Kies abbauen oder Tourismus aufbauen

Kies abbauen oder Tourismus aufbauenGörlitz, 8. August 2009. Obgleich die Stadt Görlitz in der Zwickmühle sitzt zwischen einer Investition, die einige Arbeitsplätze mit sich bringt, und dem langfristigen Aufbau eines Erholungsgebietes am Berzdorfer See, hat sie sich klar positioniert zu Gunsten der strategischen Entwicklung.

Abb.: Zwischen B99 und Lausitzer Neiße
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Stadt fürchtet Schaden für Entwicklung des Berzdorfer Sees

Stadt fürchtet Schaden für Entwicklung des Berzdorfer Sees
Und mittenrein eine Kiesgrube? Die Zeichen in der Stadt stehen auf Gegenwind.
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Die HEIM Niederschlesische Kieswerke GmbH & Co. KG - deren Wurzeln im fernen Ulm liegen - hat für das Vorhaben Neuaufschluss Kiessandlagerstätte „Berzdorf-Ost“ die Eröffnung und Durchführung des Raumordnungsverfahrens nach § 15 SächsLPlG beantragt. Die Landesdirektion Dresden führt als höhere Raumordnungsbehörde das Raumordnungsverfahren nach § 15 SächsLPlG durch.

Einen Monat lang haben die Antragsunterlagen öffentlich in der Stadtverwaltung Görlitz ausgelegen, um Bürgern die Möglichkeit zur Einsichtnahme und Anhörung zu geben. Noch bis zum Ende nächster Woche können Anregungen schriftlich oder mündlich zur Niederschrift vorgebracht werden. Die Gemeinde leitet die fristgemäß vorgebrachten Äußerungen der höheren Raumordnungsbehörde zu.

Auch die Stadt Görlitz selbst wird sich zum Raumordnungsverfahren positionieren. Sie will sich in ihrer Stellungnahme gegen das Projekt aussprechen. Aus ihrer Sicht bedeutet der Kiessandabbau in der Neißeaue nördlich von Hagenwerder einen erheblichen Eingriff in die bestehende Landschaft, der zudem mit beträchtlichen Emissionen einhergeht. Deren Verträglichkeit mit der angrenzenden Wohnbebauung und dem zu entwickelnden Erholungsgebiet Berzdorfer See ist grundsätzlich in Frage zu stellen, so die Stadtverwaltung.

Insbesondere hinsichtlich des Entwicklungs- und Vermarktungsbestrebungen im Bereich des Berzdorfer Sees wirkt das beantragte Projekt kontraproduktiv. Neben messbaren Beeinträchtigungen, wie Schallimmissionen, entstehen auch visuelle Beeinträchtigungen durch die industriell geprägten Anlagen. Dadurch entstünde, so die Stadtveraltung weiter, ein nicht unerheblicher Imageschaden für das Gebiet.

Die Stadt Görlitz befürchtet, dass durch den Aufschluss der Kiessandlagerstätte bisherige Planungen auf geringeres Investoreninteresse stoßen und in ihrer Umsetzung beeinträchtigt werden. Darüber hinaus ist durch die Auswirkungen der Produktionsstätte, zum Beispiel durch Schallimmissionen und die Schädigung des Landschaftsbildes, auch eine großflächige Beeinträchtigung des Erholungsgebietes in seiner Nutzung durch Wanderer, Fahrradfahrer, Badegäste usw. gegeben.

Arbeitsplätze ja - aber nicht um jeden Preis, da ist sich auch die Fraktion „Bürger für Görlitz/Die Grünen“ einig. Sie sieht ebenfalls Gefahren für die wichtige touristische Entwicklung des Berzdorfer Sees. Die Fraktion geht sogar soweit, den Einwohnern von Hagenwerder ihre volle Unterstützung im Kampf gegen das geplante Vorhaben der Heim Niederschlesische Kieswerke GmbH zuzusichern.


Kommentar:

Die Ankündigung von Veränderungen erzeugt Widerstand, das ist Grundlagenwissen jedes Politikers. Verständlich, dass die Anwohner in Hagenwerder not amused sind über die Aussicht, nach durchlittenen Tagebaujahrzehnten vielleicht wieder Bagger quietschen zu hören.

Die andere Seite: Kies kann man halt nur dort abbauen, wo er liegt - insofern ist das Ansinnen der HEIM-Gruppe, die in ihren drei niederschlesischen Werken durchschnittlich je zehn Mitarbeiter beschäftigt, zum Kiesabbau in der Neißeaue ein völlig normaler Vorgang.

Die Auslegung der Unterlagen bei der Stadtverwaltung Görlitz erfolgte vorschriftgemäß und - entgegen aller Kritik - gab es keine Veranlassung, wegen der Urlaubszeit besonders intensiv auf das Projekt hinzuweisen. Noch besteht die Möglichkeit, Einwände und Bedenken geltend zu machen. Da wird zeigen, wer nur meckert und wer aktiv ist.

Die Landesdirektion in Dresden wird sorgfältig abzuwägen haben, inwieweit der neue Kiesabbau-Standort das touristische Treiben am Berzdorfer See beeinträchtigen würde – vermutlich nämlich garnicht. Da wäre eher das noch immer stehende Kraftwerksdenkmal samst, gelinde gesagt, wenig ästhetischem Gewerbegebiet anzuführen.

Auch Radfahreren dürfte es zuzumuten sein, an einer Kiesgrube vorbeizustrampeln.

Nicht zuletzt ist Kies auch ein ökologisch unbedenklicher Baustoff,

meint Ihr Fritz R. Stänker

Kommentare Lesermeinungen (2)
Lesermeinungen geben nicht unbedingt die Auffassung der Redaktion, sondern die persönliche Auffassung der Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich das Recht zu sinnwahrender Kürzung vor.

Kiesabbau Hagenwerder

Von Ein Einwohner von Hagenwerder am 24.10.2009 - 21:28Uhr
Was nutzen 10 Arbeitsplätze, wenn überhaupt so viele, wenn man einem ganzen Gebiet die Gegend verschandelt, denn eine Kiesgrube ist mal nun mal kein Ausflugshit oder einen Sonntagsspaziergang wert.

Wir haben hier 40 Jahre Krach, Gestank und schwarzen Schnee gehabt, also ich kann auf eventuell 10 Arbeitsplätze und den Kiesabbau verzichten.

Kiesabbau Hagenwerder

Von Elisabeth Barthel am 09.08.2009 - 08:36Uhr
Ich hoffe, Herr Fritz R. Stänker, Ihr Kommentar ist nur sarkastisch gemeint.

Nur ein Punkt aus Ihren Anmerkungen: Die gesamte Fläche wird landwirtschaftlich genutzt. Kommt es zum Kiesabbau, werden zwar fünf Arbeitsplätze erhalten, aber mindestens zehn in der Landwirtschaft vernichtet. Denn ohne diese Flächen kann der derzeitige Nutzer seine bisherigen Arbeitsnehmer nicht weiter beschäftigen.

Im Übrigen: Sprüche klopfen kann jeder. Sie finden uns heute, am Sonntagnachmittag, am Radweg Gartensparte "Blume" in Hagenwerder.

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  • Quelle: red / Kommentar: Fritz Rudolph Stänker | Fotos: © BeierMedia.de
  • Erstellt am 08.08.2009 - 12:44Uhr | Zuletzt geändert am 05.03.2021 - 17:04Uhr
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