Die Wasserfrage: Geht es billiger?

Die Wasserfrage: Geht es billiger?Görlitz, 11. November 2020. Zwar bleibt das Trinkwasser von der ab Januar 2021 kommenden Kohlendioxidabgabe befreit, aber Gedanken rund um die Wasserkosten machen darf man sich schon.

In Bautzen wurde einst mit der Wasserkunst (im Bild links) das Wasser der Spree in die Stadt gehoben – 450 Jahre lang, bis ins Jahr 1965
Foto: © Bautzner Anzeiger
Anzeige

Wie man als Verbraucher seine Wasserkosten senken kann

Fakt ist: Trinkwasser ist in Deutschland noch immer reichlich vorhanden, jedoch sind die Kosten dafür im internationalen Vergleich hoch – aber nur pro Kubikmeter, nicht auf der Jahresrechnung. Das liegt daran, dass in Deutschland nur wenig Trinkwasser verbraucht wird, nämlich rund ein Viertel weniger als in Frankreich und weniger als die Hälfte im Vergleich zu den USA. Hinzu kommt: In Deutschland liegen weder die Trinkwasserversorgung noch die Abwasserentsorgung in privater Hand, sondern es sind jeweils die Kommunen zuständig. Die agieren dann über ihre kommunalen Unternehmen wie etwa die Stadtwerke Görlitz AG oder über Körperschaften des öffentlichen Rechts wie beispielsweise den Abwasserzweckverband Weißer Schöps, der auch für den Görlitzer Norden zuständig ist.

Vielen der zwangsweise – allerdings durchaus sinnvoll – an die öffentliche Wasserversorgung bzw. -entsorgung Angeschlossenen erscheint es wenig zweckmäßig, nach Alternativen zu suchen, mit denen sich die Kubikmeterkosten senken lassen. Andererseits: Investitionen im Bereich der Wasserversorgung und -entsorgung haben naturgemäß einen langfristigen Charakter, weshalb sich näheres Hinschauen lohnt.

Abwasser: Gestaltungsmöglichkeiten nur in Randgebieten

Die Abwasserentsorgung ist deutlich teurer ist als die Trinkwasserversorgung, doch gibt es im Bereich der Abwasserentsorgung kaum Alternativen zum Anschluss an das öffentliche Netz, jedenfalls dort, wo es erreichbar ist und eine zentrale Entsorgung ermöglicht. Die dezentrale Entsorgung per biologischer Kleinkläranlage oder abflussloser Sammelgrube ist etwa im Bereich des Abwasserzweckverbandes Weißer Schöps nur möglich, wenn der nächste Anschluss an die zentrale Entsorgung mehr als 100 Meter entfernt ist – erst dann ist die dezentrale Entsorgung günstiger, wenn auch nicht gerade billig.

Neben den in den Neuzigerjahren projektierten oft überdimensionierten Abwasser- und Aufbereitungsanlagen sind in Ortschaften wie Jauernick-Buschbach, Hohendubrau und Buchholz Simultanteichkläranlagen entstanden. Deren Kapazität ist kleineren Ortschaften beziehungsweise Einzugsgebieten angepasst.

Trinkwasser ersetzen

Trinkwasser auf dem öffentlichen Netz hat in Deutschland Lebensmittelqualität, obgleich nur ein Bruchteil in Lebensmitteln landet oder direkt getrunken wird. Da tut es schon weh, rund die Hälfte des hochwertigen Wassers in der Toilette, der Waschmaschine oder im Garten verschwinden zu sehen. Wer hier etwas ändert, kann unter Umständen nicht nur Geld sparen, sondern tut auch der Umwelt gutes.

Wer auf aufbereitetes und per Netzanschluss geliefertes entsprechend teures Trinkwasser teilweise verzichten möchte, hat im Grunde zwei Möglichkeiten: Entweder kann er einen eigenen Brunnen oder Regenwasser nutzen. Die Trinkwasserversorger sehen das nicht unbedingt gern, werden ihre Wasserleitungen dadurch doch weniger durchspült, was der Qualität des beim Endverbraucher ankommenden Wassers unter Umständen nicht zuträglich ist.

Der eigene Brunnen

Wer einen eigenen Brunnen hat, dem reicht schon ein preiswertes Hauswasserwerk oder im einfachsten Fall eine Schwengelpumpe, um den Garten damit fast zum Nulltarif zu bewässern. Aber aufgepasst: Wer einen Brunnen neu anlegen möchte sollte beachten, dass dies meist genehmigungs- oder zumindest anzeigepflichtig ist. Ansprechpartner sind die Kommunen oder die Unteren Wasserbehörden.

Regenwasser nutzen

Die für viele naheliegendste Variante, eigenes Wasser ins Spiel zu bringen, ist jedoch die Nutzung von Regenwasser. Besonders Grundstücksbesitzer, die Regenwasser für den Garten nutzen, merken: Irgendwann wird es zuviel, der Regen liefert mehr Wasser, als zur Gartenbewässerung verbraucht werden kann.

Dabei ist Regenwasser doch ein Wasser mit ganz besonderen Eigenschaften: Es ist weiches Wasser, kann allerdings Verunreinigungen aus der Atmosphäre enthalten. Hinzu kommen Verunreinigungen, die auf dem Weg in einen Regenwasserspeicher aufgenommen werden, etwa vom Dach, aus Leitungen in Form von Laub. Deshalb ist es unerlässlich, etwa in eine Zisterne zufließendes Regenwasser mit einem speziellen Regenwasserfilter zu reinigen. Das macht das Wasser lagerfähig und für die Haustechnik nutzbar. Tipp: Als praktisch erweisen sich für die Filterung selbstreinigende Modelle.

Abwasserentsorger informieren und Bleistift spitzen

Wer Brunnen- oder Regenwasser etwa für die Toilettenspülung nutzen, also nach Gebrauch in die Abwasserkanalisation einbringen möchte, muss seinen Abwasserversorger informieren. Der wird die Installation einer zweiten Wasseruhr verlangen, die regelmäßig auszutauschen und gebührenpflichtig zu plombieren ist und für deren Ablesung außerdem gesonderte Gebühren verlangt werden können. Zählt man den Aufwand für den Regenwasserspeicher und ein vom öffentlichen Netz absolut getrenntes Leitungssystem noch hinzu, muss man sehr genau schauen, ob sich das noch rechnet. In einer Vergleichsrechnungen wird allerdings darauf hingewiesen, dass die Aufbereitung und der Transport von Leitungswasser etwa das Vierfache an Energie gegenüber einer eigenen Regenwasserversorgung verbraucht..

Wenn schon, denn schon, ist die Devise

Fazit: Je mehr Regenwasser genutzt wird, umso eher lohnt sich – abgehen von sehr simplen Gartenlösungen – der Aufwand. Also nicht nur die Toiletten und den Garten damit speisen, sondern auch die Waschmaschine, den Hochdruckreiniger und vielleicht die Gartendusche. Bei der Frage, ob Regenwasser auch im Haus für Waschbecken, Dusche und Badewanne genutzt werden sollte, scheiden sich allerdings – auch angesichts weiteren Aufwands – die Geister. Für die allermeisten ist der Gedanke daran jedoch obsolet, denn die Regenwassernutzung wird von der Regenintensität und -häufigkeit, der verfügbaren Sammelfläche – meist dem Dach – und der Größe der Zisterne begrenzt.

Wirtschaftlich als günstig darstellen lässt sich die Regenwassernutzung als Brauchwasser übrigens bei vielen Gewerbebetrieben und wenn auch noch Regenwassereinleitungsgebühren gespart werden.

Wer aber im Haushalt ohne viel Aufwand Geld für Trink- und Abwasser sparen will, dem bleiben nur die herkömmlichen Tipps: Weniger Wasser verbrauchen, also Spartaste nutzen, im Waschbecken kein Wasser nur aus Bequemlichkeit sinnlos laufen lassen, Geschirrspülmaschine nur voll einschalten, ebenso die Waschmaschine, Wassersparprogramme nutzen, lieber Duschen als Baden. Allerdings machen Einschränkungen nun mal keinen Spaß, weshalb die Option Brunnen- oder Regenwasser zumindest eine Überlegung wert ist.

Kommentare Lesermeinungen (0)
Lesermeinungen geben nicht unbedingt die Auffassung der Redaktion, sondern die persönliche Auffassung der Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich das Recht zu sinnwahrender Kürzung vor.

Schreiben Sie Ihre Meinung!

Name:
Email:
Betreff:
Kommentar:
 
Informieren Sie mich über andere Lesermeinungen per E-Mail
 
 
 
Weitere Artikel aus dem Ressort Weitere Artikel
  • Quelle: red | Foto: © Bautzner Anzeiger
  • Erstellt am 11.11.2020 - 15:40Uhr | Zuletzt geändert am 11.11.2020 - 16:20Uhr
  • drucken Seite drucken
Anzeige