Besucherrekord beim Neiße Filmfestival

Großhennersdorf, 22. Mai 2018. Am Pfngstsonntag ist im ostsächsischen Dreiländereck das 15. Neiße Filmfestival zu Ende gegangen. Mehr als 7.000 Festivalbesucher erlebten während des Festivals Filme in drei Wettbewerben und diversen Filmreihen über 120 Filme. Dazu kam ein großes Rahmenprogramm an den 19 Spielorten in Deutschland, Polen und Tschechien: Ausstellungen, Konzerte, Workshops und eine Fachtagung luden zur Teilnahme ein. Der Festivalfokus war diesmal mit "1968" auf die Ereignisse vor 50 Jahren und deren Auswirkungen in den drei Nachbarländern und weltweit gerichtet.

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Slowakisch-Tschechischer Spielfilm "Nina" gewinnt den Neiße-Filmpreis

Auch 2018 waren zahlreiche Regisseure und Filmemacher zum Festival angereist, um ihre Filme persönlich zu präsentieren. Zur Vor-Ort-Prominenz zählten die Veranstalter unter anderem den Regisseur Christian Petzold und die Schauspielerin Barbara Auer, Jan "Monchi" Gorkow von der deutschen Punkband Feine Sahne Fischfilet, Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) sowie seinen Vize, den Wirtschaftsminister und SPD-Landesvorsitzenden Martin Dulig, sowie Martin Půta, Hauptmann der Region Reichenberg (Liberec).

Entsprechend zufrieden zeigten sich die Festivalmacher vom Kunstbauerkino Großhennersdorf um die dreiköpfige Festivalleitung, Andreas Friedrich, Antje Schadow und Ola Staszel: "Die stetig wachsende Resonanz von Zuschauern und Filmschaffenden und das durchgehend positive Feedback sind unser Applaus und bestätigen uns in unserer Arbeit. Ein besonderer Dank gilt unseren vielen Partnern und Unterstützern und vor allem unserem überwiegend ehrenamtlichen Team, ohne dass dieses Festival nicht möglich wäre."

Bereits am Pfingssonnabend wurden bei der Preisverleihung im Städtischen Kulturhaus in der Europastadt Görlitz/Zgorzelec die Neiße-Fische, die vom Strahwalder Künstler Andreas Kupfer gestalteten Preisskulpturen des Festivals, vergeben. Der mit 5.000 Euro dotierte Neiße-Filmpreis der Sächsischen Kunstministerin für den besten Spielfilm, der zum zweiten Mal vom Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst gestiftet wurde, ging dabei an die slowakisch-tschechische Produktion "Nina" von Juraj Lehotský. Die Jury in ihrer Begründung: "Der Gewinner überzeugt durch seine einfühlsame und authentische Sichtweise auf ein Kind, das mit den Nachwirkungen der Trennung seiner Eltern zu kämpfen hat. Fast ausschließlich aus der Perspektive des Kindes erzählt, gelingt ihm im Bruch dieses Blickwinkels nach Verschwinden des Kindes sogar eine noch stärkerer Appell darauf, wie sehr es uns allen fehlt, die Welt mit Kinderaugen zu sehen..."

Den Preis für die beste darstellerische Leistung im Spielfilm-Wettbewerb erhielt Barbara Auer für ihre Rolle in "Vakuum" von Christine Repond. Den Preis für das beste Szenenbild vergab die Jury an Radosław Zielonka für seine Arbeit an der polnischen Produktion "Cicha noc" (Stille Nacht) von Piotr Domalewski.

Als bester Dokumentarfilm im Wettbewerb wurde "Familienleben" von Rosa Hannah Ziegler gekürt. Hier begründete die Jury so: "Es zeugt von großer dokumentarischer wie auch erzählerischer Begabung, wenn Rosa Hannah Ziegler es in ihrem Debüt schafft, gleichermaßen große Nähe und klaustrophobische Beklemmung entstehen zu lassen. Mit stets respektvoller Empathie portraitiert die Regisseurin eine auseinandergefallene Familie am Rande des Nervenzusammenbruchs, die nur ganz allmählich beginnt, Bewusstsein zu fassen und wieder handlungsfähig zu werden..."

Den Preis für den besten Kurzfilm erhielt der Stop-Motion-Animationsfilm "Him & Her" von Nathalie Lamb, der die Jury vor allem durch seine prägnante Kürze, großartiges Handwerk und eine einfache Geschichte mitten aus dem Leben überzeugte.

Spezialpreis des Filmverbands Sachsen und Ehrenpreis

Der Spezialpreis des Filmverbands Sachsen wird jährlich an einen Film vergeben, der sich mit Respekt und Toleranz anderen Kulturen nähert und einen Weg zum Dialog bereitet. Der Dokumentarfilm "Najbrzydszy samochód świata" (Das hässlichste Auto der Welt) von Grzegorz Szczepaniak erfüllte nach Meinung der Jury diese Kriterien, weil er "auf unprätentiöse Weise an ein düsteres Kapitel europäischer Geschichte erinnert und auf eindrucksvolle Art zeigt, dass es sich immer lohnt, genauer hinzusehen. Grzegorz Szczepaniak ist es gelungen, so nah an seine Protagonisten heranzukommen, dass sie uns die Kamera vergessen lassen. Und doch hat er genug Distanz gewahrt, um diesen beiden bewundernswerten Menschen gerecht zu werden und vor allem, trotz – anfangs Lachsalven hervorrufender – Komik, sie nicht der Lächerlichkeit preiszugeben."

Der Ehrenpreis des Neiße Filmfestivals wurde in diesem Jahr an den Regisseur Christian Petzold verliehen. Petzold gilt als Vertreter der Berliner Schule. Wie kein anderer entlockt er der Provinz wie auch der Großstadt einzigartige Geschichten, persönliche Schicksale und große Tragödien. Zu seinen Protagonisten geht er auf gehörigen Abstand und kommt ihnen trotzdem nahe. Petzold durchleuchtet die Widersprüche menschlicher Existenz. Er ist einer aus dem Westen, der Filme über den Osten macht, in der Perspektive einer gemeinsamen Vergangenheit.

Publikumspreise für "Muhi – Generally Temporary" und "Wolka"

Auch die Meinung des Publikums war gefragt: Der Publikumspreis für den besten Langfilm des Festivals ging an den israelisch-deutschen Dokumentarfilm "Muhi – Generally Temporary" von Rina Castelnuovo-Hollander und Tamir Elterman, beliebtester Kurzfilm wurde die polnische Produktion "Wolka" von Radosław Dąbrowski.

Das 15. Neiße Filmfestival wird gefördert vom Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst, vom Kulturraum Oberlausitz-Niederschlesien, vom Landkreis Görlitz, von der Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien, von der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen, von der Mitteldeutschen Medienförderung, vom Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds, von der Bundesstiftung Aufarbeitung, von der Region Reichenberg, von der Stadt Zittau, der Stadt Görlitz und der Stadt Herrnhut.

Und 2019?

Das nächste Neiße Filmfestival findet vom 7. bis 12. Mai 2019 statt.

Alle Preisträger des 15. Neiße Filmfestivals 2018:

  • Neiße-Filmpreis der Sächsischen Kunstministerin für den besten Spielfilm (gestiftet vom Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst)
    "Nina" von Juraj Lehotský (SK/CZ)
    dotiert mit 5.000 Euro
  • Beste darstellerische Leistung (gestiftet von der Sächsischen Zeitung)
    Barbara Auer für ihre Rolle in "Vakuum" von Christine Repond (DE)
    dotiert mit 600 Euro
  • Bestes Szenenbild (gestiftet von der Stadt Görlitz)
    "Cicha noc" (Stille Nacht) von Piotr Domalewski, Szenenbild: Radosław Zielonka (PL)
    dotiert mit 1.000 Euro
  • Bester Dokumentarfilm (gestiftet von der Stadt Zittau)
    "Familienleben" von Rosa Hannah Ziegler (DE)
    dotiert mit 1.000 Euro
  • Bester Kurzfilm (gestiftet vom Studierendenrat der Hochschule Zittau/Görlitz)
    "Him & Her" (Sie & Er) von Nathalie Lamb (DE)
    dotiert mit 1.000 Euro
  • Besondere Erwähnung: "Wolka" von Radosław Dąbrowski (PL) und "Obchodní dům" von Tereza Vágnerová und Petr Januschka (CZ)
  • Spezialpreis des Filmverbands Sachsen
    "Najbrzydszy samochód świata" (Das hässlichste Auto der Welt) von Grzegorz Szczepaniak (PL)
    dotiert mit 1.000 Euro
  • Publikumspreis für den besten Langfilm des Festivals (gestiftet vom ZVON)
    "Muhi – Generally Temporary" von Rina Castelnuovo-Hollander und Tamir Elterman (IL/DE)
    dotiert mit 1.000 Euro
  • Publikumspreis Kurzfilm (gestiftet vom Neiße Filmfestival)
    "Wolka" von Radosław Dąbrowski (PL)
    dotiert mit 500 Euro

Mehr:
www.neissefilmfestival.net

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  • Quelle: red | Foto: Hannes Rönsch, Quelle: Neiße Filmfestival
  • Erstellt am 22.05.2018 - 11:33Uhr | Zuletzt geändert am 22.05.2018 - 12:01Uhr
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