Ein Schatz in Görlitz: Der Avenarius-Nachlass

Görlitz, 11. August 2014. Das Graphische Kabinett des Kulturhistorischen Museums bewahrt den künstlerischen Nachlass des Malers und Grafikers Johannes Maximilian Avenarius. Dessen 60. Todestag ist Anlass für das Kulturhistorische Museum, in Kooperation mit der Evangelischen Kulturstiftung Görlitz zu einer Gedenkveranstaltung, die Einblick gibt in Leben und Schaffen von Avenarius, am 16. August einzuladen. Das in Görlitz behütete Werk von Johannes Maximilian Avenarius umfasst über 500 Druckgraphiken und Handzeichnungen aus seinem mehr als vierzigjährigen Schaffen, die sich den unterschiedlichsten Themen widmen.

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Gedenkveranstaltung im Barockhaus Neißstraße 30

Der im Hahr 1887 als Sohn eines schlesischen Justizbeamten geborene Avenarius studierte ab 1906 an der Dresdener Kunstakademie und wechselte zwei Jahre später nach München, wo er ein Studium der Psychologie, Philosophie und Kunstgeschichte begann. Ab 1910 war er als freischaffender Künstler tätig und erhielt erste Aufträge aus seiner verzweigten Familie. So war sein Onkel Richard als Philosoph in Zürich tätig und gehörte zu den Lehrern Gerhart Hauptmanns, mit dem Johannes Maximilian später vielfach zusammenarbeitete. Mit der Ausgestaltung der Kirche in Küpper (Stara Kopernia) bei Sagan (Żagań) im Jahr 1913 begann seine mehrere Jahrzehnte andauernde erfolgreiche Tätigkeit als Wandmaler. Im gleichen Jahr nahm er erfolgreich an der Jahrhundertausstellung in Breslau (Wrocław) teil.

Nach dem Ersten Weltkrieg, aus dem Avenarius schwer verletzt zurückkehrte, schuf er zunächst graphische Arbeiten. In dieser Zeit lernte er Gerhart Hauptmann kennen und begann, Illustrationen zu dessen Werken zu gestalten. Bis zum Tod des Schriftstellers und Literaturnobelpreisträgers verband beide eine enge Freundschaft. In den Jahren 1922/23 schuf Avenarius in der Treppenhalle von Hauptmanns Villa "Haus Wiesenstein“ in Agnetendorf (Jagniątków) den umfangreichen Wandbildzyklus "Das schlesische Paradies".

Der Auftrag in Haus Wiesenstein brachte ihm den Durchbruch als Wandmaler und in der Folgezeit erhielt Avenarius zahlreiche Großaufträge unter anderem in Berlin, Göteborg und Wien. Ab 1924 wirkte er als Lehrer für Ornamentik an der Staatlichen Kunstschule der Textilindustrie in Plauen. Ein Jahr später erhielt er einen Ruf als Professor an die Leipziger Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe mit gleichzeitiger Lehrverpflichtung in Plauen.

Nachdem die Nationalsozialisten an die Macht gekommen waren sah sich Avenarius Repressalien ausgesetzt. Er verlor seine Anstellung in Plauen und kehrte nach Niederschlesien zurück. Hier erhielt er wieder Aufträge für Wandmalereien. So entstanden in den Jahren 1934/35 die Ausmalungen in den Kirchen von Görbersdorf (Sokołowsko) und Sandberg (Piaskowa Góra) bei Waldenburg (Wałbrzych). In dieser Zeit betätigte er sich auch als Schriftsteller.

Das Kriegsende erlebte Avenarius in Niederschlesien. 1946 musste auch er das Land verlassen und kam nach Berlin-Müggelheim. Sein künstlerisches Werk wurde zusammen mit dem Nachlass Gerhart Hauptmanns mit einem Sondertransport der Sowjetischen Militäradministration nach Berlin gebracht. In den späten vierziger Jahren führte er noch verschiedene Altar- und Wandbildaufträge aus und schuf zahlreiche Illustrationsgraphiken.

Im Jahr 1954 verstarb Avenarius in Berlin. Seine Urne wurde fünf Jahre später auf dem Görlitzer Nikolaifriedhof beigesetzt. Gleichzeitig gelangte sein künstlerischer Nachlass nach Görlitz.

Hingehen!
Sonnabend, 16. August, 14.30 Uhr,
Johannes-Wüsten-Saal, Barockhauses Neißstraße 30, 02826 Görlitz.
Gedenkveranstaltung für Johannes Maximilian Avenarius.
Freier Eintritt, es wird jedoch um eine Spende zur Restaurierung des Grabmals gebeten.

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  • Quelle: red | Abbildungen: © Görlitzer Sammlungen für Geschichte und Kultur
  • Erstellt am 11.08.2014 - 12:18Uhr | Zuletzt geändert am 11.08.2014 - 12:34Uhr
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