Ab in die Pilze: Darauf kommt es an!

Ab in die Pilze: Darauf kommt es an!Görlitz, 13. Oktober 2022. Was gibt es im Herbst Schmackhafteres als eine selbstgemachte Pilzpfanne? Noch immer ist auch in der Oberlausitz Saison für die leckeren Waldbewohner. Die schönen Oktobertage machen es einfach, an den richtigen Stellen noch genug für das Abend- oder Mittagessen finden. Wobei sie nicht vom Himmel fallen: Man muss sich schon ein wenig auskennen – und das nicht nur in Bezug auf die gern geheimgehaltenen Pilzstellen und die Pilze selbst, sondern auch auf das Verhalten im Wald generell.

Abb.: Für Täublinge, die Pilzgerichten gern beigemischt werden, gilt die Täublingsregel, wonach in Europa heimische und beim Zerkauen einer kleinen Menge des rohen Pilzfleisches mild schmeckende Arten essbar sind, während scharf oder bitter schmeckende Täublinge ungenießbar sind oder sogar giftig wirken
Foto: © BeierMedia.de
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Mit der passenden Ausrüstung macht es doppelt Spaß

Mit der passenden Ausrüstung macht es doppelt Spaß
Der Grüne Knollenblätterpilz muss nicht grün aussehen, ist aber an der Hose am unteren Stilende erkennbar
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Ist man in diesen Tagen in der Görlitzer Region im Freien unterwegs, kann man die wunderbare Kombination aus frischer Luft, wärmender Sonne und herbstlicher Farbenpracht der Landschaft genießen. Wenn die Sonne allerdings weg ist, dann wird es schnell kühl. Gerade noch war das neue Hemd Herren in Kombination mit einem Fleece warm genug – und dann dauert es nur wenige Stunden, vielleicht sogar Minuten, und schon hat man das Bedürfnis, zu einer der Winterjacken Herren zu greifen. Für die Pilzsuche im Wald oder den Waldspaziergang bietet sich also in jedem Fall eine Oberbekleidung inklusive robuster Hose und fester Schuhe an, die diesen Umständen Rechnung trägt.

Stehenlassen, was man voraussichtlich nicht mitnimmt

Wer so glücklich ist, Pilze zu finden, sollte erst einmal schauen, ob sie essbar sind und gesund aussehen: Wenn nicht, bitte stehenlassen! Vor allem bei Lamellenpilzen empfiehlt es sich, den Pilzfuß gegebenenfalls vorsichtig freizulegen, mit einem Finger unter den Pilz zu fahren und ihn aus dem Waldboden herauszuheben. Nur so erkennt man, ob man es etwa mit einem giftigen Grünen Knollenblätterpilz zu tun hat, der nicht nur unter der Kappe, sondern auch am unteren Ende eine sogenannte Hose hat. Bei Röhrenpilzen scheiden sich die Geister, manche schneiden sie einfach ab und nehmen damit allerdings in Kauf, dass noch wertvolles Pilzfleisch im Boden verbleibt.

Gleich vor Ort sollten die Pilze von anhaftendem Schmutz und vielleicht wurmigen oder angefressenen Stellen befreit werden. Kein Fehler ist es, mit dem entstehenden Abfall die Entnahmestelle zu verschließen – ob das dem Myzel, dem eigentlichen Pilzgeflecht im Waldboden, das die begehrten Fruchtkörper hervorbringt, dient, darüber streiten sich die Pilzphilosophen.

Pilze bestimmen und verarbeiten

Manche nehmen nur wenige, ihnen bekannte Pilzarten. So haben etwa Sonderlinge wie die Krause Glucke bei manchen einen schweren Stand, andere sind ganz versessen auf die Delikatesse. Auch Pilze, die auf Holz wachsen, sind vielen suspekt. Hilfreich ist es, ein Pilzbestimmungsbuch mitzunehmen oder eine Pilzbestimmungs-App zu benutzen. Und als zünftiger Pilzjäger hat man natürlich ein spezielles Pilzmesser dabei, das neben einer dünnen und gekrümmten Schneide am anderen Ende des Griffs einen Pinsel zum schonenden Reinigen der Pilze hat.

Für den Transport der Pilzbeute ist ein Korb am besten geeignet, die Waldbewohner wissen das stickige Klima in Plastiktüten oder anderen luftdichten Verpackungen nämlich gar nicht zu schätzen. Ebenso sollte man nicht zu viele von ihnen aufeinander stapeln, damit sie nicht zerdrückt werden. Zu Hause angekommen, werden die Pilze am besten gleich geputzt und möglichst sofort verarbeitet. Ein Faustregel ist, aus Lamellenpilzen wie Champignons oder dem Perlpilz Suppe zu kochen, während Röhrenpilze eher in der Pilzpfanne landen. Röhrenpilze eignen sich auch zum Trocknen, entweder in der Sonne, auf der Heizung oder im Dörrautomaten.

Den Wald ausräumen?

Was die Menge der Pilze betrifft, die man auf einer Pilzpirsch sammeln darf, bietet sich als Orientierung die "Eine Person gleich maximal zwei Kilo Pilze"-Regel an. Größere Gruppen sollten es jedoch bei insgesamt höchstens acht Kilogramm belassen. Anhaltswert ist eine Menge, die für ein Mahlzeit, die ja nicht nur aus Pilzen bestehen muss, ausreicht. Wer im Auslandsurlaub ist, sollte daran denken, dass das Waldrecht nicht überall so großzügig wie in Deutschland ist. In Südtirol etwa ist eine Pilzsammelgebühr zu entrichten, in Polen hingegen gibt es sogar die Europameisterschaften im Pilzesammeln.

Manche Verwechslung macht man nur einmal

Vor wenigen Tagen ging die Meldung durch die Medien, Sachsen halte aktuell den deutschen Pilzvergiftungs-Rekord. Schuld ist nicht etwa das gute Pilzjahr, sondern es sind unbedarfte Sammler, die für Notfälle sorgen.

Eines der Risiken: Wer die Pilze der heimischen Region gewohnt ist, kann unter Umständen woanders schnell einer Verwechslung aufsitzen. Das liegt unter anderem daran, dass manche genießbare Sorten giftige Doppelgänger haben – wie beispielsweise der Champignon mit dem Knollenblätterpilz oder der Perl- mit dem Pantherpilz. Gerade bei jungen Exemplaren ist es oftmals nicht so leicht, sie sicher auseinanderzuhalten. Daher empfiehlt es sich unbedingt, Pilze, die man nicht zweifelsfrei bestimmen kann, stehen zu lassen.

Natürlich kann man auch die örtlichen Pilzberater nutzen, etwa im Senckenberg Naturkundemuseum Görlitz oder in Markersdorf. Wer sich den Aufwand spart, der tut der Natur den größeren Gefallen, wenn Pilze einfach stehen lässt und als Trophäe ein Foto macht. Die Natur dankt es, wenn man ihr nicht unnötig viele Pilze entnimmt. Manche sammeln lieber Röhrenpilze und lassen Lamellenpilze stehen, doch nicht alle Röhrenpilze sind harmlos. So verursacht – um nur ein Beispiel zu nennen – der Satans-Röhrling, kurz Satanspilz genannt, schweren Brechdurchfall.

Wann und wo das Pilzesammeln besonders erfolgversprechend ist

Wärme und Feuchtigkeit, das lieben die Pilze, wobei auch hier die Ausnahme die Regel bestätigt. Ein Faustregel ist: Wenn die Badesaison vorbei ist, strebt die Pilzsaison ihrem Höhepunkt zu. Und oft haben jene Sammler besonderen Erfolg, die noch einmal losziehen, wenn die meisten meinen, die Pilzsaison sei vorbei. So kann man manchmal bis weit in den November hinein mit einem gut gefüllten Pilzkorb zurückkommen. Aber auch Tage, an denen Schmuddelwetter andere Pilzsammler abhält, können sich als besonders erfolgreich erweisen – ganz nach dem Motto: Es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur unpassende Kleidung!

Pilzsammler sind Naturfreunde und für diese ist es selbstverständlich, abgesperrte Waldgebiete wie etwa Schonungen und Naturschutzgebiete – wie die Görlitzer Landeskrone und das Rotstein-Massiv zwischen Markersdorf und Löbau – nicht abseits der Wege zu betreten; die Pilzentnahme ist hier soundso tabu. Was ertragreiche Fundstellen betrifft: Da hilft nur, durch die Wälder zu wandern und seine Erfahrungen zu machen. Zum Glück ist die Natur der Oberlausitz überaus abwechslungsreich und Pilze finden sich in den ausgedehnten Kiefernwäldern ebenso wie in den Fichten- und Mischwäldern des südlichen Teils. Fast ein Geheimtipp sind bestimmte Wiesen, die zur sprichwörtlichen "Pilzernte mit der Sense" einladen.

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  • Erstellt am 13.10.2022 - 17:45Uhr | Zuletzt geändert am 13.10.2022 - 21:28Uhr
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