Hinterbliebene benötigen Unterstützung
Görlitz, 21. Juli 2021. Von Tina Beier. Der Gedanke an den Tod gehört zu jenen, die man gern vor sich her schiebt, ob es nun um das eigene Ableben oder vielleicht das des geliebten Partners geht. Dabei ließe sich doch vorausschauend vieles regeln, was den Hinterbliebenen den Umgang mit dem Todesfall und dem Nachlass leichter machen würde. Zunächst aber muss man den kommenden Tod akzeptieren, was auch der Wertschätzung des eigenen Lebens dient.
Hoffen, bangen, kämpfen und sterben
"Man sieht die Sonne langsam untergehen und erschrickt doch, wenn es plötzlich dunkel ist" – dieses oft fälschlich Franz Kafka zugeordnete Zitat, ist ein Gleichnis auf den für jeden mit Gewissheit nahenden Tod, der dann – meist – plötzlich und immer zu früh eintritt. Wohl diesen Umständen ist es geschuldet, dass viele Menschen sterben, ohne ihren Tod formal – siehe etwa diese Checkliste der Verbraucherzentrale – geregelt oder sich selbst mit dem eigenen Tod auseinandergesetzt haben.
Rolf Domke, Finanzconsultant und zertifizierter Testamentsvollstrecker in der Region Görlitz, wird nicht müde, auf die Vorteile einer eindeutigen und rechtssicheren Nachlassregelung hinzuweisen – am besten in Zusammenarbeit mit einem Rechtsanwalt. Bedenken sollte man, dass man ein Testament jederzeit neu aufsetzen kann, nur das "Berliner Testament", mit dem sich Ehegatten gern gegenseitig als Erben einsetzen, nicht. Im Falle einer Scheidung etwa müssten dann beide jeglicher Änderung zustimmen. Auch ein Erbvertrag ist bindend und kann nicht von einer Vertragspartei allein geändert oder widerrufen werden.
"Das Leben nimmt die unwahrscheinlichsten Verläufe, was heute mein letzter Wille ist, kann morgen ein anderer sein", so Domkes Erfahrung und er warnt: "Wer sich zu früh bindend festlegt, steigert die Wahrscheinlichkeit, dass sich im Todesfall die Verhältnisse längst geändert haben. Als Testamentsvorstrecker betont er noch – wie auch anders – die Notwendigkeit, für die exakte Umsetzung des letzten Willens vorzusorgen, etwa durch die Einsetzung eines vertrauenswürdigen Testamentsvollstreckers.
Tipp:
In einem zweiteiligen Beitrag, erschienen am 30. und 31. März 2020, hat sich der Görlitzer Anzeiger ausführlich mit der Vorsorge für den eigenen Tod befasst.
Wenn es soweit ist
Fünf Uhr morgens. Das Telefon klingelt. Sofort ist klar: Etwas muss passiert sein! Ein naher Verwandter ist vor wenigen Minuten nach langer Krankheit gestorben. Könnt Ihr bitte sofort kommen? Natürlich. Unter Schock anziehen, Kaffee kochen, losfahren. Während der nächsten 400 Kilometer rattert es im Kopf. Schock, Trauer und die Frage, was jetzt zu tun ist. Angekommen, findet man Witwe und Tochter weinend vor, der Bestatter hat die Leiche bereits abgeholt. Ein kurzer gemeinsamer Moment der Trauer und dann geht es schon los mit der Bürokratie und der Organisation von all dem, was jetzt erledigt werden muss.Was gilt es unmittelbar nach Eintritt des Todes zu tun?
- ein Arzt muss verständigt werden, er stellt den Tod offiziell fest und stellt eine Sterbeurkunde aus
- Angehörigen und wichtige Partner müssen informiert werden
- Unterlagen müssen zusammengestellt werden: da wären der Personalausweis, die Heirats- und die Geburtsurkunde, womöglich ein Testament und eine eventuell vorhandene Willenserklärung, was die Art der Bestattung oder auch eine etwaige Organspendebereitschaft betrifft
Wer hilft?
Bestatter sind im Umgang mit dem Tod routiniert und stehen ab der Abholung des Leichnams menschlich wie auch fachlich zur Seite. Um Bedenkzeit zu geben, aber auch Rechtssicherheit zu erlangen, erfragen sie das Notwendige meist per Formular:- Welche Art der Bestattung ist vorgesehen?
- Was soll der Leichnam tragen?
- Wie heißen die Geschwister, wie die Eltern, wo wohnen sie, und anderes mehr
Tatsächlich sind die Angehörigen in diesem Moment oft völlig überfordert, denn Schock und Verlust sind noch zu groß. Also tastet man sich langsam an die Dinge heran, die erledigt werden müssen. Doch dann geht es Schlag auf Schlag, denn trotz der Trauer muss vieles organisiert werden, typisch:
- eine Sterbeanzeige verfassen
- die Beerdigung, nebst Kaffeetrinken nach der Beisetzung, planen
- eine Liste der einzuladenen Personen erstellen
- die Trauerfeier planen, ob etwa ein Redner engagiert werden soll oder Familienmitglieder und nahe Freunde sprechen, ob es Livemusik geben soll
- Arbeitgeber, Krankenkasse und Rentenversicherung müssen informiert werden
- ebenso die Bank und Versicherungen
- ein Grabstein muss im Sinne des Verstorbenen ausgewählt werden
Tatsächlich erhält man – neben Verwandten und Freunden – in aller Regel viel Unterstützung vom Bestattungsunternehmen, das wertvolle Hilfe leisten kann.
Trauerbewältigung
Auf der Seite des Bundesverbandes Deutscher Bestatter e.V. findet man viele Adressen von Selbsthilfegruppen und Vereinen, die bei der Trauerbewältigung helfen können. Für viele Trauernde erweisen sich diese Hilfen als sehr wertvoll, denn sie begleiten die Betroffenen in ihrer schweren Zeit. Sei es, ob ein Kind gestorben ist, im Hospiz liegt, der Partner gestorben ist und man über den Verlust nicht hinwegzukommen meint. Man sollte kein Scheu haben, diese Hilfen anzunehmen, auch wenn man dazu manchmal über seinen eigenen Schatten springen muss.Die passenden Worte finden
Angehörige und nahestehende Freunde und Geschäftspartner sind in einer solchen Situation manchmal einfach nur sprachlos und doch wollen die richtigen Worte gefunden sein. Man möchte den Angehörigen gegenüber taktvoll sein, sein Mitgefühl zeigen und auf keinen Fall leere Phrasen benutzen. Wer hier einfach nur ehrlich aus seinem Herzen spricht, kann gewiss sein, dass die Botschaft ankommt.Auch schriftliche Beileidsbekundungen sind wichtig für die Hinterblieben. Sie spenden den Betroffenen Trost und wenn nach der Beerdigung etwas Ruhe eingekehrt ist, tut es ihnen gut, sie noch einmal zu lesen. Oftmals ist man verwundert und erfreut darüber, wer alles an die Familie des Verstorbenen gedacht hat. Vielerorts werden bei der Beisetzung Sterbebilder für die Trauernden ausgegeben. Dabei handelt es sich um eine Erinnerung an den Verstorbenen in Form eines Fotos und einiger wertschätzender Worte. Wer tiefe Trauer verspürt, für den ist das sehr tröstlich.
Sterbebilder auszugeben und aufzubewahren, das war schon zu Großmutters Zeiten eine liebe Tradition. Die Sterbebilder wurden ins eigene Gebetbuch gelegt, um sich während der Heiligen Messe an die Verstorbenen zu erinnern und für sie zu beten.
Trauern heute
In der modernen Gesellschaft, in der alle irgendwie hip sein oder wenigstens den Eindruck vermitteln wollen, gut drauf und leistungsfähig zu sein, wird Trauer äußerlich kaum noch gezeigt. Im Gegensatz zu früher wird nicht mehr erwartet, dass sich etwa eine Witwe ein Jahr lang nur in Schwarz kleidet. Allerdings darf das nicht darüber hinwegtäuschen, dass Hinterbliebene immer wieder lange Zeit benötigen, um den Verlust eines nahestehenden Menschen zu verschmerzen.-
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- Quelle: Tina Beier | Foto: Tina Beier
- Erstellt am 21.07.2021 - 14:11Uhr | Zuletzt geändert am 21.07.2021 - 15:01Uhr
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