Preisträger des Neiße Filmfestivals bekanntgegeben

Preisträger des Neiße Filmfestivals bekanntgegeben

Görlitz, 18. Mai 2024. Am Samstagabend wurden bei der feierlichen Preisverleihung in Görlitz die Neiße-Fische des 21. Neiße Filmfestivals verliehen. Der Hauptpreis – der mit 10.000 Euro dotierte „Neiße-Fisch: Bester Spielfilm“, gestiftet vom Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus – ging an den polnischen Film „Tyle co nic“ (So gut wie nichts) von Grzegorz Dębowski. Die Jury, bestehend aus dem deutschen Regisseur Olaf Held, der polnischen Regisseurin Iwona Siekierzyńska und dem tschechischen Festivalleiter Vavřinec Menšl, wählte Dębowskis Beitrag aus neun Spielfilmen, je drei aus Deutschland, Polen und Tschechien, aus. Sachsens Kulturministerin Barbara Klepsch überreichte den Preis persönlich an Grzegorz Dębowski.

 Die vom Strahwalder Künstler Andreas Kupfer gestalteten Preisskulpturen gingen an Gewinnerinnen und Gewinner in drei Wettbewerben und die Publikumslieblinge. 

Foto: Karin-E-Lason 

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Grzegorz Dębowski gewinnt „Neiße-Fisch“ für besten Spielfilm

Grzegorz Dębowski gewinnt „Neiße-Fisch“ für besten Spielfilm

Der Debütfilm TYLE CO NIC (dt.: So gut wie nichts) von Grzegorz Dębowski hat bereits viele Auszeichnungen erhalten und ist für den Polnischen Filmpreis nominiert. (Filmstill)

Bildquelle: Neiße Filmfestival

In „Tyle co nic“ protestieren Landwirte in einem Dorf vor dem Haus eines Politikers, der trotz gegenteiliger Versprechen gegen ihre Interessen gestimmt hat. Die Lage eskaliert, als eine Leiche gefunden wird und Jarek, der Anführer des Protests, in Verdacht gerät. Der Verstorbene war sein Freund, doch die Umstände seines Todes bleiben rätselhaft. Jarek, der weder harte Arbeit noch Konfrontationen scheut, beginnt auf eigene Faust zu ermitteln. Dabei deckt er zahlreiche Ungereimtheiten unter den Dorfbewohnern auf.


Die Jury lobte den Film als „hochpolitischen und leider auch viel zu seltenen Blick auf Menschen in großer Notlage. Gefangen zwischen den Vorgaben aus Brüssel und dem Leben im Dorf, droht eine kleine Gemeinschaft zu zerreißen. Mit präziser Kamera und Montage verfolgt der Film diese gesellschaftliche Spaltung, zeigt aber auch Hoffnung auf eine bessere Zukunft.“


Beste Szenenbildauszeichnung für „Moc“


Michal Lošonský wurde für seine Arbeit am tschechischen Spielfilm „Moc“ (Kraft) von Mátyás Prikler mit dem von der Stadt Görlitz gestifteten Preis für das beste Szenenbild ausgezeichnet. Die Jury lobte das Set: „Grau ist das Set des Films, in dem sich alles um Macht und Einflussnahme dreht. Das passt einerseits perfekt zur Metaphorik, anderseits lenkt dieses Grau nicht unnötig vom Spiel des Ensembles ab. Ganz nach Bertold Brecht erzielt die Verfremdung des Settings einen starken Fokus auf die Erzählung und die politische Brisanz des Films.“


Klaudiusz Chrostowski erhält Preis für bestes Drehbuch


Der Neiße-Fisch für das beste Drehbuch, gestiftet vom Liberecký kraj, ging an Klaudiusz Chrostowski für den polnischen Beitrag „Ultima Thule“, bei dem er auch Regie führte. Die Jury honorierte den Minimalismus des Films: „Auslassen und Wesentliches nur so weit zu erzählen, dass den Zuschauenden der berühmte rote Faden nicht verloren geht. Auf Dialoge verzichten und innere Stimmungen in Bildern beschreiben, ist eine große Kunst und leider auch sehr selten im Meer der Filme, die alles zweimal erklären. Das macht den Film ‚Ultima Thule‘ so besonders.“


Bester Dokumentarfilm: „Skąd dokąd“ von Maciek Hamela


Der polnische Beitrag „Skąd dokąd“ von Maciek Hamela erhielt den von der Standortkampagne „So geht sächsisch.“ gestifteten und mit 5.000 Euro dotierten Preis für den besten Dokumentarfilm im trinationalen Wettbewerb, in dem ebenfalls neun Produktionen konkurrierten. Die Jury hob hervor: „Durch die Nahaufnahme der im Fahrzeug eingezwängten Passagiere und den Fokus auf ihre Schicksale sowie ihre Erlebnisse in dem bewaffneten Konflikt, erfahren wir Zuschauer unmittelbar die schrecklichen Auswirkungen von Krieg und Zerstörung. Der Film ist eine eindringliche Erinnerung an das, was in jedem Krieg passiert, und eine bewegender Appell an Humanität und Solidarität.“


Publikumspreise für deutsche und polnische Filme


Die Publikumspreise für Langfilme aus dem Programm des 21. Neiße Filmfestivals, gestiftet vom Zweckverband Verkehrsverbund Oberlausitz-Niederschlesien, gingen an den deutschen Spielfilm „Rohbau“ von Tuna Kaptan und den deutschen Dokumentarfilm „Echoes from Borderland“ von Lara Milena Brose. Beliebtester Kurzfilm wurde der polnische Beitrag „Na żywo“ (Live-Übertragung) von Mara Tamkovich.


Barbara Klepsch würdigt Filmfestivals als Sprungbrett


Barbara Klepsch gratulierte dem Gewinner und betonte die Bedeutung von Filmfestivals: „Filmfestivals sind für Filmemacher und Filmemacherinnen wichtig als Präsentationsplattform, Vernetzungsort und manchmal Sprungbrett für Karrieren. Mit unseren Preisen bei den sächsischen Filmfesten wollen wir etablierte Filmschaffende bestärken und neue Talente entdecken.“


Umfangreiche Förderung durch das Sächsische Kulturministerium


Das Sächsische Kulturministerium unterstützt das Festival seit vielen Jahren und fördert es 2024 mit insgesamt 277.100 Euro, inklusive 10.000 Euro Preisgeld für den „Neiße-Fisch. Bester Spielfilm“. Klepsch dankte Festivalleiterin Ola Stazel und allen Mitwirkenden, insbesondere den vielen Ehrenamtlichen, die das Festival möglich machen. „Das Neiße Filmfestival ist ein fester kultureller Höhepunkt, der weit über die Region hinaus strahlt und zahlreiche Gäste in das Dreiländereck lockt. Es bietet die Möglichkeit für interkulturellen Austausch und Verständigung und fördert den europäischen Gedanken in Sachsen“, so Klepsch.


Preisträgerfilme am Sonntag in regionalen Kinos


Seit Dienstag präsentierte das trinationale Filmfest in 19 Kinos und Spielorten in Deutschland, Polen und Tschechien rund 90 Filme in den drei Wettbewerben und diversen Filmreihen sowie ein Rahmenprogramm u.a. mit Filmgesprächen, Konzerten und mehr. Alle Preisträgerfilme sind am Sonntag im KunstBauerKino in Großhennersdorf, in der Kulturfabrik Meda in Mittelherwigsdorf, im Kronenkino Zittau und im CamilloKino in Görlitz zu sehen. Das 22. Neiße Filmfestival findet vom 20. bis 25. Mai 2025 statt. Aktuelle News und Impressionen zum Festival gibt es online unter https://www.neissefilmfestival.net/

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  • Quelle: red / PM Sächsisches Staatsministerium für Wissenschaft / PM 21. Neiße Filmfestival
  • Erstellt am 18.05.2024 - 19:17Uhr | Zuletzt geändert am 18.05.2024 - 20:10Uhr
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