Ratsherrenbäuchlein wieder da

Bad Muskau / Mužakow. Seit dem 24. April 2009 ziert den Nordturm des Neuen Schlosses in Bad Muskau wieder eine rekonstruierte Turmlaterne mit Wetterfahne. Mit dem Hub geht das äußere Erscheinungsbild des Neuen Schlosses seiner Vollendung entgegen. Die mit einer Titanzinkblecheindeckung verkleidete, knapp 2,3 Tonnen schwere, Stahlkonstruktion wurde in Boxdorf vorgefertigt, per Kran auf den Turmhelm gehoben und dort verschweißt. Die originale Turmlaterne aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts fiel 1945 dem Brand zum Opfer. Im Zuge des Wiederaufbaus des Schlosses erfolgte die Rekonstruktion des Turmschmuckes auf Grundlage historischer Fotos. Der Turmhelm, eine Stahlkonstruktion mit Biberdeckung, ist bereits seit 1997 wiederhergestellt. Die Projektleitung der Rekonstruktion oblag dem Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB). Der Freistaat investierte für die Turmlaterne 37.000 Euro. Seit 1993 bis zum Jahresende 2008 investierte der Freistaat rund 16,6 Mio. Euro in das Schloss.

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Innenausbau im Neuen Schloss geht weiter

Die aus Stahl bestehende Grundkonstruktion der Laterne hat die Firma Kattner (Oschatz) gefertigt und an die Firma Böhme (Boxdorf) geliefert. In der dortigen Werkstatt wurde die Stahlkonstruktion mit einer Holzschalung als Unterbau für die Bekleidung mit Titanzinkblech versehen. Die im Prägeverfahren hergestellte Blechbekleidung besteht sowohl aus Tafelblech als auch aus Blechformstücken. Dazu hat die Firma Böhme zunächst Urmodelle und anschließend Prägeformen hergestellt. Eine Nutzung der Laterne für touristische Zwecke ist nicht vorgesehen - es gibt lediglich eine Dachluke zu Kontrollzwecken.

Bis Oktober dieses Jahres werden die Fassaden fertiggestellt sowie der Zierrat, insbesondere die Ritterfiguren, auf das Dach des Westflügels aufgebracht. In zwei Bauabschnitten geht der Innenausbau im Neuen Schloss weiter. Begonnen wird mit dem Westflügel. Hier werden im Erdgeschoss und auf drei weiteren Etagen u. a. repräsentative Räume, ein Café, Sonderausstellungs- sowie Verwaltungsräume entstehen. Eine besondere Herausforderung besteht darin, dass der Ausbau über eine Fensterachse erfolgen muss, da die Haupttreppe bereits durch Ausstellungsbesucher benutzt wird. Nach Abschluss des Innenausbaus, voraussichtlich Anfang 2011, erhält dann auch die Westfassade ihren Farbanstrich. Zeitversetzt beginnt der Ausbau des Festsaals zu einem multifunktionalen Veranstaltungsraum. Diese Arbeiten werden voraussichtlich bis 2012 andauern.

Mit der Übernahme des Muskauer Parks 1992 durch den Freistaat Sachsen erfolgte zunächst die Notsicherung der Schlossruine. Dazu gehörten u. a. die Beräumung von Trümmerschutt, der Abbau absturzgefährdeter Architekturteile sowie die Sicherung und Abdichtung der Mauerkronen. Im März 1996, einige Zeit nach Gründung der Stiftung „Fürst-Pückler-Park Bad Muskau“, begann die Substanzsicherung und äußere Instandsetzung des Neuen Schlosses. Diese Arbeiten umfassten den Einbau von Decken, Bauzeitfenstern und -türen sowie das Aufsetzen der Dächer und waren 1999 im Wesentlichen abgeschlossen. Nachdem die Entscheidung getroffen war, das Schloss in seinem letzten Zustand - unmittelbar vor der Brandzerstörung - wieder herzustellen, erfolgten in den Jahren von 2001 bis 2003 der Ausbau des Nordflügels sowie die Medienerschließung des gesamten Schlosskomplexes. Die Rekonstruktion der Fassaden wurde mit dem Aufbringen der Laterne sowie der Bekrönungsfigur auf den Südwestturm im März 2006 weiter vorangebracht. Danach richteten sich alle Anstrengungen auf den Südflügel, der im September 2008 mit einer Ausstellung öffnete.

Die gesamte Schlossanmutung erhielt somit eine wesentliche Aufwertung. Eine gewisse ästhetische Schieflage blieb jedoch bestehen, da der Nordturm mit seinem „Ratsherrenbäuchlein“ [Pückler] zunächst noch ungekrönt blieb. Diese Schieflage ist mit dem heutigen Tag beseitigt.

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  • Quelle: /red
  • Erstellt am 26.04.2009 - 01:55Uhr | Zuletzt geändert am 26.04.2009 - 01:55Uhr
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