Gastspiel der Bente-Kahan-Stiftung aus Breslau

Görlitz | Breslau (Wrocław), 23. September 2013. Die Bente-Kahan-Stiftung aus Breslau kommt im Oktober 2013 zu einem Gastspiel ins Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz. Das Stück "Wallstrasse 13" baut auf wahren Ereignissen rund um eine deutsche Jüdin in Breslau auf.

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Jüdische Spuren in Breslau

In Wort und Liedern werden auf der Theaterbühne die Geschichten der jüdischen Bewohner des Mietshauses Wallstraße 13 (heute Włodkowica 13) in Breslau erzählt. In dieses Haus kehrt Barbara, die Zehnjährige Polen während der antisemitischen Hetze 1968 verlassen hatte, zurück, um ihren Vater zu beerdigen.

Als sie die Wohnung des Vaters aufräumt entdeckt sie Zeitungsartikel aus dem Jahr 1968 und Plakate von Aufführungen des Jüdischen Theaters, in dem ihre Mutter auftrat. Doch Barbara entdeckt auch weitere Spuren, so eine rätselhafte Fotografie Leontine Dambitsch, einer deutschen Jüdin, die in dieser Wohnung gelebt hatte, bevor sie nach Theresienstadt, später nach Auschwitz deportiert wurde.

Authentischer Hintergrund

Fiktiv ist nur die Erzählerin Barbara, ansonsten baut "Wallstrasse 13" auf den Unterlagen aus dem Nachlass von Leontine Dambitsch auf. Diese Dokumente bekam Autorin und Regisseurin Bente Kahan von David Dambitsch, einem Berliner Journalisten und Verwandten von Leontine.

Inszeniert wurde das Stück unter Verwendung wurde reichen Archivmaterials, das als Hintergrund der Erzählung und zugleich für das multimediale Bühnenbild eingesetzt wird. Außerdem sind Lieder aus dem Repertoire des Jüdischen Kulturbunds und des Jüdischen Theaters in Niederschlesien - beide Institutionen haben ihre Wurzeln in Breslau - integriert.

Seit seiner Uraufführung im Jahr 2008 wurde "Wallstrasse 13" mehrfach in der Synagoge zum Weißen Storch in Breslau für Jugendliche aus ganz Niederschlesien aufgeführt. Vorstellungen gab es auch im Wojciech Boguslawski Theater in Kalisch (Kalisz), im Theater Studio in Warschau (Warszawa), als norwegische Version im Neuen Zentraltheater Oslo (Oslo Nye Centralteatret) und als deutsche Version im Kunst-Zentrum IMPART in Breslau, in der Neuen Synagoge in Berlin und in der Philharmonie München.

Bitte merken: Bente Kahan

Das Drehbuch stammt von Bente Kahan, die auch die Regie übernommen hat. Kahan ist eine norwegisch-jüdische Schauspielerin, Musikerin, Autorin und Regisseurin. Seit 2005 leitet sie das Zentrum für Jüdische Kultur und Bildung in der Synagoge zum Weißen Storch in Breslau.

Die von ihr gegründete Bente-Kahan-Stiftung zeichnet verantwortlich für die Renovierung dieser Synagoge, die im Mai 2010 feierlich wiedereröffnet werden konnte. Unter Kahans Leitung wurde das historische Gebäude in einen anerkannten Aufführungsort für Konzerte, Theater und Ausstellungen zur Förderung von Toleranz und kultureller Vielfalt umgestaltet.

Prädikat: Unbedingt hingehen!
Sonntag, 6. Oktober 2013, 19 Uhr,
Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz.
"Wallstraße 13", eine Aufführung der Bente-Kahan-Stiftzung.
in polnischer Sprache mit deutschen Untertiteln.
Karten kosten acht, ermäßigt vier Euro im Vorverkauf und an der Abendkasse.
Veranstalter sind die Kulturreferentin des Schlesischen Museums, der Förderkreis Görlitzer Synagoge und das Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz.

Kommentar:

Nationen tun sich gewöhnlich schwer damit, ihre eigene Geschichte ohne Zerrspiegel aufzuarbeiten. Wenn in diesem Prozess dann auch noch zwei Nationen wie die deutsche und die polnische aufeinander zu gehen wollen und jüdische Schicksale im Spiel sind, dann waren für lange Zeit die Grenzen des Tabus schnell erreicht.

Vielleicht musste wirklich erst eine Jüdin aus Norwegen kommen, um einen Ausschnitt deutsch-polnisch-jüdischer Geschichte auf die Bühne zu bringen und damit für ein Publikum erlebbar, diskutierbar und verarbeitbar zumachen.

Görlitz als wichtiger Aufführungsort mit deutsch-polnischen Umfeld und historischem Schlesienbezug sollte diesen Anspruch rechtfertigen, indem die Gelegenheit zum Besuch der Vorstellung wahrgenommen wird,

meint Ihr Thomas Beier

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  • Quelle: red | Foto: Copyright Fundacja Bente Kahan
  • Erstellt am 23.09.2013 - 09:34Uhr | Zuletzt geändert am 27.05.2017 - 01:43Uhr
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