DIY: Die Geschichte des Heimwerkens

DIY: Die Geschichte des Heimwerkens

Görlitz, 14. Februar 2024. Wenn man ans Heimwerken denkt, stellt man sich wahrscheinlich vor, dass man Dinge selbst herstellt und baut - dekorieren oder Regale aufstellt. Aber DIY geht weit über Heimwerken hinaus. Und auch wenn man denkt, dass es sich um eine Bewegung des 20. Jahrhunderts handelt, reichen die Wurzeln des DIY in Wirklichkeit viel weiter zurück. Traditionell sieht man die Wurzeln des Heimwerkens in den 1950er- und 60er-Jahren, und viele Faktoren trugen dazu bei, dass diese Zeit für das Heimwerken sehr wichtig war.

Bild von Andy Gries auf Pixabay

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Heute sind DIY-Projekte beliebte Freizeitbeschäftigungen - als Hobby oder um selbst etwas zu reparieren oder zu bauen. Auf dieser Seite sieht man die große Auswahl an Werkzeugen und DIY-Tools, die man mittlerweile einfach übers Internet bestellen kann. Doch bis dahin war es ein langer Weg: 


Erste Aufzeichnungen von 1683


Lange vor der Heimwerkerbewegung des 20. Jahrhunderts gab es ein großes Interesse an praktischen Arbeiten, die nicht am Arbeitsplatz, sondern zu Hause ausgeführt werden konnten. Das Buch Mechanick Exercises von Joseph Moxon ist der Großvater aller modernen Heimwerkerhandbücher. Es wurde 1683 veröffentlicht und beschrieb, wie man Schmied wird, Metall gießt, zeichnet, Holz schreinert, graviert, Bücher druckt, Karten und mathematische Instrumente herstellt.


Im 19. Jahrhundert erschienen viele weitere Bücher, in denen praktische Projekte detailliert beschrieben wurden, und sie richteten sich nicht nur an Männer. Mary Gascoigne veröffentlichte 1842 ihr "Handbook of Turning" (Handbuch des Drechselns), in dem sie die Kunst des Drechselns mit einer Drehbank erläuterte.


19. Jahrhundert - DIY kommt in Mode


In der Gesellschaft des 19. Jahrhunderts existierte ein starker moralischer Anreiz, sich selbst zu helfen. 


Samuel Smiles' Buch "Self Help; With Illustrations of Character and Conduct" von 1859 war ein Bestseller. Es beschrieb, dass Lernen eines der größten menschlichen Vergnügen ist und dass es die Pflicht des Menschen ist, sich selbst zu bilden, anstatt sich von anderen ausbilden zu lassen. Nach und nach verbreitete sich die Philosophie des Arbeitsplatzes auch zu Hause, und die "produktive Freizeit" erlebte einen Aufschwung. 


Für viele war es jedoch eher eine Notwendigkeit als ein Luxus, etwas für sich selbst zu tun. Im 19. Jahrhundert kam es zu einer Bevölkerungsexplosion mit einer großen Zahl zusätzlicher Kinder. Da der Kauf von Spielzeug teuer war, wurde es stattdessen oft zu Hause hergestellt - der Beginn eines lang anhaltenden Trends.


Die Kriege im 20. Jahrhunderts feuerten das Heimwerken weiter an


Die Nöte und Kriege des 20. Jahrhunderts waren ein fruchtbarer Boden für das Heimwerken. Das wirtschaftliche Desaster der 1920er und 30er Jahre ermutigte viele zum Heimwerken, um den Schein zu wahren, während ihr Einkommen schwand. Mit dem Zweiten Weltkrieg wurde die Eigenständigkeit in den Mittelpunkt gerückt. Viele Kriegsslogans propagierten die Bedeutung praktischer Arbeit zu Hause. 


Die Lebensmittel- und Materialrationierung setzte sich bis in die 1950er Jahre fort und wurde erst mit Verspätung von einem wirtschaftlichen Aufschwung abgelöst. Nun konnten die Heimwerkerfähigkeiten der Menschen endlich voll zur Geltung gebracht werden.


In den 1950er- und 60er-Jahren wurden zahlreiche alteingesessene Muster im Alltag der Menschen umgestoßen und verändert. Dank einer kürzeren Arbeitswoche hatten die Menschen mehr Zeit für das Familienleben und für Projekte im Haushalt. Außerdem nahm der Besitz von Wohneigentum zu, und auch die bessere Bezahlung und die längeren Ferien trugen dazu bei. Zuvor waren während und nach dem Zweiten Weltkrieg viele Güter des täglichen Bedarfs streng rationiert, und qualifizierte Arbeitskräfte für die Durchführung von Projekten waren Mangelware.  


DIY-Aufschwung durch neue Medien


Der Aufschwung des Heimwerkens in den 1950er Jahren wurde durch die neuen Medien gefördert. Die Fernsehserie von Barry Bucknell zog über fünf Millionen Zuschauer an, die ihm wöchentlich 40.000 Briefe schickten. Diejenigen, die Bucknell im Fernsehen verfolgten, hatten die Möglichkeit, ihrem Interesse an neuen Heimwerkerzeitschriften wie “Practical Householder” nachzugehen. Jeweils bis zu zwei Drittel der Seiten waren mit Werbung für Heimwerkerprodukte gefüllt, von Tapeten bis zu Elektrowerkzeugen.


Anfangs konzentrierten sich die Zeitschriften auf die Grundlagen wie Maurerarbeiten oder das Tapezieren. Doch mit der Zeit weiteten sie sich aus und behandelten Themen wie Möbel oder Inneneinrichtung. Dies entsprach den zunehmenden Fähigkeiten und Interessen der Heimwerker der Nation.


 

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  • Erstellt am 14.02.2024 - 14:36Uhr | Zuletzt geändert am 14.02.2024 - 15:06Uhr
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