US-Investor will massenhafte Lausitzer Ressource vermarkten

Senftenberg / Zły Komorow | Lake City. Das namhafte US-Institut Natural Attenuation beabsichtigt, im Jahr 2010 eine Produktionsabfüllhalle für ein "Fürst-Pückler Heil- und Fastenwasser®" und ein Vier-Sterne-Sanatorium für Heilanwendungen am Nordufer des Sedlitzer Sees zu errichten. Nachdem Mitarbeiter des Instituts in den zurückliegenden Monaten mehrere Varianten in Nord- und Mitteleuropa geprüft hatten, soll nun der Investitionszuschlag für eine 300 Hektar große Fläche am Bergbaufolgesee bei Sedlitz erteilt worden sein, wie aus Institutskreisen zu vernehmen war.

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Görlitzer Wirtschaftsförderung scheitert wegen mangelnder Industrieflächen

Hintergrund für die Absichten der Investoren sind mehrere in Amerika und China erfolgreich verlaufene Studien zur inneren Anwendung von leicht saurem Wasser. Gerade die hohen Eisen- und Schwefelanteile der Bergbauwässer haben mehreren von Dermatologen des Instituts verfassten klinischen Studien zufolge hervorragende Auswirkungen auf das über den Magen beeinflusste trockene Hautklima, gerade von älteren Menschen. In Verbindung mit einer besonders im angloamerikanischen Sprachraum geschätzten deutschen Adelspersönlichkeit werden dem „Fürst-Pückler Heil- und Fastenwasser®“, das bereits für den US-Markt markenrechtlich geschützt wurde, ein „ausgezeichneter USP und gute Marktpenetrationsmöglichkeiten“ zugesprochen. Bundeswirtschaftsminister zu Guttenberg soll im Vorfeld seiner USA-Reise bereits auf das neue Kur- und Fastenwasser umgestiegen sein, die Wirkung ist augenscheinlich.

Vertreter des Brandenburgischen Wirtschaftsministeriums haben in den Ansiedlungsverhandlungen - so die Investoren - darauf bestanden, dass die Wertschöpfungskette auch in Deutschland positive Effekte erzeuge und vor allem der gebeutelten Lausitz zu Gute komme, damit dort nicht nur das „Wasser abgeschöpft werde.“ Daher ist ersten Ankündigungen zufolge neben einer halbautomatischen Abfüllanlage für bis zu vier Mio. Flaschen nun auch ein im Lausitzer Vierseitenhof-Stil geplantes Edelsanatorium in einer geschützten Bucht des Sees von Natural Attenuation fest zugesagt. Auch eine Zusammenarbeit mit den Ärzten des Klinikums Niederlausitz sei durchaus von Interesse.

Der Ansiedlungsbereich soll den Namen „Machbuba“ erhalten. Das Institut zitiert in diesem Zusammenhang den Fürsten Hermann von Pückler: „Es ist seltsam genug, dass der Mensch bloß das als Wunder anstaunen will, was im Raum oder der Zeit entfernt vom ihm steht, die täglichen Wunder neben sich aber ganz unbeachtet läßt.“ Bei einem Pressetermin Anfang April beabsichtigen die Institutsvertreter, ihr Konzept öffentlich vorzustellen.

Erste Kritiken über die geplanten steuerlichen Ansiedlungshilfen äußerten im Süden Brandenburgs ansässige Mineralwasserabfüller. Auch die LMBV zeigte sich in diesem frühen Stadium noch zurückhaltend. Nach Ansicht von Pressesprecher Dr. Uwe Steinhuber müsste dafür „das ganze Flutungs- und Behandlungskonzept der LMBV für das Lausitzer Seenland noch einmal auf den Kopf gestellt werden“. Nach ersten Prognosen planen die Investoren mit mehreren Millionen verkauften Flaschen per anno. Dies würde den derzeitigen Wasserspiegel im Sedlitzer See vorübergehend um drei Meter im ersten Jahr absenken. Die LMBV wird sich jedoch bei ihrer Flutung flexibel zeigen, sofern die Investitionen Arbeitsplätze im Seenland schaffen, erklärte die LMBV auf Nachfrage.

Der Qimonda-gebeutelte Sachsen Wirtschaftsminister Thomas Jurk zeigte sich, so eine Sprecherin des Ministeriums, traurig darüber, dass die Investitionsentscheidung für Brandenburg gefallen sein soll: „Wir werden prüfen, ob nicht auch sächsische Seen für die Produktion des Fürst-Pückler Heil- und Fastenwasser® in Frage kommen.“ Gegebenenfalls muss der Freistaat hier über konkrete Ansiedlungshilfen noch einmal nachdenken, hieß es aus Dresden. Nachkommen des Fürsten Pückler zeigten sich in einer ersten telefonischen Stellungnahme in Cottbus „not amused“ über die Pläne des Instituts: „Erst wurde der Name des Fürsten mit dem Pückler-Eis verbürgerlicht. Nun soll er auch noch unter dem Deckmantel der Gesundheit ausgebeutet werden. Der Fürstenname steht aber weiterhin vor allem für kühne Park- und Landschaftsgestaltungen in der Lausitz.“

Auch die Görlitzer Wirtschaftsförderung war vorstellig geworden, um das Neißewasser ins Spiel zu bringen. Mangels ausweisbarer Industrieflächen im Umfeld der Neißestadt war die Investitionsentscheidung jedoch zugunsten Brandenburgs gefallen.

Foto: /LMBV

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  • Quelle: /red | Foto: /LMBV
  • Erstellt am 01.04.2009 - 01:35Uhr | Zuletzt geändert am 01.04.2009 - 01:58Uhr
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