Bente Kahan mit Uraufführung in Görlitz

Bente Kahan mit Uraufführung in GörlitzGörlitz, 27. Mai 2017. Bente Kahan kommt wieder nach Görlitz, zur Uraufführung ihres Programms "Wie ist die Welt so stille" am 18. Juni 2017 in der Görlitzer Synagoge. Die in Breslau (Wrocław) lebende Sängerin mit norwegisch-jüdischen Wurzeln hat dafür 13 Gedichte der jüdischen Schriftstellerin Ilse Weber (1903 - 1944) vertont, die in Auschwitz ermordet wurde. Die für Gitarre und Kontrabass arrangierten Lieder führt Bente Kahan gemeinsam mit Adam Skrzypek, dem musikalischen Direktor des Breslauer Musiktheaters Capitol, auf.

Abb.: Ilse Weber schrieb in Theresienstadt rund 60 Gedichte, bevor sie mit einem ihrer Söhne in Auschwitz vergast wurde
Bildquelle: Schlesisches Museum zu Görlitz
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Programm widmet sich Else Weber

Programm widmet sich Else Weber
Bente Kahan und Adam Skrzypek bei einem Konzert in der Breslauer Synagoge zum Weißen Storch
Foto: © Bente Kahan

Ilse Weber, geborene Herlinger, kam in Witkowitz, das damals zu Österreich-Ungarn gehörte und heute als Vítkovice Stadtbezirk der Stadt Ostrau (Ostrawa) ist, zur Welt. Als Kinderbuch- und Rundfunkautorin hatte sie sich einen Namen gemacht, bevor sie Opfer der Judenverfolgung unter den Nationalsozialisten wurde. 1942 wurde sie ins Ghetto Theresienstadt deportiert, wo sie als Kinderkrankenschwester arbeitete und bis 1944 rund 60 Gedichte schrieb, so auch das berühmte ihrem älteren Sohn Hanuš gewidmete "Ich wandre durch Theresienstadt".

Ihre Texte erzählen vom Lagerleben und vermitteln Einblicke in die täglichen Kämpfe der Häftlinge. Ihre Gitarre konnte sie in das Ghetto einschleusen und spielte in der Krankenstation für Kinder Lieder, die sie selbst komponiert hatte. Gemeinsam mit ihrem jüngsten Sohn wurde sie 1944 nach Auschwitz transportiert und dort umgebracht, Hanuš konnte nach mit einem von einem Briten organisierten Kindertransport nach England entkommen uns lebt heute in Stockholm. Webers Mann überlebte das Lager und rettete ihre Gedichte. Einige der jetzt vertonten Texte wurden erst kürzlich im Nachlass der Autorin in Yad Vashem entdeckt. Doch bereits als Kahan das 1995 uraufgeführte Theaterstück "Morgen fängt das Leben an - Stimmen aus Theresienstadt" vorbereitete, komponierte sie Musik zu Gedichten von Ilse Weber.

"Als Komponistin und Sängerin sehe ich es als meine Aufgabe, Ilses Vermächtnis weiterzutragen", so Kahan. 1958 in Oslo geboren, zählt die Künstlerin heute zu den weltweit bekanntesten Interpreten jiddischer Lieder. In eigenen Bühnenprogrammen verarbeitete sie mehrfach Geschichten und Schicksale, um die Erinnerung an Opfer des Holocaust wach zu halten. Als Beispiel sei die szenisch-musikalische Collage „Wallstraße 13“ genannt, die jüdischen Bewohner eines Hauses in Breslau zwischen 1930 und 1968 gewidmet ist und die sie ebenfalls in Görlitz aufgeführt hatte.

Bente Kahan zog mit ihrer Familie im Jahr 2001 nach Breslau, wo sie die Bente-Kahan-Stiftung gründete. Vor allem ihrem Engagement ist es zu danken, dass die Breslauer Synagoge zum Weißen Storch restauriert und 2010 wiedereröffnet wurde. Die Stiftung richtete hier ein "Zentrum für Jüdische Kultur und Bildung" ein. Anliegen ist es, der Öffentlichkeit mit Lesungen, Konzerten, Theateraufführungen und anderen Veranstaltungen jüdische Kultur und Geschichte nahezubringen.

Prädikat: Unbedingt hingehen!
Sonntag, 18. Juni 2017, 19 Uhr,
Synagoge Görlitz, Otto-Müller-Straße 3, 02826 Görlitz.

Der Eintritt kostet 15 Euro, ermäßigt 10. Im Vorverkauf gibt es die Karten an der täglich von 9 bis 17 Uhr geöffneten Kasse des Schlesischen Museums zu Görlitz, Brüderstraße 8, 02826 Görlitz, ansonsten an der Abendkasse.
Kartenreservierung unter Tel. 03581 - 8791-0 oder per E-Mail an kontakt@schlesisches-museum.de.

Das Konzert ist eine gemeinsame Veranstaltung des Schlesischen Museums zu Görlitz, der Kulturreferentin für Schlesien und des Förderkreises Görlitzer Synagoge e.V.

Bente Kahans Auftritt vom 6. Oktober 2013 auf der Görlitzer Bühne des Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz/Zittau kommentierte der Görlitzer Anzeiger so. Dieser Kommentar gilt gleichermaßen für das deutsch-tschechoslowakische Verhältnis.

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  • Quelle: red | Bildquelle Foto Ilse Weber: Schlesisches Museum zu Görlitz, Bühnenfoto: © Bente Kahan
  • Erstellt am 27.05.2017 - 00:52Uhr | Zuletzt geändert am 12.10.2020 - 19:14Uhr
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