Eukalyptus mahnt zur Vorsicht bei privater Meinungsfreiheit

Eukalyptus mahnt zur Vorsicht bei privater MeinungsfreiheitGörlitz, 29. Januar 2023. Zu allen Zeiten musste man aufpassen, was man sagt. Das war unter den Nazis im "Dritten Reich" so, unter den Linken in der "DDR" ebenfalls und heute wieder. Wenn Verquertdenker nun sagen: "Na, da seht ihr ja, jetzt steht’s sogar im Görlitzer Anzeiger!", dann ist das aber falsch. Die Meinungsfreiheit in der Öffentlichkeit ist gewährleistet, nur bei einigen hapert es zu Hause damit. Das will erklärt sein.

Abb.: Koalas leben bevorzugt in lichten Eukalyptuswäldern im Osten und Südosten Australiens
Foto: RuRu_SG, Pixabay License
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Gleich zu Beginn die Moral von der Geschicht': Provoziert eure Frauen nicht!

Aber zuvor kurz noch einmal zur öffentlichen Meinungsfreiheit. Wer die Meinungsfreiheit nutzt, gerade der oder die muss freilich damit leben, dass auch andere eine Meinung äußern, die vielleicht sogar fundierter ist als die eigene. Das betrifft besonders jene, die nur noch Querdenken können und das Geradeausdenken verlernt haben, um bei den beiden grundlegenden der vielen Dimensionen des Denkens zu bleiben. Auf die Idee, einen speziellen Eierbecher für Querdenker herzustellen, konnten allerdings nur Geradeausdenker kommen.

Eine Sonntagsgeschichte von gefährlichen Ausländern, die zu hohen Kosten führen

Aber die Geschichte, von der heute berichtet werden soll, ist eine echte Sonntagsgeschichte. Sie zeigt auf, dass man mit dem, was man im Privaten äußert, unter Umständen noch vorsichtiger sein muss als in der Öffentlichkeit. So kann es geschehen, dass man wegen einer unvorsichtigen Äußerung zum Auslöser einer höchst unglücklichen Verkettung von Meinungsäußerungen wird, die einem am Ende teuer zu stehen kommt.

Man stelle sich vor ein Familienidyll an einem Tag wie heute: Draußen ist es unangenehm kalt, drinnen bullert der Ofen. Ein Ehepaar hat es sich im Wohnzimmer gemütlich gemacht; er versteckt sich hinter einer Zeitung, sie strickt und schaut ab und an zum Fernseher, dessen Ton sie abgestellt hat, um ihn beim Zeitungslesen nicht zu stören.

Hätte er doch besser geschwiegen!

Plötzlich erschallen hinter der Zeitung Worte: "Stell’ Dir mal vor, jetzt stellen sich manche schon gefährliche Ausländer in den Garten!" Die Wortkombination "gefährliche Ausländer" lässt manch sensible Seele aufschrecken, gemeint sind aber Pflanzen, die sogenannten Neophyten. Wer denkt daran, dass nicht nur das Aprikostenbäumchen, sondern auch Robinie, Phlox, Goldrute, Hortensie, Pfingstrose und Thuja dazu zählen, von Nutzpflanzen wie Kartoffel und Mais ganz zu schweigen?

Jedenfalls hört das Klappern der Stricknadeln auf und nach einer Weile sagt sie: "Im Garten macht’s ja nichts, nur in die freie Natur sollte man nichts Fremdländisches pflanzen!" Darauf er: "Wenn es erst einmal da ist, breitet es sich auch aus!"

Die Stricknadel klappern wieder. Das gibt Gelegenheit zu erklären, worum es eigentlich geht. Der Mann hatte eine Werbeanzeige gesehen, in der dazu geraten wurde, dass man sich doch einen Eukalyptusbaum anschaffen solle. Das sei ein herrlicher Hingucker und rieche auch gut, je nach Art nach Eukalyptus oder eher nach Zitrone.

Eine Bemerkung mit Folgen

Jedenfalls erklärt er nun: "Hier steht, dass sie Eukalytusbäume verkaufen wollen, die werden aber in Kübel gepflanzt, sind halt empfindlich, wenn es tiefe Minusgrade gibt, nicht so widerstandsfähig wie eine deutsche Eiche, haha!" Die Pause, in der allein das Klappern der Stricknadeln zu hören ist, bleibt nur kurz, denn sie flötet: "So ein Eukalyptusbäumchen hätt’ ich auch gern!"

Nun setzt das Drama ein und das Grauen kommt dem Familienfrieden gefährlich nahe. Womöglich hat er blitzartig seinen Fehler erkannt und sagt deshalb: "Ach was, die werden doch viel zu groß!" Gefährliche Stille, denn nun klappert nichts mehr. "Aber du hast doch mal gesagt, ein Gewächshaus wäre schön, da kannst du doch eins bauen für mein Eukalyptusbäumchen!"

Argumentieren statt auszuweichen entpuppt sich als Fehler

Während ihm kalter Schweiß ausbricht, reagiert sein Gehirn sofort und geht auf Hochtouren. Wie kann er jetzt noch den Eukalyptusbaum und das vor Jahrzehnten blöderweise erwähnte Gewächshaus verhindern? Statt vom Thema abzulenken, beginnt er – Welch folgenreicher Fehler! – gegenüber seiner Frau zu argumentieren: "So ein Eukalyptusbaum kann über 20 Meter groß werden, der passt in kein Gewächshaus!" Dass es wesentlich kleinere Arten gibt, verschweigt er wohlweislich.

Doch anstatt das missliche Thema damit vom Tisch zu bekommen, setzt die Frau ein ungewohnt engelsgleiches Lächeln auf: "Dann wird mein Traum vom großen Wintergarten ja doch noch wahr!" Die Zeitung gleitet zu Boden. "Wenn Du mich wirklich liebst, baust du mir einen!", schiebt sie nach, während er sich mit der Hand an die schmerzende Brust fasst. Seine Träume von Anschaffungen und Freizeit fallen in diesem Moment einer nach dem anderen um wie Dominosteine, er resigniert und weiß: Aus dieser Nummer komme ich nicht mehr raus.

Frühes Ende eines Sonntags

Auf diese Weise enden manche Sonntage schon um 15 Uhr, in diesem Fall für ihn, denn ihre Stricknadeln klappern nun schneller und freudiger denn je. "Mach doch mal den Fernseher laut!", fordert sie ihn noch auf. Jetzt ist ja alles geklärt.

Kulturzuschlag:
Mit Eukalyptusbonbons wäre das nicht passiert

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  • Quelle: Thomas Beier | Foto: Deutsch / RuRu_SG, Pixabay License
  • Erstellt am 29.01.2023 - 13:14Uhr | Zuletzt geändert am 29.01.2023 - 13:53Uhr
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