Kultur macht's möglich: Auch Nichtbayern können Bayern verstehen

Rudolstadt, 22. Februar 2017. In Bezug auf Folk Music sind die Ostsachsen und Südbrandenburger ja verwöhnt: Unmittelbar vor der Haustür steigt auf der Kulturinsel Einsiedel jährlich das "FOLKLORUM – Festival der Turisedischen Festspiele". Am ersten Septemberwochenende entern hier zahllose Bands die 17 Bühnen, um das Treiben der Turiseder, von Gauklern und Straßenkünstlern, Clowns und Gute-Laune-Verbreitern zu flankieren. In Thüringen ist es das mächtig gewaltige Rudolstadt-Festival der Roots-, Folk- und Weltmusik (6. bis 9. Juli 2017, tatsächlich das größte derartige Festival in Deutschland), das Leute aus der ganzen Republik und vielen anderen Ländern anzieht. Hier wurde jetzt der Weltmusikpreis RUTH 2017 vergeben. Er ging an den Liedermacher und Kabarettisten Georg Ringsgwandl (Foto), einen "Paradiesvogel mit bayerischem Idiom". Auch Banda Internationale aus Dresden, die österreichische Band Alma und der Musikwissenschaftler Max Peter Baumann wurden ausgezeichnet.

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Das sind die RUTH Preisträger 2017

Thema: Woanders

Woanders

"Woanders" – das ist das Stichwort, wenn der Görlitzer Anzeiger auf Reisen geht und von Erlebnissen und Begegnungen "im Lande anderswo" berichtet. Vorbildliches, Beispielhaftes und Beeindruckendes erhält so auch im Regional Magazin seine Bühne.

Laut Jury besitzt Georg Ringsgwandl "die Fähigkeit, seine Heimat Bayern künstlerisch ganz und gar zu erfassen, ihre Eigenheiten seinen Landsleuten vor Augen zu führen und sie den anderen – den Nichtbayern – verständlich zu machen". Für diesen knochenharten Job erhält Ringsgwandl den Hauptpreis der RUTH 2017, der während des Festivals am 8. Juli 2017 verliehen wird. Vor über 20 Jahren hat sich der Barde endgültig von seinem Beruf als Kardiologe verabschiedet, um sich ganz der Musik zu widmen. Die schrillen Bühnen-Outfits des in Bad Reichenhall geborenen Künstlers prägten sich schnell ein, aber vor allem mit seinen Texten überzeugte der bayerische Liedermacher Kritiker und Publikum in der ganzen Republik. Das hebt auch die Jury in ihrer Begründung hervor: "Zwar ist er mittlerweile milder geworden, schließlich 'trinkt auch der wildeste Hund irgendwann Kamillentee', doch bequem gemacht hat er es weder sich noch anderen. Sein Blick bleibt scharf, seine Feder schwarzhumorig, seine Songs angriffslustig und offenbarend. Schließlich gibt es eine ganze Menge zu vermelden über unsere Wohlstandskultur und unser Streben nach immer mehr."

Der Förderpreis für die Banda Internationale gilt vor allem der Musik, würdigt damit aber auch das politische Engagement: Um das Jahr 2000 gehörte eine Gruppe Dresdener Musiker mit zu den ersten, die in der Stadt couragiert gegen nationalistische Tendenzen und Fremdenfeindlichkeit protestierten. Sie nannte sich Banda Comunale und spielte einen Stilmix aus Osteuropa, Südamerika und Nordafrika. Inzwischen hat sie sich mit Sachsen aus Syrien, Iran, Irak und Burkina Faso zur vielköpfigen Banda Internationale erweitert. "Hier wird", so formuliert die Jury, "menschliche Hilfe gelebt und gleichzeitig eine musikalische Vision entwickelt, die den Musikern aus Dresden neue Horizonte und den Musikern aus anderen Kulturen Wertschätzung entgegenbringt und notwendige künstlerische Perspektiven aufzeigt. Über Integration, Identität oder Heimat wird lautstark debattiert. Die Banda Internationale lässt mindestens ebenso lautstark Taten sprechen. Neue Heimat-Musik fürs Volk."

Die Ehren-RUTH an einen Vertreter der Wissenschaft zu verleihen, war aus Sicht der Jury lange überfällig. Sie entschied sich für den Schweizer Musikethnologen Max Peter Baumann, der in Bamberg, Berlin und Würzburg gelehrt hat. Seit langem befasst sich der international renommierte Forscher mit der Frage: Wie entwickelt sich (traditionelle) Musik in Zeiten der Globalisierung? "Den Diskurs über damit zusammenhängende Fragen hat er immer wieder belebt und vorangetrieben; damit hat er Kollegen wissenschaftlich herausgefordert und ungezählt viele StudentInnen für ihren späteren Lebensweg geprägt", begründet die RUTHJury hre Entscheidung.

Die Musiker des österreichischen Quintetts Alma spielen eine Musik, "die alpin und transalpin ist, lyrisch und lebendig, intelligent und unterhaltend. Damit verleihen sie der mitteleuropäischen (Geigen-)Musik einen wunderbaren und frischen Strich." Das lobt die Jury an den vier Frauen und dem Mann zwischen Ende 20 und Mitte 30, die den Sonderpreis der RUTH erhalten. Sie alle sind mit der alpenländischen Musiktradition aufgewachsen, aber was sie daraus machen, ist zeitgemäß und kreativ: "Eigene Grundierungen in Jazz, Volksmusik und Klassik werden so zu Ausgangspunkten lustvollen Experimentierens... In jeder Musiksprache absolut preiswürdig."

Das ist RUTH

Der Deutsche Weltmusikpreis RUTH ist mit insgesamt 11.500 Euro dotiert. Verliehen wird er am 8. Juli 2017 auf der Bühne auf der Heidecksburg, während Deutschlands größtes Festival für Roots, Folk und Weltmusik, das c, die Stadt in seinen Bann zieht. Der Preis wird jährlich von MDR Kultur (federführend für weitere öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten), dem Trägerkreis creole und dem Rudolstadt-Festival ausgelobt.

Mehr:
Weltmusikpreis
Rudolstadt Festival
FOLKLORUM – Festival der Turisedischen Festspiele


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  • Quelle: red | Foto Ringsgwandl: Christian Kaufmann, Alma: Daliah Spiegel, Bildquelle: weltmusik.de
  • Erstellt am 22.02.2017 - 09:35Uhr | Zuletzt geändert am 22.02.2017 - 10:34Uhr
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