Karlova) und promovierte 1962 in Philosophie. Erste Veröffentlichungen erfolgten noch im gleichen Jahr. 1964 gründete er die erste nicht-kommunistische Literaturzeitschrift "Tvář", in der auch erste Veröffentlichungen von Václav Havel, Milan Uhde und anderen tschechischen Schriftstellern erschienen. Diese Zeitschrift wurde bald wieder eingestellt, insbesondere wegen großer Auseinandersetzungen mit der damaligen politischen und literarischen Nomenklatur.

Bis 1969 arbeitete Gruša als Redakteur bei verschiedenen Literaturzeitschriften, so bei "Sesity", "Nové knihy" und der Wochenzeitschrift "Zítrek". 1968 war er Mitwirkender am Prager Frühling und wurde 1969 auf Grund der Teilpublikation des Romans "Mimner" angeklagt. Im gleichen Jahr wurde Gruša mit Berufsverbot belegt.

1977 unterzeichnete er die Charta77, ein Jahr später erneute strafrechtliche Verfolgung sowie Verhaftung nach der Veröffentlichung seines ersten Romans "Dotazník" (deutsche Ausgabe 1979, "Der 16. Fragebogen"). Erst nach der Intervention Heinrich Bölls bei der tschechischen Regierung erfolgte im Dezember seine Freilassung.

Während seines Aufenthaltes in den USA wurde Gruša aus der CSSR ausgebürgert wurden. Seit 1981 wohnt er in Bonn und erwarb 1983 die Staatsbürgerschaft der BRD. Gruša arbeitet seither als freier Schriftsteller. Nach der Wende 1989 erfolgte im November 1990 die Ernennung zum Botschafter der CSFR in Bonn, acht Jahre später die Ernennung zum tschechischen Botschafter in Österreich (bis 2004). Im Jahr 2004 wurde Gruša zum Präsidenten des Internationalen P.E.N. gewählt und ein Jahr später übernahm er als Direktor die Diplomatische Akademie in Wien.

Für sein Wirken in Literatur, Gesellschaft und Politik erhielt Jíří Gruša zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen. So unter anderem den Jíří-Kolar-Preis 1976, den Andreas-Gryphius-Preis 1996, den Internationalen Brücke-Preis der Europastadt Görlitz-Zgorzelec 1998 und den Jaroslav Seifert Preis 2002, um nur einige zu nennen. Neben seiner Tätigkeit als Direktor der Diplomatischen Akademie in Wien ist er in verschiedenen Gremien und Akademien als Mitglied aktiv.

Sein umfassendes literarisches Wirken reicht von Gedichten, Kinderbüchern über Romane, Novellen, Anthologien und Erzählungen bis zu außergewöhnlichen Kurzbeiträgen und Vorträgen, so auch im Rahmen seiner Poetikdozentur "Literatur in Mitteleuropa" an der Technischen Universität Dresden (1999).

Michael Hametner wurde am 23. Februar 1950 in Rostock geboren, studierte in Leipzig Journalistik und arbeitete in dieser Zeit als Schauspieler, Regisseur und als Leiter des Theaters der Leipziger Universität, des "Poetischen". Gleichzeitig begann er mit dem Schreiben von Theater-, Hörspiel und Literaturkritiken. Anfang der 90er Jahre war er zunächst als freier Mitarbeiter beim Mitteldeutschen Rundfunk tätig und ab 1994 als zuständiger Literaturredakteur. Neben seiner Tätigkeit bei MDR Figaro ist Michael Hametner selbst schriftstellerisch aktiv.

Kommentare Lesermeinungen (0)
Lesermeinungen geben nicht unbedingt die Auffassung der Redaktion, sondern die persönliche Auffassung der Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich das Recht zu sinnwahrender Kürzung vor.

Schreiben Sie Ihre Meinung!

Name:
Email:
Betreff:
Kommentar:
 
Informieren Sie mich über andere Lesermeinungen per E-Mail
 
 
 
Weitere Artikel aus dem Ressort Weitere Artikel
  • Quelle: /FVKS | Update vom 08.10.2008 - 00:35 Uhr
  • Erstellt am 08.10.2008 - 00:35Uhr | Zuletzt geändert am 12.10.2008 - 20:05Uhr
  • drucken Seite drucken
Anzeige