Stadtpark Görlitz verliert Naturdenkmal
Görlitz, 4. Januar 2018. Für Görlitz beginnt das Jahr 2018 aus gartendenkmalpflegerischer und ökologischer Sicht miteinem gewaltigen Aderlass: Der alte Silber-Ahorn an der großen Wiese im Stadtpark, einer der prägendsten und auch ältesten Bäume, ein einzigartiges Garten- und Naturdenkmal, steht nicht mehr. Wie schon einmal zum Jahreswechsel 2012/2013 ist der Baum erneut in Brand gesetzt worden, wahrscheinlich absichtlich und mit Feuerwerkskörpern. Erst nach drei Einsätzen konnte die Feuerwehr den brennenden und schwelenden Baum endgültig löschen.
Abbildung: So prächtig hatte sich der alte Silberahorn im Stadtpark Görlitz entfaltet – bis er von jemandem oder einer Gruppe unzureichend entwickelter Denkfunktion im Gehirn zerstört wurde.
Saudummer Vandalismus zerstört Baum aus dem frühen 19. Jahrhundert
Durch das Feuer wurden neben für die Standfestigkeit des 180 bis 200 Jahre alten Baumes relevanter Holzsubstanz auch zwei Kronensicherungen vernichtet.
Bei einer Begutachtung, die am 2. Januar 2018 gegen 10.30 Uhr stattfand, stand der Baum zwar noch vollständig, schien jedoch nicht mehr bruchsicher zu sein. Deshalb sollte der städtische Betriebshof unverzüglich einen Bauzaun aufgestellen, um Leute am Betreten des möglichen Fallbereichs zu hindern. Als die Mitarbeiter bereits eine Stunde später mit dem Zaun anrückten, war der Baum bereits in zwei Metern Höhe abgebrochen und nach Norden gekippt.
Daraufhin wurde bei einem Ortstermin mit der Unteren Denkmalschutzbehörde und der Görlitzer Berufsfeuerwehr entschieden, einen noch an einer akut abrissgefährdeten Stammschale befindlichen starken Ast von der Feuerwehr abnehmen zu lassen. Der Reststamm soll zunächst erhalten bleiben, bis sich das Landesamt für Denkmalpflege Sachsen/Untere Denkmalschutzbehörde, die Untere Naturschutzbehörde und das Sachgebiet Straßenbau/Stadtgrün geeinigt haben, wie damit und dem Standort insgesamt weiter verfahren werden soll.
Schließlich kamen die Leute vom Betriebshof doch noch zum Zuge und stellten den Bauzaun auf, um die Gefahrenstelle zu sichern, bis die abgebrochenen Teile und der abgesägte Ast beräumt sind.
Nicht nur für Naturfreunde und Parkliebhaber ist die Tatsache besonders bitter, dass nicht die Natur, die selbst bei den letzten, teils verheerenden Stürmen den hochbetagten Baum verschonte, der Neißestadt dieses besondere Kultur- und Naturgut genommen hat, sondern einmal mehr der Mensch selbst. Es zeigt sich, dass es Mitbürger gibt, denen es nicht nur an Wertschätzung für und Respekt vor Kultur und Natur fehlt, sondern die ihrer geistigen Dumpfheit auch noch Taten folgen lassen.
Vielleicht gelingt es ja, in der Nähe des alten Standortes einen neuen Silber-Ahorn zu pflanzen – schon als Zeichen dafür, das sich Kultur nicht von Dummheit unterdrücken lässt.


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- Quelle: red | Bilderquelle: Stadtverwaltun Görlitz
- Erstellt am 04.01.2018 - 05:13Uhr | Zuletzt geändert am 09.12.2019 - 06:32Uhr
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