Görlitz, wie es einmal war

Görlitz, 28. April 2011. Görlitz, wie es einmal war... das klingt nach Bildern aus der Vorkriegs- oder noch früheren Zeiten. Tatsächlich aber stammen die Aufnahmen der Görlitzer Altstadt, die der Görlitzer Anzeiger in seiner aktuellen Bildergalerie präsentiert, vermutlich aus dem Jahr 1989, sind also gerade mal 22 Jahre alt. Die Aufnahmen von Thomas Beier zeigen eine sterbende Stadt.

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Die Görlitzer Altstadt in Agonie

Die Görlitzer Altstadt in Agonie
Der Demianiplatz vor 22 Jahren
Quelle: Optisch-fotografische Sammlungen Thomas Beier, © BeierMedia.de

Abgelichtet ist die beklemmende Atmosphäre einer durch den Verfall weitgehend zerstörten und menschenleeren Altstadt. Manche der abgebildeten Orte lassen sich ob des damals ruinösen Zustands heute nur noch schwer lokalisieren.

Der Verfall der Görlitzer Altstadt während des DDR-Sozialismus war das Ergebnis eines Systems, das die falschen Prioritäten setzte und mit organisierter Verantwortungslosigkeit einherging. Die Kraft sich dem entgegenzustemmen brachten nur wenige Menschen auf. So ist der weitestgehende Erhalt der Görlitzer Altstadt als Flächendenkmal vor allem den damaligen Denkmalpflegern wie Michael Vogel und Peter Mitsching zu verdanken ist. Ihre Strategie, vor allem die Eckhäuser zu erhalten, hatte die Rettung ganzer Straßenzüge zur Folge.

Die aktuellen Galeriebilder zeigen einen Teil der Geschichte, die sich hinter den heute schön restaurierten Görlitzer Fassaden verbirgt.

Leser gefragt!
Wer mehr zu den abgebildeten Orten oder zur zeitlichen Einordnung der Aufnahmen weiß, sollte die Kommentarfunktion nutzen oder sich per E-Mail an redaktionx@xgoerlitzer-anzeiger.de (Spamschutz: beide "x" entfernen) wenden.
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Kommentare Lesermeinungen (10)
Lesermeinungen geben nicht unbedingt die Auffassung der Redaktion, sondern die persönliche Auffassung der Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich das Recht zu sinnwahrender Kürzung vor.

Breite Straße Lebensmittelgeschäft

Von Martin Pollmann am 20.10.2014 - 09:02Uhr
Moin, fein, in dem Haus wohne ich noch. Nebenan ist ein Modegeschäft zu finden: "Nur Du" - tolle Jeans, Hemden :D.

Schade, dass Görlitz den Wohnungsbedarf zur Zeit auch mal wieder nicht decken kann. Ansonsten kenne ich alle Blickwinkel der Görlitzer Ansichten.

Standortkorrektur

Von Brigitte am 05.01.2012 - 17:00Uhr
Ich finde diese kleine historische Dokumentation prima. Danke!

Wie schnell hat man doch vergessen kann. Daher erinnere ich mich dieser oder jener Ecken meiner Heimatstadt gern, auch wenn sie nicht zu den berühmten Standorten zählten. Freue mich heute um so mehr, was aus manchem Schandfleck geworden ist.

Bitte eine Korrektur :
MG-8327: Es ist die Verrätergasse mit Blick von der Langenstraße in Richtung Obermarkt (rechts das ehem. EBO-Umspannwerk).
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Die Redaktion dankt für den Hinweis und hat ihn gern in die Bildergalerie "Görlitz 1989" aufgenommen!

Doch 1989

Von Thomas Beier am 03.05.2011 - 07:24Uhr
Habe nochmal recherchiert. Weitere, hier nicht veröffentliche Aufnahmen des gleichen Diastreifens (Sanierungsstand eines Hauses, Alter von Kindern) lassen den Schluss zu, dass die Aufnahmen höchstwahrscheinlich im November, vielleicht auch Dezember 1989 entstanden sind.

Die beiden mit abgelichteten "Westautos" auf dem Untermarkt - der BMW und das dahinter stehende nicht näher erkennbare, jedenfalls Nicht-DDR-Auto, könnten DDR-Bürgern oder dem "Westbesuch" gehört haben.

Untermarkt BMW = Ost PKW?

Von ko.bold am 01.05.2011 - 08:03Uhr
Ich revidiere mich und sage 1993, aus mir bekannten Gründen .Des weiteren steht da ein 7er BMW.

Standorte

Von Lars am 30.04.2011 - 14:31Uhr
Die Bilder sind wirklich wunderbar und selten. Ich bin sehr froh das so etwas mal online gestellt wurde, da ich solche Bilder nur noch im Kopf hatte, aber damals nicht fotografiert habe.

Zum Zeitpunkt: Die Bilder sind eindeutig von 1989, da noch nicht ein Westauto abgebildet ist (was 1994 der Fall gewesen wäre) und das Dreieck Bütterstraße/Helle Gasse im Mai 1989 gesprengt wurde und auf den Aufnahmen die Abrissfläche noch frisch beräumt ist. Außerdem wurde 1989 das Eckhaus Sporergasse/Langestraße saniert (angefangen, bis heute nicht fertig gestellt und eine Investruine).

Zu den letzten unbekannten Standorten:

MG-8329: Langenstraße, Lücke heute noch vorhanden neben Hotel Klötzelmönch (im Hintergrund Häuser der Fleischerstraße)

MG-8337: Breite Straße, kurz vor dem Obermarkt, gegenüber dem jetztigen Aquariumladen, Haus ist jetzt, glaube ich, gelb

MG-8327: Sporergasse von Langenstraße aus, im Hintergrund die Neubauten der Hugo-Keller-Straße

MG-8332: Brunnenstraße, im Hintergrund die Bautzener Straße

MG-8314: wieder das abgerissene Dreieck mit Langenstraße im Hintergrund

MG-8318: Jüdenstraße

MG-8317: Rückseite Rosenstraße von Jüdenstraße aus

Bilder nicht verfälscht

Von Thomas Beier am 30.04.2011 - 08:53Uhr
Herr Illmann, dier Bilder sind nicht verfälscht oder extra auf Weltuntergang getrimmt. Sie sind auf einem Umkehr-Tageslichtfilm aufgenommen. Die digitale Nachbearbeitung einiger der Aufnahmen hat sich auf eine leichte Verstärkung des Kontrastes und eine Verschiebung zu niedrigeren Farbtemperaturen, also wärmeren Tönen, beschränkt.

Wie man sieht, war bei den Aufnahmen kein Postkarten-Wetter, was vielleicht den Eindruck hätte verschönen können, die Tatsachen aber nicht. Vielleicht - was mir sehr wahrscheinlich ist - stammen die Bilder vom November 1989.

Wäre die DDR nicht sang- und klanglos untergegangen, wären mit Sicherheit weitere Quartiere abgerissen worden. Görlitz war damals ein Symbol des Niedergangs.

Bilder-Galerie Görlitz 1989

Von Illmann am 29.04.2011 - 18:42Uhr
Als gebürtiger Görlitzer - und wer 50 Jahre in dieser Stadt gelebt hat, kennt diese Bilder nur allzu gut - allerdings in Original und nicht verfälscht bzw. auf beabsichtigte "dunkle Welt-Untergangs-Stimmung " getrimmt.

Die Motive selbst sind tatsächlich aus dieser Zeit abgebildet. Ich habe damals auch auf der Peterstraße "gewohnt" und meine Kindheit in der Verräter-Gasse verbracht.

Wenn man die DDR-Zeit in diesem Lichte darstellen möchte, könnte man derartige Bilder heutzutage auch von vielen westdeutschen Städten machen. Meine Bilder im Kopf und die vielen Erinnerungs-Fotos sind jedenfalls nicht nur Bilder einer sterbenden Stadt.

Nicht alles DDR-Aufnahmen

Von ko.bold am 29.04.2011 - 15:03Uhr
Das Bild vom Untermarkt ist auf jeden Fall erst 1994 entstanden.

Frage der Redaktion:
Woran ist das erkenntlich? Alle Bilder sind zweifelsfrei an ein und dem selben Tag aufgenommen worden. Aber es wäre denkbar, dass das 1994 war.

Bilder

Von Mario am 29.04.2011 - 13:38Uhr
Es sind einige Bilder dabei, die ich selbst als Görlitzer nicht mehr erkenne, aber einige Fotos kann definitiv bestätigen:

Bild MG-8334
100%ig Ecke Teichstraße / Bautzener Straße

Bild MG-8315
100%ig Rosenstraße / Jüdenstraße, am Haus hinter der Ecke ist eine kleine Tafel von Napoleon an der Wand, hier starb am 23.5.1813 ein Vertrauter Napoleons, Napoleon kaufte das Haus

Bild MG-8314
100%ig ein anderer Blickwinkel der Jüdenstraße, Bildmitte ist wieder die Ecke Rosenstraße / Jüdenstraße

Görlitz 1989

Von Ernst am 29.04.2011 - 08:31Uhr
Dass die Stadt so weit herunter war, hätte ich nie geahnt. Die Bilder vermitteln einen Eindruck, wie das Leben früher im Osten war.

Leider ist die Qualität der Fotos sehr schlecht.

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  • Quelle: red | Fotos: © BeierMedia.de
  • Erstellt am 28.04.2011 - 16:26Uhr | Zuletzt geändert am 29.04.2020 - 13:40Uhr
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