transNATURALE ’06

Boxberg | Uhyst. Das Projekt der Trans-Media-Akademie Hellerau e.V. und des Zweckverbandes Landschaftspark Bärwalder See will den Blick auf den Wandel in der Lausitzer Braunkohleregion lenken.

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Lausitzer Licht-Klang-Festival vom 1. bis 3. September am größten See Sachsens

Das imposante Multimedia-Spektakel steigt in der sonst eher wenig beachteten Region um Uhyst und Boxberg im nordwestlichen Teil des Niederschlesichen Oberlausitzkreises. Wie schon im vergangenen Jahr ist wieder ein modern konzipiertes Programm zu erwarten.

Aufmerksamkeit für künftigen Anziehungspunkt Bärwalder See

Es bedarf außerordentlicher Mittel, um den kulturellen und sozialen Wandel der gewaltigsten Braunkohlebrache Deutschlands in die regionale und nationale Aufmerksamkeit zu rücken. An Superlativen herrscht kein Mangel: Entsteht doch hier Europas größte künstliche Seen-Landschaft mit hohem Erholungs- und Freizeitwert. Im brandenburgischen Teil des zukunftsträchtigen Seenareals hat bereits die Internationale Bau Ausstellung (IBA) Fürst-Pückler-Land mit unterschiedlichsten Maßnahmen die Aufmerksamkeit der nationalen Öffentlichkeit geweckt. Auf eine ähnlich breite Resonanz zielen die sächsischen Aktivitäten auch mit Hilfe des Licht-Klang-Festivals transNATURALE, das 2005 erstmalig vom Zweckverband Landschaftspark Bärwalder See und der Trans-Media-Akademie Hellerau (TMA) veranstaltet wurde.

Potenziale zum Klingen und Leuchten bringen

Nachdem die erste transNATURALE 2005 barocke Türen des Schlosses Uhyst und das riesige Werktor zur stillgelegten Turbinenhalle öffnete, Kühltürme illuminierte und den Uhyster Volkspark zum Klingen brachte, soll das Festival um den Landschaftspark Bärwalder See 2006 auf neue Weise die Potenziale der Region in Szene setzen. Dabei werden sowohl Initiativen vor Ort wie das vom Jugendclub Uhyst initiierte Live-Musikfestival "Morgenrot", Beiträge aus der Euroregion als auch national und international bedeutende Kunstprojekte im Festival auf originäre Weise vereint. Nicht zuletzt gemeinsam mit kreativen und begeisterungsfähigen Bürgern vor Ort werden Wege aufgezeigt, die über die Gleichförmigkeit von Provinzstränden, dröhnende Motorbootrennen und die Jagd nach Investoren hinausgehen.

Neuer Veranstaltungsort für Licht-Spiele auf gigantischer Projektionsfläche


Zur transNATURALE vom 1. bis 3. September ist eine in diesem Jahr deutschlandweit einmalige Lichtprojektion in Zusammenarbeit mit dem Neukraftwerk der Vattenfall Europe AG und der Gemeinde Boxberg geplant. Dabei wird der obere Teil des ca. 160 m hohen Kesselhauses in eine riesige Projektionsfläche verwandelt. Die elektronischen "Licht-Spiele" werden auf einer 60 Meter hohen und 70 Meter breiten Fläche des weit in die Landschaft sichtbaren Gebäudes zu sehen sein. Optimaler Aussichtspunkt auf das Neukraftwerk ist die Schöpswiese der Gemeinde Boxberg, wo die Animationen, Bilder und Schriften auch akustisch bis nach Mitternacht zum Erlebnis werden. Mit diesem neuen Veranstaltungsort wird das "Spielfeld" des Licht-Klang-Festivals lokal erweitert und zugleich ein erster Schritt gewagt, eine originäre Location über das jährlich wiederkehrende Festival hinaus zu etablieren.
Zur technischen Realisation der weit sichtbaren Projektionsfläche wird der zurzeit weltweit stärkste und flexibelste RGB-Laser – ein Innovationsprodukt des Thüringer Unternehmens "Jenoptik" – eingesetzt. Die präsentierten digitalen Animationen wurden von Künstlern aus unterschiedlichsten Ländern zum Internationalen Dresdner Medienkunstfestival CYNETart eingereicht.
Das Boxberger Kraftwerksareal befindet sich als originärer Veranstaltungsort an der Schnittstelle zwischen West- und Osteuropa und bildet damit ein zeichenhaftes Symbol für eine gemeinsame Zukunft der Kulturen und Energien. Bis zum Ausklang des Festivals am 3. September wird die Laserinstallation weithin sichtbar auf die transNATURALE 2007 verweisen.

Multimediales Kraft-Werk in der stillgelegten Turbinenhalle

Nachdem zur transNATURALE 2005 einer der größten Industriebauten Europas, die 600 Meter lange Turbinenhalle des Altkraftwerkes, mit der "Boxberg Sinfonie" erstmals den Ansturm eines künstlerisch interessierten Publikums erfuhr, öffnet der Gigant auch 2006 seine Pforten für eine spektakuläre multimediale Aufführung mit dem Titel "4 Hands", ermöglicht durch den Eigentümer Vattenfall Europe, vertreten durch die Biq GmbH. Ähnlich wie in der Leitzentrale des benachbarten modernen Vattenfall-Kraftwerkes steuern nur noch zwei Akteure hoch komplexe Prozesse: die beiden Lyoner Künstler agieren mit ihren Händen in interaktiven Umgebungen und erzeugen dabei eine visionäre Sinfonie aus computergenerierten Klang- und Bildprozessen, übertragen auf eine Projektionsfläche von über 30 Metern Länge. Mit Unterstützung des Theaters Görlitz werden die riesigen Turbinen und Rohrleitungen in eine Installation aus Licht und Videoprojektionen transformiert.
Gerade der temporäre Charakter der Transformation dieses Baus in ein Kunstprojekt macht seinen Reiz aus. Es ist eine Frage der Zeit, wie lange der im Rückbau befindliche Kraftwerksriese für derartige Projekte noch offen steht.

Wasserspiele: Mit 1000 und einer Fontäne ins Guinnessbuch

Nachdem im Schlosspark Uhyst Chöre und Medienkünstler der Euro-Region auf das Festival eingestimmt haben, spritzen sich am nächtlichen Uhyster Seeufer über 100 Feuerwehren aus der Euroregion mit 1001 Wasserfontäne in das Guinness Buch der Rekorde. Die von der Freiwilligen Feuerwehr Uhyst veranstaltete Wasser-Performance verweist symbolisch auf den letzten zu füllenden Meter des Sees, sie wird dabei durch die transNATURALE mit Licht- und Soundfontänen unterstützt.
Nach diesem "Wasser-Werk" entfaltet sich unmittelbar am Uhyster Ufer der living planet des Projektions-Künstlers Volkhard Stürzbecher. Auf der Oberfläche eines riesigen Ballons werden für die Besucher die molekularen Eigenschaften des Wassers zum farbenprächtigen Erlebnis. Stürzbecher interessiert die Entstehung von Form durch Selbstorganisation der Materie, die er als ‚automorphe’ Kunst bezeichnet und live inszeniert.

MORGENROT – Newcomer-Bands der Euro-Region


Für die jugendlichen Nachtschwärmer veranstaltet der Jugendklub Uhyst, unterstützt durch die transNATURALE, am Freitag als auch am Samstag zum zweiten Mal das Newcomer-Band-Festival "Morgenrot" am Schloss Uhyst. Damit wird jungen Bands aus der Euro-Region eine Chance gegeben, sich einem breiten Publikum vorzustellen. MORGENROT wird künftig noch stärker in das Licht-Klang-Festival transNATURALE sowie in einen grenzüberschreitenden Wettbewerb „New Bands for Europe“ einbezogen.

Klang-Licht-Park und künstlerische Finessen auf dem Pedalparcours


Wie im letzten Jahr lohnt sich eine Fahrt zur transNATURALE auch für Gäste aus München, Leipzig, Berlin, Dresden, Görlitz, Bautzen, Cottbus und der Euro-Region. Allabendlich wird eine vom österreichischen Medienkünstler Hannes Raffaseder gestaltete Land-Art-Komposition im illuminierten Volkspark Uhyst erklingen. Dabei transformiert der Künstler "Stimmen" aus der Natur mit Hilfe computergenerierter Metamorphosen über 32 Lautsprecher zu außergewöhnlichen Klangereignissen.
Eine Fahrradfahrt um den See wird am Festivalwochenende zum Erlebnis der besonderen Art: Neben dem Genuss an der Weite der Seen-Landschaft und wechselnden Sichten auf das Kraftwerk können die Radler zwischendurch auf einer interaktiven Klanginstallation den Tango- oder Walzerschritt proben, in überdimensionalen Liegestühlen verweilen, Figuren der Krabat-Sage begegnen, in der Kunstküche einkehren oder am „Seeweg“ Halt machen, einer Klanginstallation mit Liedern der Sorben aus den verschwundenen Dörfern Merzdorf und Schöpsdorf. Eine Fahrradausleihstation am Uhyster Strand hilft bei Bedarf aus!
Neben den Illuminationen des Kraftwerks und dem Klang-Licht-Park wird es am letzten Festivaltag in der Uhyster Barockkirche ein außergewöhnliches Konzert für Cello und Computer geben.

Kühlturmsprengung und Schlossverkauf

Die Akteure um den Festivalleiter Dr. Klaus Nicolai müssen sich immer wieder auf überraschende Wendungen einstellen. So wurden zwei der drei im letzten Jahr illuminierten Kühltürme des Altkraftwerks im April 2006 überraschend gesprengt. Der einzeln verbliebene Kühlturm soll nun als "Wahrzeichen" der transNATURALE 2006 weithin sichtbar in Szene gesetzt werden. Im Spannungsfeld zwischen modernster Technik und den verbliebenen "Altlasten" wird die Industriebrache auf diese Weise zur Spielfläche einer künstlerischen Imagination, die ein Licht auf das visionäre Potenzial wirft, das hier für eine unverwechselbare Entfaltung des Landschaftsparkes am Bärwalder See aktiviert werden kann.
Das durch das Licht-Klang-Festival 2005 in die öffentliche Aufmerksamkeit gerückte Schloss Uhyst erlebte inzwischen ein Comeback im Immobilienhandel: Nach zwei Verkäufen in der ersten Hälfte des Jahres stieg der Preis des Kleinods um mehr als das Doppelte. Bleibt zu hoffen, dass das von der TMA vorgelegte Konzept einer "Werkstatt der Visionen" nunmehr in der im neoromanischen Stil errichteten Uhyster Holzschleiferei zumindest teilweise realisiert werden kann.

transNATURALE - die Kunst, Freiräume zu gestalten


Das Konzept der transNATURALE begrenzt sich nicht auf einmalige Festivalaktivitäten, sie will darüber hinaus den Wandel der Region kulturell begleiten. So realisierte die TMA in Zusammenarbeit mit dem Dom Kultury in Zgorzelec und dem Theater Görlitz im Mai diesen Jahres eine interaktive netzgestützte Installation, die Begegnungen von Bürgern in beiden Städten ermöglichten. Auch die weitere Gestaltung der wohl einmaligen Sichtachse zwischen dem Barockschloss Uhyst und dem Kraftwerk Boxberg über den Bärwalder See hinweg sowie das Konzept einer skulpturalen Bebauung der Uferzonen mit Hilfe von flexiblen Haus-Modulen ist Bestandteil der Bemühungen, neue Wege einer vitalen Entwicklung in der strukturschwachen Region an der Nahtstelle zwischen Ost- und Westeuropa zu gehen.
Die begabten jungen Menschen sind in der Region nur zu halten, wenn sie die entstandenen Leerräume als Freiräume mitgestalten können. Dabei vermag es die Kunst, durch ihre imaginäre Kraft schlummernde Möglichkeiten aufscheinen zu lassen und kreative Potenziale zu entfalten.

Programmänderungen sind nicht auszuschließen!

Kartenbestellungen für „4 Hands“ :

Karten zu 8 Euro, ermäßigt 5,- Euro
gibt es unter Tel. (0351) 8 89 66 69
oder unter
http://www.transnaturale.de

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  • Quelle: /Fanny Vildebrand
  • Erstellt am 22.08.2006 - 22:53Uhr | Zuletzt geändert am 03.07.2007 - 21:40Uhr
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