Von Kreuzberg in die Oberlausitz

Von Kreuzberg in die OberlausitzBerlin | Oberlausitz, 3. Juni 2017. Von Thomas Beier. Es gibt Leute, die tun's einfach: Sie klappern dafür, sich aus den Ballungsräumen abzusetzen – befristet oder für immer – und die Vorzüge der Oberlausitz zu entdecken. Eine davon ist Luna Christine Weineck, die als Unternehmensberaterin ein Doppelleben zwischen Berlin und Dürrhennersdorf führt.
Abbildung: Blick aus einer Berliner S-Bahn-Kneipe. Menschen irrlichtern durch die verbaute Stadt.

Foto: © Görlitzer Anzeiger
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Soljanka statt Sushi, Grillenzirpen statt Reifenquietschen

Der Olbersdorfer See am Fuße des Zittauer Gebirges in der Oberlausitz. Die Region ist geprägt von Natur, Dörfern und Städten mit erhaltenen historischen Kernen – und einem großen Kulturangebot.

Weineck nennt sich eine tRaumpilotin und betreibt einen gleichnamigen, höchst informativ-sympathischen Weblog. Der gewinnt seinen Wert auf der erfrischenden Sicht der von Kreuzberger Tagen und Nächten geprägten vielseitigen Projektentwicklerin auf die Oberlausitz und ihre Menschen. Immer wieder zieht sie den Vergleich zwischen dem Leben im Moloch Großstadt und in der Pampa – klug reflektierend auf die eigene Lebenserfahrung und das Leben der Vorfahren in der Oberlausitz.

Dem Leser wird deutlich, dass die Oberlausitz keine Perspektive dadurch gewinnt, dass sie sich an die Gegebenheiten – vor allem den Bevölkerungsschwund und Wegzug der Jugend – anpasst. Auch von hehren Absichten getragene, aber hilflos wirkende "Bleib hier!"- und "Komm zurück!"-Rufe sind kein Beitrag, um das wirklich Notwendige zu erreichen: Die Oberlausitz attraktiv für den Zuzug vor allem junger Leute zu machen. Das Potenzial – sowohl für die Menschen wie für alternatives oder modernes Wohnen auf den Lande – ist groß, wird aber kaum in die Waagschale geworfen – leiden die sich für die Vermarktung der Oberlausitz zuständig erklärten Stellen schon an Altersstarrheit?

In der Realität erlebt die Oberlausitz eine Selbstverstärkung vieler Probleme. Die Überalterung und das Denken in eingefahrenen Gleisen betrifft ja auch zunehmend die lokalen Entscheider und Strippenzieher, die kaum in den Kategorien des modernen urbanen Lebens denken können, geschweige denn, die daraus resultierenden Lebensansprüche in den ländlichen Raum zu übertragen. So appelliert die tRaumpolitin am Ende ihres Artikels "Und Stille war´s: wenn Berlin die Oberlausitz wäre": "Also, liebes älteres #Gemeinderatsmitglied oder #Oberlausitzer #Entscheidungsträger_in: bitte gib Dir einen Ruck, tue das Richtige und unterstütze Deine Leute, indem Du gescheit in die Zukunft investierst: durch #Mobilität, #WLAN, #Funknetze und zeitgemäße #Öffentlichkeitsarbeit. Und gib der #Jugend – so wie mein Vater – gelassen und vertrauensvoll Rückendeckung, wenn sie ihre eigenen Wege gehen möchte und Neues ausprobiert…"

Kennenlernen muss man tRaumpilotin bzw. ihren .de-Ableger schon selber. Ein Tipp auf der Seite ist die "tRaumpilotin Map", eine interaktive Übersichtskarte der Oberlausitz, auf der man interessante Orte entdecken kann. Ebenso die "Raumpioniere", die ihre Geschichte des Sesshaftwerdens in der Oberlausitz erzählen, so wie Monique Münch im Interview. Ihr Credo: Einfach tun.

Mehr:
- Luna Christiane Weineck
- Thomas Beier

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  • Quelle: Thomas Beier | Foto Kneipe: © Görlitzer Anzeiger
  • Erstellt am 03.06.2017 - 06:01Uhr | Zuletzt geändert am 13.06.2020 - 10:26Uhr
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