Görlitz als deutsches Vorzeigeprojekt

Görlitz als deutsches VorzeigeprojektGörlitz, 16. März 2018. Görlitz hat sich erfolgreich als Gastgeberin der Arbeitsgemeinschaft Historische Städte präsentiert. Am 13. März betonte die Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft und Lübecker Bausenatorin Joanna Glogau auf der Abschluss-Pressekonferenz: "Görlitz ist ja immer eine Reise wert, aber ich war von den vorgestellten Projekten in diesem Jahr sehr beeindruckt." Die Stadt Görlitz wirkt seit 1991 gemeinsam mit den Städten Bamberg, Lübeck, Meißen, Regensburg und Stralsund in der Arbeitsgemeinschaft der Historischen Städte mit und führt einen Erfahrungsaustausch zum Umgang mit Kulturdenkmalen und zu Projekten der Stadtentwicklung.
Abbildung oben: Die Wiege des Görlitzer Waggonbaus, das Werk I, im Jahr 2009. Inzwischen ist hier ein citynaher Parkplatz entstanden, die Polizeidirektion ist eingezogen und es entsteht ein soziokulturelles Zentrum

Foto: © Görlitzer Anzeiger
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Mit Werk I wird Stadtteil aufgewertet

Mit Werk I wird Stadtteil aufgewertet
Kaisertrutz, Reichenbacher Turm und Theater gehören zu den vielen Görlitzer Wahrzeichen
Foto: © Görlitzer Anzeiger

Insbesondere das Großprojekt der Sanierung und Neubelebung des ehemaligen Wagonbaugeländes Werk I / Furnierhalle hat die Tagungsteilnehmer begeistert. "Görlitz ist deutschlandweit Vorreiter, weil die künftigen Nutzer von Anfang an in die Planungen und strategische Ausrichtung einbezogen worden sind", so Glogau. Vor Ort habe man sich von dem Potenzial des künftigen Jugend- und soziokulturellen Zentrums überzeugt, mit dem Betreiberverein Second Attempt und den Bauplanern das Gelände besichtigt.

Zurzeit laufen hier die Vorbereitungen für die Sanierung, die im April 2018 beginnen soll. Fertig sein soll das Zentrum schon im kommenden Jahr. Die AG-Vorsitzende sieht vor allem die Art und Weise der Projektumsetzung in Görlitz als sehr gelungen an. Auch der Görlitzer Bürgermeister Dr. Michael Wieler betonte nach der Tagung vor der Presse die Bedeutung des Objekts: "Es ist nicht nur das inhaltliche Potenzial, welches mit diesem zentralen Zentrum erschlossen wird – es geht auch um die Revitalisierung eines Gebäudekomplexes mit einzigartiger Kurvatur in der Einflugschneise von Görlitz." Weil andere Gebäude auf dem Areal ebenfalls saniert und neu genutzt werden – Dr. Michael Wieler erwähnte hier die Planungen der Rewe-Gruppe, ein Gebäude als Supermarkt umzubauen – werde der dicht besiedelte zentrumsnahe Stadtteil deutlich aufgewertet.

Wolfgang Metzner, ebenfalls Mitglied der Arbeitsgemeinschaft und 3. Bürgermeister in Bamberg, lobte die Görlitzer Projekte ebenfalls: Neben dem Werk I Projekt sehe er viel Potenzial in der Kreativwirtschaft der östlichsten Stadt Deutschlands. Ein Besuch der Jakobpassage habe diesen Eindruck nachhaltig bestätigt.

Kein Bedarf: Abriss oder Erhalt?

Die Schönheit der Stadt Görlitz mit Blick auf die Historische Altstadt ist den Tagungsteilnehmern schon lange bekannt. Seit Anfang der 1990er Jahre sind in die Sanierung von Görlitz über eine Milliarde Euro öffentliche und private Mittel geflossen. In der Innenstadt liege der Sanierungsstand bei rund 90 Prozent, so die Stadtverwaltung. Die östlichen Gründerzeitgebiete können mit einem Sanierungstand von rund 65 Prozent aufwarten. Doch es gibt auch andere Stadtgebiete: Das westliche Gründerzeitviertel um die Bahnhofstraße, die Brautwiesen- und die Rauschwalder Straße ist zu gut 50 Prozent noch immer unsaniert.

Hier konzentrieren sich auch die Folgen ausbleibender Erhaltungsmaßnahmen. Dazu Bürgermeister Dr. Wieler: "Görlitz hat nach der Wende viele Einwohner verloren – die Sanierung von Häusern bringt wirtschaftlich aber nur etwas, wenn sie als Wohnraum genutzt werden können." Er betonte in der AG Historischer Städte, dass darüber gesprochen werden müsse, ob die Sicherung der Bausubstanz langfristig und stadtplanerisch die bessere Alternative zum Abriss darstelle, denn eine Baulücke in einem komplexen Straßenzug sei architektonisch im Nachgang schwieriger zu gestalten. Welche Wege Görlitz da in Zukunft gehen könne, hänge laut Dr. Wieler auch von den Konditionen der Fördermittel für die Fördergebiete, die der Freistaat Sachsen festlegt, ab. Hier gebe es Regelungsbedarf, der diskutiert werden müsse.

6. Bauherren-Wettbewerb

Weil ohne private Investoren Sanierung ohnehin undenkbar ist, wurde auf der jüngsten AG-Sitzung der nunmehr sechste öffentliche Bauherren-Wettbewerb gestartet. Der soll hervorragende Sanierungen oder Neubauten in den historischen Stadtteilen der Mitgliedsstädte auszeichnen und bekanntmachen. Außedem soll es einen Bericht über den Schulwettbewerb 2018 geben.

Bausenatorin Glogau hat bei Eigentümern darum geworben, sich bis zum 29. Juni 2018 am Wettbewerb zu beteiligen, als Preisgeld winken immerhin 1.500 Euro. Parallel dazu führt die AG einen Schülerwettbewerb durch, der vor den Sommerferien abgeschlossen sein soll.

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  • Quelle: red | Fotos: © Görlitzer Anzeiger
  • Erstellt am 16.03.2018 - 12:19Uhr | Zuletzt geändert am 21.03.2022 - 16:05Uhr
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