Kleine Vampire ganz groß

Kleine Vampire ganz großGörlitz, 17. Dezember 2019. Schon die Überschrift ist Ausdruck eines verbreiteten Vorurteils: Fledermausarten, die hierzulande vorkommen, sind nämlich keine Blutsauger, sondern ausgesprochen nützliche Tiere, denn sie vertilgen Insekten und schädliche Käfer, die einzelne Pflanzen und sogar ganze Baumbestände so intensiv befallen können, dass diese schließlich absterben. Es ist also praktischer Naturschutz, wenn man den Fledermäusen in ihrem Überlebenskampf mit einfachen Mitteln hilft.

Eine Fledermaus in einer Höhle. Wo sich keine natürlichen Rückzugsorte oder alte Gebäude finden lassen, ist ein Fledermauskasten für die Tiere hilfreich
Foto: Arnold, Pixabay License
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Fledermäusen als Nachtschwärmer brauchen tags ein Dach über dem Kopf

Fledermäuse gehen erst nach Anbruch der Dunkelheit auf die Jagd, der Große Abendsegler als Erster gleich nach Sonnenuntergang. Am Tag hingegen sind sie so gut wie nie zu sehen, nur das Große Mausohr nächtigt in typischer Fledermausstellung kopfunter hängend im Freien. Den anderen Fledermausarten haben es auch in der Region Görlitz ältere Gebäude, Scheunen und ehemalige Trafohäuschen angetan. Wenn sie im Zwielicht des Abends aktiv werden, immer auf der Jagd nach Insekten, kann man sie manchmal im Lichtkegel einer Straßenlampe beobachten, weil sich die Insekten vom Licht angezogen fühlen. Tatschlich ernhren sich Fledermäuse in erster Linie von Motten, Faltern und anderen Insekten.

Durch das immer wärmer werdende Klima finden sich seit einigen Jahren wieder mehr von den kleinen Jägern der Nacht in unseren Breiten wieder. Wenn alte Häuser saniert oder abgerissen werden, verwinden allerdings damit auch Unterschlupfmöglichkeiten. Mit Fledermauskästen kann man dazu beitragen, dass Fledermäuse Schlafmöglichkeiten finden und auch überwintern können.

Unterschlupf gewähren und Fledermauskästen aufhängen

Ein schöner und für die Tiere angepasster Fledermauskasten ist für Fledermäuse quasi das fertige Penthouse, denn diese Kästen bieten alles, was die nachtschwärmenden Flugtiere benötigen, um sich tagsüber ausruhen zu können; insbesondere können sie dort auch überwintern.

Grundsätzlich übernachten Fledermäuse gerne auf Dachböden, in Mauernischen, Baumhöhlen und eben auch solchen Kästen, wenn sie an der richtigen Stelle aufgehängt worden sind. Im Idealfall sollte ein Fledermauskasten direkt in der Flugschneise der Tiere aufgehängt werden und sicher vor Räubern wie Katzen, Vögeln und Mardern sein. Um den Nachtjägern ein sicheres Quartier zu geben, müssen die Kästen absolut tauglich sein und den Ansprüchen der Tiere genügen. Man unterschiedet bei diesen Kästen im Grunde zwischen Flachkästen für die Spaltenbewohner dieser Gattung und Raumkästen, die wie eine natürliche Baumhöhle mitunter als Ersatzkästen für Spechte in der Brutzeit dienen.

Seit 500 Millionen Jahren unter uns

Rund 25 verschiedene Arten von Fledermäusen tummeln sich hierzulande. Was aber eigentlich noch faszinierender ist: Sie sind die einzigen Säugetiere, die jemals den aktiven Flug erlernt haben. Sie leben in der Dunkelheit und sehen per Ultraschall quasi mit den Ohren. Mit mehr als 800 Herzschlägen pro Minute sausen sie lautlos durch die Lüfte.

Insgesamt leben schätzungsweise rund 1.200 verschiedene Fledermaus-Arten auf der Erde. Die meisten von ihnen tummeln sich in tropischen Klimazonen, da sie warmes Klima bevorzugen. Von der Alpenfledermaus, die auch in über 3.000 Metern Höhe aufzufinden ist, bis hin zur Bechsteinfledermaus, die in der Lage ist, die auf Blättern und am Boden ruhenden Insekten abzusammeln. Dazu nutzen sie sehr kurze Ultraschall-Rufe und gebrauchen natürlich die großen Ohren, die selbst noch geringste Echolaute wahrnehmen. Neben der Zwergfledermaus und der Mückenfledermaus, die als die kleinsten Arten bekannt sind, gibt es noch weitere Arten, die man hierzulande immer öfter findet. Je nachdem, wo sie sich zu Hause fühlen, haben sie sich in Millionen von Jahren an ihre Umgebung angepasst und können im Freiflug ihre Nahrung aufnehmen, auf Blättern und Böden, oder auch aus dem Wasser und von Wasseroberflächen.

Winterschlaf und Unterkunft

Im Winter suchen die unterschiedlichen Fledermausarten ihre Unterkünfte in Felshöhlen, Baumhöhlen, Fassadenspalten, Kellern oder sogar auch unter großen Scheiterhaufen. Aber auch die erwähnten Fledermauskästen werden von ihnen immer häufiger aufgesucht, weil das Angebot steigt und sie neben den klassischen Insektenhotels inzwischen im Trend liegen. Selbst in Briefkästen fand man schon schlafende Fledermäuse. Sie verharren bei verlangsamtem Stoffwechsel allein oder auch in Gruppen mit dem Kopf nach unten hängend. Einzig ihre Fettreserven lassen sie den Winter überleben. In den Sommermonaten und in Frühjahr und Herbst fliegen sie bei Anbruch der Dunkelheit los und jagen Insekten. Sobald die Nacht vorüber ist und sich der Morgen zeigt, sind sie in ihren Unterkünften verschwunden und ziehen sich zum Ausruhen zurück.

Nahrung und Feinde

Grundsätzlich fangen und fressen Fledermäuse im Freiflug. Doch einige Arten fressen auch am Boden oder von Blättern oder von der Wasseroberfläche. Sie können dabei durch ihr unglaublich exaktes Echolautsystem Mistkäfer beim Krabbeln auf dem Boden erkennen. Fledermäuse fressen eine gigantische Menge an Insekten, wie Fliegen, Motten, Falter und Mücken, aber gern auch Spinnen. Die natürlichen Feinde der Fledermaus sind vor allem die unzähligen Katzen in Deutschland, die als Freigänger des Nachts auf der Lauer liegen, allerdings sind Fledermäuse dank ihres Ortungssystems meist schneller als die Katze. Aber auch der Steinmarder, Greifvögel wie der Habicht und der Sperber sowie Eulen wie der Waldkauz und die Schleiereule haben die kleinen Flugsaurier auf ihrem Speiseplan.

Fledermausweibchen speichern übrigens während des Winterschlafs die Spermien der Männchen in ihrer Gebärmutter. Jährlicht im Frühjahr dann kommt es zur Befruchtung und nach etwa zehn Wochen wird in der Regel ein Jungtier Regel zur Welt gebracht.

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  • Quelle: red | Symbolfoto: rnoid / Arnold, Pixabay License
  • Erstellt am 17.12.2019 - 17:48Uhr | Zuletzt geändert am 17.12.2019 - 19:20Uhr
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