Linkspartei will Integrationskonzept für den Landkreis Görlitz
Herrnhut, 29. November 2015. Gestern fand auf Einladung des der Linkspartei nahestehenden Kommunalpolitischen Forums Sachsen in Herrnhut eine Fachtagung unter dem Titel "Wir schaffen das! - Integrationskonzept für den Landkreis Görlitz" statt.
Abbildung: Auf dem Herrnhuter Friedhof findet sich dieses Mahnmal. Schon einmal mussten sich die Deutschen beweisen lassen, wohin nationale Überheblichkeit, Ablehnung von "Überfremdung", Rassenwahn und "völkische" Sichtweisen führen: zu gesellschaftlicher und kultureller Verarmung, zugleich Nährboden für Diktatur und Krieg.
"Wir schaffen das!" - Praktiker aus Politik und Gesellschaft disktierten
Im Gäste- und Tagungshaus KOMENSKÝ der Evangelischen Brüder-Unität diskutierten Kommunalpolitiker wie beispielsweise der Weißwasseraner Oberürgermeister Torsten Pötzsch (Freie Wähler), Vertreter von Willkommensbündnissen und Initiativen, "wie die Integration von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte, Spätaussiedlern und Flüchtlingen in unsere liebens- und lebenswerten Region so optimal wie möglich gefördert und auch das Zusammenleben in der Bürgerschaft aktiv unterstützt werden kann", teilte Jens Thöricht, seines Zeichens Kreisrat im Landkreis Görlitz, Zittauer Stadtrat und Stellvertretender Zitauer Oberbürgermeister, Mitglied und Geschäftsführer des Kreisverbandes der Linkspartei und Geschäftsführer der Kreistagsfraktion, mit.
Mit dem Tagungsmotto wurde ganz bewusst das in jüngster Zeit gern in Frage gestellte Merkel-Zitat aufgegriffen. Aus Sicht von Thöricht traten auf der Tagung keine Überforderungsängste auf, hingegen wurde praxisorientiert diskutiert.
Die Linkspartei-Fraktionsvorsitzende im Görlitzer Kreistag Kathrin Kagelmann sprach sich klar dafür aus, sich der Zuwanderung als langfristig anhaltender Herausforderung, die Chancen mit sich bringe, zu stellen: "Ein kreisliches Integrationskonzept, wie es sie in vielen Kommunen Sachsen bereits gibt, wäre auch für den Landkreis Görlitz vorteilhaft. Auch wenn es vielleicht aus Sicht von Verwaltungen zunächst nur einen zusätzlichen Kraftaufwand bedeutet: Wenn man bereit ist, Zuwanderung nicht nur als vorübergehende Belastung sondern langfristig als Chance für schrumpfende Regionen anzunehmen, dann muss man Integration zielgerichtet gestalten. Das fängt beim Kita-Platz an und hört beim Arbeitsplatz noch lange nicht auf. Und je mehr Menschen in den Erarbeitungsprozess eines solchen Konzeptes eingebunden werden, desto höher ist letztlich die Akzeptanz für Integrationsmaßnahmen vor Ort."
Die Kreislinken sehen in der gestrigen Veranstaltung den Beginn eines Diskussionsprozesses, der zu einem kreislichen Integrationskonzept führen soll. Entsprechend werden Interessierte zur Mitwirkung, zur Meinungsäußerung und zu Handlungsvorschlägen eingeladen.
Kommentar:
Ein Zuwanderungs- und Integrationskonzept für den Landkreis Görlitz brächte den Vorteil mit, dass es auch jenen verstörten Bürgern, die montagabends ihre Leithammel suchen, Orientierung geben würde. Sie wüssten dann, was auf sie zu kommt und bräuchten nicht mehr besorgt zu sein.
Jedoch vor allem für den Kreis selbst wäre ein solches Konzept ein wichtiges Planungsinstrument, vor allem mit dem Zweck, die tatsächlichen Entwicklungen mit den erwarteten bzw. den gewollten abzugleichen. Ist diese Abgleichgröße nicht gegeben, kann der Erfolg von Integration nur schlecht gemessen und gesteuert werden.
Ein Kapitel sollte auch der Integration jener gewidmet werden, die meinen, eine demokratische Gesellschaft könne mit einfachen Mitteln oder rabiaten Maßnahmen weiter gestaltet werden. Irgendwie muss man ihnen ja mal beibringen, sich auf Grundwerte zu besinnen und auch mit Widersprüchen zu leben.
Wer heute "Merkel muss weg!" blökt, sollte dazu sagen, was oder wen er dann im Kanzleramt haben möchte. Nachdenken bitte. Eine Entwicklung wie zu Beginn der dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts, als die Nazis die Weimarerer Repubhlik als "Systemzeit" verunglimpften und statt "Lügenpresse" "Systempresse" sagten, darf sich nicht wiederholen. Damals dachten die Deutschen, die Nazis wären ein vorübergehender Spuk. Diesen Irrtum haben sie bitter bezahlt, vorher aber Millionen Andere in Leid und Tod gerissen. Bitte nicht nochmal.
Wir schaffen das,
meint Ihr Fritz R. Stänker



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- Quelle: red | Kommentar: Fritz Rudolph Stänker | Foto: © Görlitzer Anzeiger
- Erstellt am 29.11.2015 - 20:39Uhr | Zuletzt geändert am 29.11.2015 - 21:39Uhr
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