Imker in Niederschlesien zum Honigbienensterben

Schmiedeberg im Riesengebirge (Kowary), 22. Dezember 2013. Auf einem Treffen von 30 deutschen und polnischen Imkern und Landwirten in Schmiedeberg bei Hirschberg (Jelenia Góra) wurde darüber diskutiert, was die Honigbienen tötet. Immerhin sorgt die Honigbiene als wichtigstes Bestäuberinsekt für bis zu vier Fünftel der Bestäubung der landwirtschaftlichen Pflanzenproduktion. Dass es den Bienenvölkern nicht gut geht und dass letzten Winter allein in Deutschland mehr als 15 Prozent der Völker gestorben sind, ist inzwischen allgemein bekannt. Aber was ist die Ursache und wie ist sie zu bekämpfen? Ein grenzüberschreitendes Imkertreffen wollte Ursachen und regionale Unterschiede näher beleuchten.

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Züchtungsforschung für Varroa-resistente Bienenvölker

Bei Diskussionen zwischen Imkern und Landwirten kommt man immer wieder schnell auf Pflanzenschutzmittel zu sprechen. Sie seien für Bienenvergiftungen ursächlich, könnten aber auch Bienenvölker schwächen und damit anfälliger machen für Krankheiten und letztlich als Rückstände in den genutzten Bienenprodukten landen - auf dem Frühstücksbrötchen, in der Kerze auf dem Tisch, im Kosmetikprodukt. Kann die Bio-Imkerei, die nicht in unmittelbarer Nähe von konventionell behandelten Flächen stattfindet, eine Lösung des Problems sein?

Der Hauptfeind jedes Bienenvolkes - und damit Staatsfeind Nr. 1 - ist und bleibt die asiatische Varroa-Milbe. Sie verursacht nicht nur selbst immense Schäden an der Brut, sondern kann zudem noch Viren übertragen, die das Bienenvolk zusätzlich schwächen.

An diesem Problem arbeitet seit einigen Jahren Prof. Dr. Kaspar Bienefeld vom Länderinstitut für Bienenkunde Hohen Neuendorf e.V. bei Berlin. Besonders interessant war für die Teilnehmer seine Züchtungsforschung in Richtung Varroa-resistenter Bienenvölker. Das Auswahlkriterium ist hier ein ausgeprägtes Bruthygieneverhalten im Bienenstock, mit dem sich beispielsweise asiatische Honigbienen erfolgreich gegen Varroa-Befall zur Wehr setzen. Neben konsequenten Ausräumen befallener Brutwaben zeigen die Arbeiterinnen mit dem sogenannten "struggle dance" (Kampftanz) den eigenen Befall an und werden von anderen Arbeiterinnen geputzt und vom Parasiten befreit.

Die rege Diskussion zeigte, dass dies viel effektiver und nachhaltiger ist als zum Beispiel Bienen mit Abwehrstoffen zu züchten oder einfach asiatische Honigbienen in Europa zu nutzen. Allerdings ist die Züchtungsarbeit noch nicht abgeschlossen, da die Bienenvölker noch auf die imkerliche Hilfe gegen den Milbenbefall angewiesen sind. Wildbienen sind von Varroa weit weniger betroffen, dafür leiden sie mehr unter Schadstoffen und dem Verlust an Nisträumen und Nahrungsvielfalt durch die moderne Landwirtschaft.

Aber es warten noch andere Herausforderungen vor allem auf die Bio-Imker, die per Gesetz auf bestimme Zusätze verzichten und nur Bio-Zucker und Bio-Bienenwachs verwenden dürfen. Herr Marcin Gąbka von der polnischen Öko-Kontrollstelle "Ekogwarancja" führte den Umfang an Verordnungen und Kontrollen aus, die ein Bio-Imker in Polen erfüllen muss, um ein Zertifikat zu erhalten.

Der Gedankenaustausch zwischen Imkern beider Länder zeigte Unterschiede auf. So ist in Polen kein ausgeprägter Markt für Bio-Honig vorhanden und die polnischen Bio-Imker sind eher Einzelkämpfer. Dem gegenüber steht eine wachsende Nachfrage nach Bio-Honig in Deutschland. Hier gibt es auch die aktiven Verbände der Öko-Imker, die für den Einzelnen eine große Unterstützung darstellen. Dies machte der Praxisbericht des Bio-Imkers Bernd Reichel aus dem sächsischen Rabenau deutlich. Seine Imkerei gehört dem Gäa-Verband an, steht zu verschiedenen Gelegenheiten zum Besuch offen und arbeitet mit einem sozialen Landwirtschaftsprojekt zusammen.

Die Imkereiführung des Gastgebers Grzegorz Mendaluk gab Einblick in die Honigproduktion in einem konventionellen Betrieb. Bei der gemeinsamen Verkostung wurden neben verschiedenen Honigsorten von Herrn Mendaluk und Herrn Reichel auch der "Dresdner Stadthonig“ vorgestellt.

Der Tag fand im Rahmen des Projektes "Grenzüberschreitendes Forum für Umweltschutz in der Landwirtschaft (AG-Forum)“ statt und wurde vom Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung gefördert.

Mehr:

http://www.ekoconnect.de/de/Das_Projekt_Agrar-Umweltforum_von_EkoConnect.html

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  • Quelle: red | Fotos: © Carina Dressler, LfULG Sachsen
  • Erstellt am 22.12.2013 - 20:45Uhr | Zuletzt geändert am 22.12.2013 - 21:04Uhr
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