Aus Zittaus Wunderkammer
Zittau. Seit dem 5. September 2009 präsentieren die Städtischen Museen Zittau Rares und Kostbares aus der Zittauer Wunderkammer. Anlass ist das 300-jährige Jubiläum der Eröffnung des Bibliothekssaals und der Wunderkammer im Zittauer Heffterbau. Zittau besitzt den ältesten städtsichen Museumsraum Mitteleuropas, der mit seiner Originalausstattung erhalten ist. Im September 1709 wurde der Barocksaal des Heffterbaus des Franziskanerklosters eingeweiht. 20 Jahre bevor in Dresden August der Starke das Grüne Gewölbe als öffentlich zugängliche Schatzkammer eröffnete und zwei Jahre vor der Einweihung des Lese- und Schausaales der Leipziger Ratsbibliothek besaß Zittau einen Ort, an dem gelehrte Bürger, Gymnasiasten und fremde Besucher das versammelte Wissen nutzen und sich eine große Zahl von Raritäten und Kostbarkeiten zeigen lassen konnten.
Dornspachs Schädel, der große Luchs aus Waltersdorf und ein arabischer Brief aus den Türkenkriegen
Dank der großzügigen Unterstützung des Freistaates Sachsen - Landesstelle für Museumswesen - und Privater, insbesondere des Zittauer Ehrenbürgers Franz Knippenberg und seiner Frau Renate, konnten viele einzigartige Museumsobjekte restauriert werden. Viele davon schlummerten seit Jahrzehnten, zum Teil seit 150 Jahren verpackt in den Sammlungsmagazinen.
Zu den Schätzen der barocken Wunderkammer gehören neben kostbaren Kunstwerken, Globen, Messgeräten, archäologischen Funden auch etliche Kuriositäten und Raritäten. Prächtige Handschuhe mit aufgestickten Reitern in Türkentracht und ein mit Gold verzierter Brief stammen aus den Türkenkriegen und wurden 1683/1684 im heutigen Ungarn und in Wien erbeutet.
Ein ausgestopfter menschlicher Arm trat in einem Depotschrank zutage, der nach einer Überlieferung von einem Gewaltverbrecher oder Brandstifter stammt und bereits vor über 300 Jahren präpariert wurde - jüngst konnte ein vor Jahrzehnten abgebrochener Finger in der Berliner Charité fachgerecht wieder angenäht werden. Er diente in der Barockzeit einerseits der Abschreckung, aber auch als anatomisches Lehrmaterial.
Aus naturkundlichem Interesse wurde 1704 ein in Waltersdorf gefangener Luchs in Lebensgröße gemalt - der Zittauer Kaufmann Heinrich George Grätz hatte das Bild schon 1754 zur Ausstellung in dem barocken Saal geschenkt.
Ein ungewöhnliches Zeugnis Zittauer Geschichte ist auch der originale Schädel des Nikolaus von Dornspach (Abbildung), des wichtigsten Bürgermeisters in der Renaissancezeit. Seine Gruft war 1757 bei der Bombardierung Zittaus eingestürzt. Man entnahm dann den Schädel und ein Nachkomme und Arzt schenkte ihn 1857 zur Präsentation im Schausaal des Heffterbaus. Nachdem er später aus Pietät weggeschlossen wurde, ist er jetzt als Bestandteil der neu inszenierten Wunderkammer wieder zu Ehren gekommen.
Viele weitere Preziosen, eine Tischuhr aus dem 16. Jahrhundert, ein großes Schiffsmodell von 1774, chinesische und japanische Altärchen, die vor 300 Jahren der größte Stolz der Sammlung waren, aber auch ein 1945 durchschossenes und deshalb nie mehr gezeigtes Bildnis des 9jährigen Kurprinzen Friedrich August, gemalt vom Dresdner Hofmaler Louis de Silvestre oder ein schwer beschädigtes Monumentalbild der „Vertreibung der Hagar“ des gleichfalls für den sächsischen Hof tätigen Christian Ernst Wilhelm Dietrich genannt Dietricy gehören zu den Überraschungen der Schau.
Angucken!
Städtische Museen Zittau
Klosterstraße 3, 02763 Zittau
Tel. 03583 - 55 47 90
geöffnet 10:00 bis 17:00 Uhr
April bis Oktober täglich,
November bis März montags geschlossen
Mehr:
http://www.zittau.eu/6_freizeit/museen/heffterbau.htm



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- Quelle: /red
- Erstellt am 08.09.2009 - 22:41Uhr | Zuletzt geändert am 08.09.2009 - 22:56Uhr
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