Mit Diabetes Typ 2 leben

Mit Diabetes Typ 2 lebenGörlitzer Anzeiger, 10. Dezember 2020. Diabetes Typ 2 – umgangssprachlich auch Altersdiabetes genannt – ist längst nicht mehr eine Frage des Alters. Ein ungesunder Lebensstil, oft resultierend aus immer mehr Zeit an Computer und Handy, dazu oft genug verbunden mit nebenbei verschlungenem Fast Food, führt bei vielen in immer jüngeren Jahren zur Diabetes-Diagnose.

Abb.: Ganz entscheidend dafür, seinen Diabetes besser in den Griff zu bekommen, ist die Gewichtsabnahme. Lebensfreude hilft dabei.
Symbolfoto: Silvia, Pixabay License
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Das Wichtigste: Den "inneren Schweinehund" besiegen

Das Wichtigste: Den "inneren Schweinehund" besiegen
Wer sich mit Lebensmitteln beschäftigt und selber kocht, lebt gesünder – und selbst eine vegetarische Mahlzeit verliert für Fleischgewohnte ihren Schrecken
Foto: Silvia, Pixabay License

Dabei ist Diabetes mellitus Typ 2 vom angeborenen Typ 1 zu unterscheiden, bei dem die Betroffenen lebenslänglich auf Insulin per Spritze oder Pumpe angewiesen sind.

Diabetes Typ 2 kann durch eine gesunde Lebensweise vermieden, hinausgezögert oder zumindest positiv beeinflusst werden. Genetische Faktoren können hier, wenn auch nicht ausschließlich, ebenfalls eine Rolle spielen. Auch wem von seinen Vorfahren Altersdiabetes nicht bekannt ist, sollte sich dennoch rechtzeitig – zumindest ab einem Alter von 45 Jahren – auf erhöhte Blutzuckerwerte checken lassen. Auch nächtlicher Durst und Harndrang oder Harnwegsinfektionen können neben weiteren Indikatoren Hinweise auf die im Volksmund sogenannte Zuckerkrankheit sein.

Ist Diabetes diagnostiziert, müssen die Ratschläge und Verordnungen des Facharztes, Diabetologe genannt, streng befolgt werden. Das erfordert ein gerüttelt Maß an Disziplin, denn auch wenn man sich nicht so streng daran hält und "sündigt", anstelle Diät zu halten, zeigen sich nicht zwangsläufig gleich Symptome.

Mit modernen Medikamenten, denen unterschiedliche Wirkfunktionen zugrunde liegen, lässt sich das Spritzen von Insulin oft für lange Zeit oder sogar ganz vermeiden. Bei einem leichten Diabetes kann die Umstellung von Ernährung und Lebensgewohnheiten sogar dazu führen, dass sich die Blutzuckerwerte wieder normalisieren, also auf jegliche Medikamentation verzichtet werden kann.

Mit der richtigen inneren Einstellung kann man den "inneren Schweinehund", der nach ungesundem und zu reichlichem Essen und weniger Bewegung verlangt, sogar ziemlich leicht besiegen. Das ist eine wichtige Voraussetzung, um Diabetes Typ 2 zu vermeiden oder so gut in den Griff zu bekommen, dass die Erkrankung kaum Auswirkungen auf die Lebensqualität gibt.

Was man als Diabetiker – ob nun "frisch ertappt" oder bereits mit jahrelanger Karriere – tun kann

  1. Sich mit seiner Krankheit beschäftigen. Wer den Mechanismus seiner Erkrankung versteht, dem fällt es viel leichter, damit umzugehen.

  2. Alle Ernährungsratschläge sind wertvoll, aber wirkungslos, wenn sie nur als Last empfunden und deshalb nicht eingehalten werden. Deshalb sollte man sich mit Lebensmitteln und dem selber Kochen beschäftigen – und unter uns, ganz im Vertrauen: Vielleicht ist es ja weniger schädlich, einmal im Monat etwas mehr zu sündigen als jeden Tag ein wenig.

    Das ist die Faustformel: Zucker wie auch zum Beispiel Nudeln und Reis als kohlenhydratreiche Lebensmittel meiden, Kartoffeln in Maßen, Fleisch eher selten und wenn, dann helles. Wenig süßes Obst, dafür viel Gemüse und Fisch. Schon beim Lebensmitteleinkauf vor allem auf den Kohlenhydrat- und den Gehalt an einzelnen Zuckerarten achten – manchmal kommen die eher verborgen etwa als Dextrose oder Milchzucker daher.

  3. Bewegung ist immer gut. Bestimmte Wege ganz bewusst mit dem Fahrrad oder zu Fuß – erstaunlich, wie schnell man per Pedes durch die Stadt kommt – erledigen. Wer die Möglichkeit hat, sollte seinen Arbeitsplatz so einrichten, dass man gezwungen ist, immer wieder aufzustehen oder mehrmals täglich die Etage zu wechseln, weil vielleicht der Drucker nur über die Treppe erreichbar ist. Treppe statt Lift gilt soundso und eventuell einen Hund anschaffen: Dann gibt es keine Ausreden gegen Spaziergänge mehr.

  4. Last not least: Die ärztlich verordnete Medikamentation oder das Regime zur Insulingabe streng einhalten.

Die Kontrolle behalten

Wer an Diabetes erkrankt ist, muss regelmäßig seinen Blutzuckerspiegel kontrollieren. Bei Typ-2-Diabetikern, deren Werte weitgehend stabil sind, wird oft geraten, das einmal monatlich zu machen. Gemessen wird – je nach ärztlichem Rat – vor den Mahlzeiten und zwei Stunden danach. Daraus kann der Arzt ablesen, inwieweit die Bauchspeicheldrüse noch Insulin liefert.

Verwendet werden in diesem Fall Blutzuckermessgeräte, die mit einem Messstreifen funktionieren. Der ist zwar nach der Messung verbraucht, aber unterm Strich ist diese Methode bei relativ wenigen Messungen pro Monat recht preiswert. Man kann sogar online ein Blutzuckermessgerät kaufen und das Verbrauchsmaterial, vor allem die Blutzuckermessstreifen, dazu gleich mit. Praktisch wird mit einer Stechhilfe, in die sich Lanzetten genannte Nadeln einsetzen lassen, meist an einer Fingerkuppe ein kleiner Blutstropfen erzeugt. Der in das Messgerät eingeschobene Messstreifen wird an den Tropfen geführt, wo er sich über die Kapillarität einer winzigen Nut das für die Messung benötigte Blut in gewisser Weise selbst "ansaugt".

Die regelmäßige Blutzuckermessung hilft, unerwartete Veränderungen im Körper möglichst schnell zu erkennen, andererseits liefert sie auch ein Spiegelbild des eigenen Lebensstils. Wer als Diabetiker einmal an sich selbst gemessen hat, wie der Blutzuckerspiegel etwa nach dem Genuss einer Nudelpfanne hochschießt, um dann viel langsamer als bei einem Gesunden wieder abgebaut zu werden, wird das künftig beherzigen – ohne Messung würde der für die Blutgefäße und Nervenbahnen des Diabetikers schädliche Vorgang unentdeckt bleiben. Andererseits bestätigt die Messung etwa auch die positive Wirkung eine Jogging-Runde und ist damit eine gute Motivationshilfe.

Auf jeden Fall sind die Ergebnisse der regelmäßigen Selbstkontrolle des Blutzuckerwertes nicht nur ein Feedback des Körpers an den Diabetiker, sondern auch eine wichtige Grundlage für den Diabetologen, wenn er den Krankheitsverlauf kontrolliert und Entscheidungen zur Medikamenten- oder Insulingabe treffen muss.

Deutsch-deutsche Unterschiede – und eine Vertrauensfrage

Übrigens ist auf dem Gebiet der Blutzuckermessung die deutsche Einheit noch nicht ganz vollzogen: Während im Osten der Blutzuckergehalt bereits seit der Zeit vor 1990 meist in Millimol pro Liter (mmol/l) – also als das Verhältnis von Stoffmengen – ausgewiesen wird, misst der Westen traditionell in althergebrachter Weise eher in Milligramm je Deziliter (mg/dl) und setzt dabei ein Massenmaß in Bezug zu einer Mengeneinheit.

Das mögen die Gelehrten diskutieren, wer seinen Blutzucker selbst misst, für den ist eher bedeutsam, seine Messwerte richtig einordnen zu können. Besonders wichtig: Werden 8 mmol/l oder 140 mg/dl nach einer Mahlzeit überschritten, so ist das einerseits ein recht sicherer Indikator für einen Diabetes. Geschieht das auch bei einem bereits erkannten Diabetes mellitus öfter, ist unbedingt der Arzt gefragt. Gerade für Diabetiker ist es ganz wesentlich, ein offenes und ehrliches Verhältnis zum Arzt aufzubauen. Wer hier lügt, belügt sich selbst – und zwar zu Lasten seiner Gesundheit und seiner Lebenserwartung.

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  • Quelle: TEB | Fotos: Sivia / silviarita, Pixabay License
  • Erstellt am 10.12.2020 - 07:29Uhr | Zuletzt geändert am 10.12.2020 - 08:58Uhr
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