Wird es bald 3D gedruckte Schuhe geben?
Görlitz, 11. November 2019. In Görlitz und in Zittau konnte man bei Aufenthalten des Fabmobils einen 3D Drucker schon selber auspobieren. Solche Geräte haben den Sprung in die industrielle Anwendung längst geschafft und der 3D Druck hat in vielen Bereiche Einzug gehalten. Er wird als additive Fertigung bezeichnet und löste eine so große technologische Revolution wie einst die CNC Fertigung aus.
3D Drucktechnologie krempelt Herstellung und Handel um
Wichtigster Unterschied: Bei der CNC Fertigung ist der Ansatz ein ganz anderer, weil mit spanenden Verfahren wie Drehen, Bohren oder Fräsen Material abgetragen wird und eben nicht wie beim 3D Druck aufgebaut. Beim dreidimensionalen Drucken kommen häugig Materialien aus Kunststoff zum Einsatz. Auch Werkstoffe wie Metalle oder Beton werden verwendet, um Werkstücke, große Teile oder – besonders mittels Betons – ganze Wände zu drucken. Mit der Technologie haben sich Dienstleistungsunternehmen entwickelt, die sogar einen 3D Druck online anbieten, so dass Firmen bei Bedarf unkompliziert darauf zugreifen können.
Immer wieder werden völlig neue Bereiche vom 3D Druckverfahren erobert. Dazu gehört die Textilindustrie und insbesondere die Schuhherstellung. So lassen sich Sportschuhe mittlerweile mittels 3D Drucks hergestellen – und nicht etwa nur die Sohlen oder Teile davon. Kürzlich veröffentlichte das Forschungsunternehmen SmarTech Analysis, welches auf die additive Fertigung spezialisiert ist, einen Trend in der Schuhbranche, der aufhorchen lässt. Es wird nämlich erwartet, dass die additive Fertigung im Schuhsektor bis zum Jahr 2029 sechseinhalb Milliarden US-Dollar einbringen wird. Das würde einem Wachstum von 19,5 Prozent jährlich entsprechen, das bis zum Jahr 2023 bereits eine Milliarde US Dollar erbringen würde.
Am Gesamtmarkt beteiligen sich auf der einen Seite die 3D-Druckmaschinenhersteller wie beispielsweise 3ntr, 3D Systems und Carbon sowie auf der anderen Seite die klassischen Schuhhersteller wie die Adidas AG oder die Nike Inc., selbst Start-Ups wie Scientifeet oder Wiivv finden ihren Marktanteil an diesem Wachstum.
Aktuell macht der 3D Druck bereits 0,3 Prozent des gesamten globalen Umsatzes im Schuhmarkt aus. Bis 2029 soll dieser – Materialien, Software, Prototypen sowie Werkzeuge einbezogen – auf 1,5 Prozent anwachsen. Mit diesem Wachstum wird zwangsläufig die Nachfrage nach den eingesetzten Materialien steigen, bis 2029 voraussichtlich auf 1,8 Millionen Tonnen oder etwa 50 Prozent des gesamten Materialbedarfs für Schuhe. Davon wiederum wird der größte Anteil aus Pulver bestehen. Dieser wird beim 3D Druck mittels Laser-Sintern erhitzt und dabei so verschmolzen, dass dadurch Schicht für Schicht die Schuhsohle und andere Schuhbereiche aufgebaut werden.
Möglichkeiten des 3D Drucks für die Individualität
Die neuen Möglichkeiten des 3D Drucks sind nicht nur für die Herstellungstechnologie in der Fertigung interessant, denn es wird gleichzeitig möglich, dass die Schuhindustrie individueller auf die Wünsche der Kunden eingehen kann. Schon gibt es die Möglichkeit, dass der 3D Druck Service auf Kundenanforderung geschieht und somit einem Druck on Demand gleichkommt.Für die großen Schuhhersteller, wohl auch für den im Landkreis Görlitz vertretenen, wird die Anwendung der 3D Drucktechnologie sicherlich noch sehr viele Umstellungen bedeuten, die sie an dieser Stelle leisten müssen, auch wenn der gute Lederschuh weiterhin Bestand haben wird. Dennoch darf der Kunde gespannt sein, wie sich die mit der Digitalisierung eröffnete neue Individualität auswirken wird. Vermutlich immer häufiger werden schon in den nächsten Jahren Schuhe exakt angepasst, indem die Füße des Kunden eingescannt und passgenaue Schuhe in hoher Geschwindigkeit gedruckt werden. Dadurch lassen sich die Schuhe nicht nur angenehmer tragen, sondern es können zugleich Korrekturen innerhalb der Schuhe vorgenommen werden, wie sie bisher nur von Spezialschuhen oder Schuheinlagen aus der Orthopädie bekannt sind.
Der Faktor, Schuhe noch bequemer werden zu lassen, wird außerdem im optischen Bereich ergänzt. Es können ganz individuelle Formen, Farben und Muster entstehen, ganz nach dem eigenen Geschmack des Kunden. Im Zeitalter der Standardisierung und Massenproduktion ist damit ein neuer und wachsender Konkurrenten in der Schuhbranche aufgetaucht, der zudem auf den stationären Einzelhandel, abgesehen von denkbaren Showrooms, verzichten kann.



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- Quelle: red | Foto MabelAmber / Mabel Amber, Pixabay License
- Erstellt am 11.11.2019 - 13:14Uhr | Zuletzt geändert am 11.11.2019 - 15:32Uhr
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