Ghostwriter für die Masterarbeit?

Ghostwriter für die Masterarbeit?Görlitz, 21. April 2020. Gleich vorab: Nein, das geht gar nicht – oder etwa doch? Jeder kennt wohl die Plagiatsdiskussionen um falsche Doktortitel, ebenso wie Abschreiben ist auch Schreibenlassen schlicht und einfach Betrug. Dennoch können Ghostwriter ("Geisterschreiber") über Auftragsmangel nicht klagen. Wo kommen sie auf seriöse Weise zum Einsatz?

Manch Student arbeitet lieber praktisch im Versuchsfeld oder im Labor und hasst es, viele Seiten lange Texte zu verfassen
Symbolfoto: RAEng_Publications (Royal Academy of Engineering's "This is Engineering" campaign), Pixabay License
Anzeige

Wo Ghostwriter ihre Berechtigung haben – und wo nicht

Wo Ghostwriter ihre Berechtigung haben – und wo nicht
Den in Deutschland sogenannten Doktorhut gibt es in den USA schon beim College-Abschluss
Foto: Gillian Callison, Pixabay License

Natürlich hat Ghostwriting eine Daseinsberechtigung und wird vielfältig auf legale Weise genutzt.

Ghostwriter als Redenschreiber

Ghostwriter sind im Deutschen eher als Redenschreiber bekannt, allerdings: Man weiß zwar, dass es sie gibt, aber wer es ist, bleibt in aller Regel verborgen. Ohne jeden Zweifel jedoch haben diese Redenschreiber eine große Daseinsberechtigung. Sie liefern Persönlichkeiten, von denen fundierte, hieb- und stichfeste Aussagen erwartet werden, die Manuskripte oder zumindest substantielle Zuarbeiten. Das ist logisch, können doch hochrangige Politiker nicht Experten für jedes Detail sein – ihre Fähigkeit liegt viel mehr darin, den Überblick zu behalten und Entscheidungen zu treffen. Andererseits: Wenn sie an die Öffentlichkeit treten, sind Millionen von Bürgern ganz Ohr und viele von ihnen suchen nur das Haar in der Suppe, um dem Politiker oder der Politikerin Unkenntnis oder gar Unfähigkeit zu unterstellen. Deshalb bedarf es oftmals sogar mehrerer Fachleute, um eine wichtige Rede vorzubereiten und zu erstellen.

Übrigens: Würde ein Ghostwriter die von ihm geschriebene Rede selbst halten, wohl kaum jemand würde sie zur Kenntnis nehmen.

Ghostwriter in der Literatur

Wenn eine bekannte Persönlichkeit ihre Memoiren, die Lebenserinnerungen, herausgibt, dann ist das häufig nicht ausschließlich ein eigenes Werk; da haben mit einiger Sicherheit regelmäßig andere die Quellen zusammengetellt und sortiert, vielleicht wurden sogar Historiker hinzugezogen, um eine zeitgeschichtliche Einordnung vorzunehmen, und letztendlich hat jemand die Texte verfasst, die der vermeintliche Memoirenschreiben noch einmal korrigiert und schließlich autorisiert hat.

Weithin bekannt wurde, weil vor Gericht gelandet, der Ghostwriter von Helmut Kohls Memoiren – vermutlich hatte er in einem weiteren Buch mehr ausgeplaudert, als zum Wohle des Andenkens an der Kanzler der Einheit bekanntwerden sollte, wie Ingo Malcher im Beitrag "Wem gehören Helmut Kohls Erinnerungen?" auf ZEIT ONLINE schildert.

Ghostwriter in der Wissenschaft

Beim sogenannten akademischen Ghostwriting wird das Eis schnell sehr dünn. Zwar ist die Dienstleistung des Ghostwritings, so scheint es, auch in der Wissenschaft durchaus legal, doch der Betrug beginnt spätestens dann, wenn ein Auftraggeber an Eides statt versichert, seine Arbeit selbst geschrieben zu haben, vom Berufsethos und der guten Praxis des Wissenschaftlers ganz abgesehen.

Und dennoch: Die Tätigkeit des Ghostwriters ist auch in der Wissenschaft legal, solange der Auftraggeber einen Text, wie man ihn etwa bei Ghostwriter für Masterarbeit erhalten kann, lediglich zur Inspiration und als Vorlage für seine eigene wissenschaftliche Arbeit benutzt, ohne ihn als eigenes Werk auszugeben. Es liegt nahe, dass sich hier eine Grauzone auftut, vor allem, wenn sich die Vorlage und die fertige Arbeit sehr nahe kommen. Gerade Studenten, die heutzutage vielfältigen Ablenkungen wie auch dem Zwang, sich Geld dazuzuverdienen, unterliegen, sind immer wieder geneigt, sich das Leben mit Hilfe eines professionellen Ghostwriters leichter zu machen – und eine ausgezeichnete wissenschaftliche Vorlage kann tatsächlich viel Zeit ersparen. Nur die Vorlage weitestgehend direkt zu verwenden und als eigene Leistung auszugeben, das geht eben nicht.

Weitere legale Hilfen

Über den inspirierenden Ghostwriter hinaus gibt es weitere käufliche Unterstützung bei der Anfertigung wissenschaftlicher Werke. Viele Ghostwriter, aber auch andere spezialisierte Dienstleister bieten professionelle Betreuung an, etwa auch Hilfe bei der Literatursuche. Wer den Text seiner Arbeit im Großen und Ganzen schon fertig geschrieben hat, kann unter den Ghostwritern und bei anderen Anbietern Experten für das Lektorat und das Korrekturlesen finden. Auch stellen solche Experten sicher, dass man sich nicht um Fehler, Inhalt und Struktur der Masterarbeit oder sonstigen Abschlussarbeit sorgen muss.

Gute Ghostwriter beachten die üblichen Standards und hochschulspezifischen Vorgaben für die richtige Gestaltung der gesamten Arbeit einschließlich aller Listen und Anhänge. So gesehen kann man durchaus einen guten Ghostwriter beauftragen, eine fertige Arbeit vorab zu prüfen und zudem mit professioneller Software einer Plagiat-Überprüfung zu unterziehen um sicherzustellen, dass die Arbeit wirklich einzigartig ist und man nicht etwa versehentlich ein Zitat nicht als solches gekennzeichnet hat. Auch ein akademisches Coaching oder Textcoaching für eine wissenschaftliche Arbeit sind zulässig und können eine wertvolle Hilfe sein.

Vereinfacht gesagt: Immer dann, wenn durch einen anderen erstellte Texte oder Passagen übernommen und als eigene ausgegeben werden, wird die Sache unseriös. Wer in eine schwierige persönliche Situation gerät und sein Studium mit Hilfe der Zuarbeiten eines Ghostwriters dennoch erfolgreich abschließen will, sollte darauf achten, einen wirklich professionellen Ghostwriter bzw. eine solche Agentur zu finden und die Grenzen des Zulässigen nicht zu überschreiten.

Ghostwriter finden

Naturgemäß wird es kaum gelingen, eine leistungsfähige Ghostwriting-Agentur, die professionelle Autoren zu unterschiedlichen Wissensgebieten im Zugriff hat, per Onlineauswahl zu finden. Referenzen verbieten sich in diesem Geschäft ebenso wie nachvollziehbare Bewertungen. Eher "Finger weg!" heißt es jedoch, wenn Vorkasse oder hohe Vorauszahlungen gefordert werden. Am Gesamtpreis jedoch kann man sich nur schwer orientieren, Arbeitsumfang und Schwierigkeit variieren zu stark; auch der Zeitdruck spielt eine große Rolle bei der Preisfindung.

Entscheidend bleibt wohl, was die Dienstleistung dem Auftraggeber wert ist. Manche Anbieter gewähren Rabatt bei Erstaufträgen und Cashback auf ein Bonuskonto des Auftraggebers, andere wieder bieten ein individuell zu gestaltendes Zahlungsmodell an, nach dem schrittweise bezahlt werden kann.

Ein wichtiges Qualitätsindiz ist es, wenn der vermittelte Ghostwriter selbst Akademiker oder gar im Wissenschaftsbetrieb tätig ist. Akademiker – Wissenschaftler werden weniger gut bezahlt als man meinen möchte – betreiben das Ghostwriting als willkommenen Zuverdienst oder weil sie gern schreiben und die Arbeit bei weitgehend freier Zeiteinteilung von zu Hause aus erledigt werden kann.

Die akademischen Grade

Mit dem Diplom ist Deutschland ein Kulturgut weitgehend verloren gegangen; gerade der deutsche Diplom-Ingenieur genoss weltweit einen exzellenten Ruf und selbst Daniel Düsentrieb wusste augenzwinkernd: Dem Ingeniöhr ist nichts zu schwöhr!" Um das Studium zu straffen (wie Kritiker sagen, zu verschulen) wurde das Diplom durch die Bachelor- und die darauf aufbauenden Master-Studiengänge weitestgehend abgelöst. Ein gewisse Rolle spielt noch der Magister, meist als Magister Atrium oder Magister Scientiarum. Der Magisterabschluss Magister Legum Europae ist ein europäischer Abschluss für die internationale juristische Betätigung, ähnlich sind der Magister Juris Internationalis und der immer öfter auch in Deutschland anzutreffende LL.M, der Legum Magister.

Der 1999 begonnene Bologna-Prozess zur Vereinheitlichung der Studienabschlüsse in Europa hat sich weitgehend, aber nicht in letzter Konsequenz durchgesetzt. ZEIT Campus hat aufgelistet, wo in Deutschland man noch einen Diplomstudiengang absolvieren kann.

Fakt ist: Ein akademischer Grad bzw. Titel erweist sich im Wirtschafts- wie im gesellschaftlichen Leben als Türöffner. Wer promoviert ist, wird oft schon deshalb lieber eingestellt, weil der Doktortitel auch das Renommee des Arbeitgebers erhöht – manchmal treten die wirklichen Fähigkeiten demgegenüber sogar in den Hintergrund. Wie dem auch sei: Für Studenten ist das ein starkes Motiv, einen möglichst sehr guten Studienabschluss zumachen, um sich ihre Chancen auf ausgezeichnete Berufs- und Einkommensaussichten zu bewahren. Der Andrang an den deutschen Hochschulen und Universitäten ist seit vielen Jahren ungebrochen, auch an der Hochschule Zittau/Görlitz zeigt die Tendenz nach oben.

Praktische Tipps

Eine Masterarbeit oder ene andere wissenschaftliche bzw. Abschlussarbeit zu schreiben, das ist ein langer Prozess. Als Student sollte man unbedingt rechtzeitig alle Anforderungen an seiner Universität oder Hochschule klären.

Die Struktur eine Masterarbeit sieht oftmals so aus:

    • Deckblatt
    • Eidesstattliche Erklärung
    • Danksagung
    • Vorwort und/oder eine sehr kurze Zusammenfassung
    • Inhaltsverzeichnis, dazu Verzeichnisse der Abbildungen, Tabellen und Abkürzungen
    • Einleitung (besondere Bedeutung des Themas, Problembeschreibung, Ziel der Arbeit, Vorgehensweise)
    • Hauptteil mit der Analyse bestehender Ansätze, dem Forschungsstand, der Methodik und den Ergebnissen / Lösungsvorschlägen
    • Kritische Relexion
    • Zusammenfassung
    • Anhang
    • Literaturverzeichnis

Wichtig ist, die Vorgaben der Hochschule unbedingt einzuhalten.

Genau wie die Struktur einer akademischen Arbeit wie der Masterarbeit ist ihre Formatierung streng geregelt, oftmals so:

    • übliche 10- oder 12-Punkt-Schriftgröße, in der Regel Times New Roman
    • Ränder oben und unten 2,5 Zentimeter, links 2,5 und rechts 2,0 Zentimeter
    • Absätze für Kapitel: doppelter Abstand, Zeilenabstand 1,5-fach, keine Silbentrennung
    • alle Tabellen und Abbildungen müssen in die vorgegebenen Ränder passen
    • das Literaturverzeichnis muss je eine Leerzeile zwischen den Einträgen haben
    • Zitate müssen nach Harvard oder nach der Deutschen Zitierweise vorgenommen werden

Auch hier müssen die Vorgaben der Hochschule unbedingt beachtet werden.

Kommentare Lesermeinungen (0)
Lesermeinungen geben nicht unbedingt die Auffassung der Redaktion, sondern die persönliche Auffassung der Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich das Recht zu sinnwahrender Kürzung vor.

Schreiben Sie Ihre Meinung!

Name:
Email:
Betreff:
Kommentar:
 
Informieren Sie mich über andere Lesermeinungen per E-Mail
 
 
 
Weitere Artikel aus dem Ressort Weitere Artikel
  • Quelle: red | Foto Mann mit Schutzbrille: RAEng_Publications, Pixabay License; Foto Hüte in der Luft: greymatters / Gillian Callison, Pixabay License
  • Erstellt am 21.04.2020 - 15:08Uhr | Zuletzt geändert am 21.04.2020 - 19:29Uhr
  • drucken Seite drucken
Anzeige