Chance für die Mandaukaserne

Zittau | Buggingen, 8. Dezember 2011. In den vergangen Wochen tritt die langsam verfallende Zittauer Mandaukaserne erneut verstärkt in das Feld der Interessen von Presse, Investoren, Mietern, der Stadtverwaltung und der Zittauer Bürgerschaft. Ein neues und tragfähiges Konzept befindet sich in der Entwicklung und soll schon bald in die Realisierungsphase gehen. Diplom-Ingenieur Dieter K. Burkart, Inhaber eines Ingenieurbüros in Buggigen und Beauftragter der Eigentümerin der Mandaukaserne, informierte den Görlitzer Anzeiger.

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Ein unverblümter Blick auf die Zittauer Handelslandschaft

Über mehrere Jahre wurde versucht, die marode und denkmalgeschützte Mandaukaserne – so wie sie war und ist – zu verkaufen. Dies gelang trotz intensiver Bemühungen nicht. „Nun liegt die Zukunft des Gebäudes auf des Messers Schneide, weshalb ein kleiner Kreis motivierter Zittauer und südbadischer Fachleute zusammen mit weiteren hoch engagierten Zittauer Bürgern sich der Rettung dieses markanten Zittauer Wahrzeichens angenommen haben“, so Burkart, der als südbadischer Projektentwickler die Eigentümergesellschaft unterstützt und weiß wovon er spricht, denn in seiner Heimat hat er seit mehr als 25 Jahren gewerbliche Projekte wie Fachmärkte, Fachmarkt-Zentren, Tank- und Rastanlagen und vieles mehr für solvente Investoren realisiert.

Burkart: "Weniger ist mehr"

Nach seiner jahrzehntelanger eigenen sowie auch externen Erfahrungen basierender Einschätzung sei es extrem schwierig, im Raum Zittau wirtschaftlich tragfähige und zukunftsfähige Konzepte zu entwickeln. Zum einen seien Bevölkerungszahlen und Wirtschaftskraft (und somit die Kaufkraft), gemessen am Bundesdurchschnitt, eher als unterdurchschnittlich und rückläufig einzuordnen, zum anderen sei oft die einzige „tragende Säule“ eines finanzierbaren Großprojekts der konzentrierte und synergetische, also sich ergänzende, Einzelhandel. Aus objektiver und unverblümter Sicht habe in Zittau in den kommenden Jahren ein Handelsflächenzuwachs von höchstens ca. 5.000 bis 7.000 m² eine nachhaltige Zukunft, nachdem die Stadt bereits heute überdurchschnittlich hohe Verkaufsflächen vorweise.

„Weniger ist meist mehr“, so Burkart, der das neue Konzept MANDAU-CENTER als eine Zusammenführung von unterschiedlichen Wirtschafts- und Nutzungsbereichen verstanden wissen will. Die alte Mandaukaserne soll mit ihrer historisch-markanten Frontfassade (zum Martin-Wehnert-Platz) in den dahinter angeordneten modernen Funktionsneubau als historisches Element übernommen und somit mit wesentlichem Teil erhalten werden. Die weiteren Gebäudeteile können wegen der klaren Anforderungsprofile und der aktuellen Gesetze und Verordnungen für eine wirtschaftliche Nutzung nicht mehr verwendet werden.

Dem Innenstadthandel nicht schaden

Hinsichtlich der Nutzung sehen Burkart und seine Fachleute eine Synergie vor, bestehend aus ergänzendem Einzelhandel, der dem kleinzelligen Innenstadthandel nicht schadet, und Nutzungen aus den Bereichen Dienstleistung, Institutionen, Behörden, Verbände, Verwaltung und Regionalvertretungen. Angesprochen auf vorhandene Interessenten teilt Burkart mit, dass sowohl in den Bereichen des Einzelhandels sowie auch der weitern Nutzungen Akquisitionen noch laufen und bereits Interessenten vorlägen. Mit diesen werde das Konzept weiter entwickelt und konkretisiert werden können. Auch gäbe es mehrere z.T. sogar in Sachsen tätige Investoren, die nach Erreichen eines umsetzbaren Projektstands das mit rund 12 Millionen Euro Baukosten veranschlagte MANDAU-CENTER (MC) realisieren wollten und könnten.

Angesprochen auf das aktuell diskutierte Zittauer Innenstadt-Center betont Burkart, dass er das MC nicht als Wettbewerbsprojekt zur Innenstadt sehe, da er sein Konzept bereits vor über einem Jahr grob entwickelt und auch - entgegen anders lautender Pressemitteilungen - speziell Oberbürgermeister Voigt erläutert habe. Das MC sei ein sogenanntes Synergie-Center mit nur untergeordneten und für Zittau – das Vorhandene respektierend – angemessenen Einzelhandelsflächen. Das Innenstadt-Center mit seinen gigantischen und für Zittau viel zu großen Flächen werde nach Burkarts Einschätzung hingegen – wie es auch in vergleichbaren Städten im Osten wie im Westen eingetroffen sei – den Löwenanteil der vorhandenen geringen Kaufkraft absaugen und somit die noch existierenden innerstädtischen Handelsstrukturen (abgesehen vom Städtebild) mittelfristig zerstören.

Als Stadt attraktiv bleiben

Da aber schließlich die Bürgerschaft (und deren Vertreter im Stadtrat und in der Verwaltung) über das Wohl und die Zukunft der Stadt selbst bestimmten, wünscht Burkart der Stadt und ihrer Bürgerschaft ein gesundes Augenmaß, einen klaren, unverblümten und kritischen Blick und Verstand sowie objektive erfahrene Fachberater und Gutachter (für Handel, Lärm, Schmutz, Verkehr und Stadtentwicklung), damit "Zittau für seine Bürger ebenso wie für den Tourismus auch in Zukunft eine historische und attraktive Stadt bleiben kann".

Kommentare Lesermeinungen (2)
Lesermeinungen geben nicht unbedingt die Auffassung der Redaktion, sondern die persönliche Auffassung der Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich das Recht zu sinnwahrender Kürzung vor.

Sanierung der Mandaukaserne

Von Sonsalla am 23.02.2014 - 14:22Uhr
Viele Jahre beobachte ich den immer stärkeren Verfall der Mandaukaserne und so beschloss ich, diese als Modell im Maßstab 1:50 der Nachwelt zu erhalten.

Ich denke, im April wird diese in der Oberlausitzer Miniwelt in Oybin für die Öffentlichkeit zu sehen sein.

Interessenten, die dieses Bauwerk vorher sehen wollen, müssten in Zittau zur Lessingstraße kommen. Die Mandaukaserne wurde in das Jahr um 1900 zurückversetzt.

Mandaukaserne und geplantes Innenstadt-Center in Zittau

Von Gert W. Knop am 05.04.2012 - 00:36Uhr
Ich stieß auf diesen Zeitungsartikel, nachdem ich heute im Zittauer Wochenkurier den Artikel "Keinen Handel in der Kaserne" las. Ich denke, dass Herr Burkhart weiß, wovon er spricht und dass das von der Stadt Zittau geplante Großprojekt "Innenstadt-Center" viel zu groß für Zittau ist und ich teile auch seine Ansicht, dass Zittau eigentlich kein Einkaufs-Center benötigt, vor allem nicht in der Innenstadt und auch nicht in der geplanten Ausdehnung.

Wo soll denn die Kaufkraft für ein solches Projekt herkommen? Die Abwanderung der Einwohner Zittaus wird weitergehen, wenn nicht schnellstens neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Zittau kann alleine nur von Dienstleistungsunternehmen nicht existieren. Allerdings teile ich nicht ganz Herrn Burkarts Auffassung, dass nur Verbände, Vereine oder Behörden als künftige Mieter für die Mandaukaserne infrage kämen. Hier könnten durchaus in kleinerem Maßstab auch Geschäfte untergebracht werden, zumal die Lage sehr günstig ist in direkter Nähe zu Polen und Tschechien.

Aber auch die Fleischbänke, die trostlos vor sich hingammeln, sollten ein neues Gesicht bekommen. Mein Vorschlag hierfür war eine Glasüberdachung und die Einrichtung einzelner Stände als Kleinmarkthalle für Zittau. Ich verstehe nicht, dass die Stadträte Zittaus nicht auch Herrn Dipl.-Ing. Burkhart bei den Versammlungen zu Wort kommen lassen, damit endlich das unbeliebte Thema "Innenstadt-Center" zu Grabe getragen werden kann.

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  • Quelle: red
  • Erstellt am 08.12.2011 - 23:38Uhr | Zuletzt geändert am 08.04.2022 - 12:47Uhr
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