19. Neiße Filmfestival vergibt Preise

19. Neiße Filmfestival vergibt PreiseGroßhennersdorf | Neugersdorf-Ebersbach, 22. Mai 2022. Heute geht in der Dreiländerregion an der Neiße das 19. Neiße Filmfestival zu Ende. Das trinationale Filmfest zeigte diesmal an mehr als 20 Spielorten in Sachsen, Niederschlesien und Böhmen über 90 Filme in drei Wettbewerben und diversen Filmreihen. Im Rahmenprogramm gab es Filmgespräche, Ausstellungen, eine Lesung und Konzerte. Am gestrigen Abend wurden bei der Preisverleihung im Filmtheater Ebersbach die Neiße-Fische, die vom Strahwalder Künstler Andreas Kupfer gestalteten Preisskulpturen des Festivals, vergeben.

Abb.: Ganz großer Bahnhof gestern bei der Verleihung der Neißefische in Ebersbach-Neugersdorf
Foto: © Hannes Rönsch
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Hauptpreis für deutschen Spielfilm

Der mit 10.000 Euro dotierte "Neiße-Fisch: Bester Spielfilm", der vom Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus gefördert wird, ging an den deutschen Beitrag "Altri Cannibali" (Andere Kannibalen) von Francesco Sossai. Die Jury mit der deutschen Regisseurin Eline Gehring, dem polnischen Filmkomponisten Adam Walicki und dem tschechischen Regisseur und Drehbuchautor Tomáš Pavlíček musste sich im Wettbewerb zwischen je drei Spielfilmen aus Deutschland, Polen und Tschechien entscheiden. "Durch seine Dialoge, sein authentisches Szenenbild und die beeindruckende Kameraführung kreiert dieser Film kontrastierende Emotionen, die fast unerträglichen Gefühle hervorbringen. Die extrem originelle, nachdenklich stimmende und überraschende Erzählweise nimmt die Zuschauer mit durch viele unerwartete Ebenen und kombiniert ganz neue Emotionen. Gleichzeitig berührend, traurig und einsam, ist der Film auf eine dunkle Art und Weise auch lustig. Aber hauptsächlich ist er eine existentielle Reise durch die Einsamkeit eines Mannes, der sich nach Freundschaft sehnt…", so die Juroren.

Bester Darsteller

Den von der Stadt Zittau gestifteten Preis für die beste darstellerische Leistung erhielt Walter Giroldni für seine Rolle in "Altri Cannibali". Die Jury: "Die Präsenz des Schauspielers haute uns von der ersten bis zur letzten Szene um. Da seine Authentizität atemberaubend ist, fühlten wir uns mit seiner Ausdrucksart sofort verbunden."

Bestes Szenenbild

Ivana Kanhauserová und Antonín Matějovský wurden für ihre Arbeit am tschechischen Spielfilm “Kdyby radši hořelo” (Wenn es nur brennen würde) von Adam Koloman Rybanský mit dem von der Stadt Görlitz gestifteten Preis für das beste Szenenbild ausgezeichnet. "Mit seiner minimalistischen, sparsamen und genauen Arbeit unterstützt dieses Szenenbild den Blick des Regisseurs auf vielen Ebenen. Ohne die Authentizität des eigentlichen Standortes zu verlieren, kreiert es seine eigene filmische Welt", so die Jury in ihrer Begründung.

Bestes Drehbuch

Der Neiße-Fisch für das beste Drehbuch, gestiftet von der Region Reichenberg (Liberecký kraj), ging mit Adam Koloman Rybanský und Lukáš Csicsely an die Autoren von “Kdyby radši hořelo”. Die Jury honorierte damit "…die satirische Art, mit der dieses Drehbuch Themen rund um den Anstieg nationalistischer und konservativer Tendenzen erforscht, ohne in die Falle der Moralisierung zu stolpern. Durch die tschechische New-Wave-Tradition inspiriert, kombiniert es Beobachtung aus der Ferne mit einer empathischen und humorvollen Betrachtungsweise seiner Figuren."

Besondere Erwähnung Spielfilm

Eine besondere Erwähnung gab es im Spielfilm-Wettbewerb für den deutschen Beitrag "Alle Reden übers Wetter" von Annika Pinske.

Bester Dokumentarfilm

Als bester Dokumentarfilm wurde "Gdy kwiaty nie milcza" (Wenn die Blumen nicht schweigen) von Andrei Kutsila ausgezeichnet. Dieser Preis wurde von der Standortkampagne "So geht sächsisch." gestiftet und ist mit 5.000 Euro dotiert. Dazu die Jury mit dem deutschen Filmemacher und Theaterregisseur Daniel Kötter, der tschechischen Produzentin Hana Blaha Šilarová und dem polnischen Dokumentarfilmer Piotr Stasik: "Dem Film gelingt es trotz seiner politischen Aktualität und Dringlichkeit, eine kinematographische Form zu finden. Er arbeitet die große politische Erzählung des revolutionären Kampfes gegen Unterdrückung und Autoritarismus in individuellen, privaten Alltags-Situationen auf und zeigt eine subtiles Verständnis, die politische Dimension des Alltags durch die Augen der beteiligten Frauen zu erzählen und durch vorsichtigen, inszenatorischen Eingriff in die rohe Realität auch über den aktivistischen historischen Moment hinaus Relevanz herzustellen. Wir vergeben den Preis nicht aus politischer Opportunität, aber aus der Überzeugung heraus, dass gerade in der aktuellen Zeit politisches und künstlerisches Filmemachen dringend zusammen gehören."

Besondere Erwähnung Dokumentarfilm

Eine besondere Erwähnung im Dokumentarfilm-Wettbewerb erhielt der slowakisch-tschechische Film "Laska pod kapotou" (Liebe unter der Motorhaube) von Miro Remo.

Bester Kurzfilm

Den Preis für den besten Kurzfilm erhielt der polnische Beitrag "Puszcza: Dyptyk" (Urwald: Diptychon) von Szymon Ruczyński und Katarzyna Małyszko. Der Film ist inspiriert durch den anhaltenden Konflikt um einen der wertvollsten Wälder Europas – den Urwald von Białowieża – und erzählt eine Geschichte über einen uralten Wald aus der Perspektive der Natur und der eines Menschen. Über den vom Studierendenrat der Hochschule Zittau/Görlitz gestifteten und mit 1.000 Euro dotierten Preis entschieden der deutsche Filmemacher Till Giermann, die polnische Regisseurin Anna Pawluczuk und die tschechische Autorin, Dokumentarfilm-Regisseurin und Produzentin Linda Dědková. In der Begründung der Jury heißt es: "Dieser Film zieht uns fort in seine magische Welt. Er zeigt uns, dass der Begriff Familie mehr als Menschen beinhaltet, und führt uns auf die Reise durch einen aufregenden, mysteriösen, lebendigen Ort, der essentiell für unser gemeinsames Überleben ist: in den ältesten Urwald Europas. Als Jury bewundern wir die ökologische Aufmerksamkeit mit der großartigen Animation und den schrägen Humor."

Besondere Erwähnung Kurzfilm

Eine besondere Erwähnung im Kurzfilm-Wettbewerb erhielt der polnische Beitrag "Amazonky" (Die Amazonen) von Magdalena Sienicka.

Spezialpreis des Filmverbandes Sachsen

Der Filmverband Sachsen vergab seinen Spezialpreis in diesem Jahr an den Spielfilm "Klondike" von Maryna Er Gorbach. Der Preis würdigt einen Film aus dem gesamten Programm, welcher sich im Besonderen dem Verständnis für die kulturellen und ethnischen Unterschiede verschiedener Länder oder den vorhandenen Gemeinsamkeiten widmet. In ihrer Begründung erklärte die Jury: "Dieser Film bringt uns auf eine sehr suggestive und zugleich stark engagierte Weise die feine Grenze zwischen Liebe und Hass, zwischen Familienbanden und nationalistischem Wahn, zwischen Leben und Tod nahe. Seine Hauptfiguren bewegen sich in dem Mikrokosmos eines Hauses und seiner unmittelbaren Umgebung. Hier werden sie zu Zeugen und Akteuren der Konzentration von Leiden, Schmerz, Hoffnungslosigkeit, Kommunikationsunfähigkeit, Tod, Wiedergeburt und Hoffnung."

Ehrenpreis

Seinen Ehrenpreis vergab das Neiße Filmfestival an Katharina Thalbach. Mit Theater und Film verbunden, gehört die kleine Frau zu den großen Schauspielerinnen der Gegenwart und hat hierzulande Bühne und Leinwand intensiv geprägt. Bereits mit vier Jahren stand sie auf der Bühne und gab mit sechs Jahren im Kriegsdrama "Gerichtet bei Nacht" ihr Filmdebüt. Eine virtuose Stimme, die es in ihrem Metier kein zweites Mal gibt und die es gestattet, selbst Männerrollen zu spielen. Mit ihrem Schaffen im Osten und Westen Deutschlands hat sie Zuschauer und Hörer im ganzen Land in ihren Bann gezogen.

Publikumspreis

Auch die Meinung des Publikums war gefragt: Der Publikumspreis für den besten Langfilm im Programm des 19. Neiße Filmfestivals, gestiftet vom Zweckverband Verkehrsverbund Oberlausitz-Niederschlesien, ging an den tschechischen Spielfilm "Poslední závod" (Das letzte Rennen) von Tomáš Hodan. Beliebtester Kurzfilm wurde der deutsche Beitrag "Mona & Parviz" von Kevin Biele. Der Preis wurde hier von der Sächsischen Zeitung gestiftet.

Es geht weiter

Das 20. Neiße Filmfestival soll vom 23. bis zum 28. Mai 2023 stattfinden.

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  • Quelle: red | Foto: © Hannes Rönsch
  • Erstellt am 22.05.2022 - 09:19Uhr | Zuletzt geändert am 22.05.2022 - 09:48Uhr
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