Dyrlich gibt Erklärung zu DOMOWINA-Pressemitteilung ab

Bautzen / Budyšín, 14. April 2014. Mit einer Erklärung reagierte der sorbische Schriftsteller Benedikt Dyrlich heute auf eine Mitteilung des Bundesvorstandes der Domowina vom vergangenen Sonnabend. Demzufolge hätte Dyrlich am 21. März 2014 im Bautzener Burgtheater auf einem öffentlichen Forum des Sorbischen Künstlerbundes zur Zukunft der sorbischen Institutionen und zur Problematik der Abbaggerung sorbischer Kulturräume durch die Kohle- und Kaolinindustrie behauptet: “Die Situation der Sorben ähnelt der von 1937.”

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Dyrlich: Gefährung sorbischer Basislkultur

Dazu stellt Benedykt Dyrlich fest:

Ich habe einen solchen absoluten Vergleich nicht gemacht (und auch an keiner anderen Stelle bisher solche Vergleiche gezogen). Jeder, der mich und meine politische und literarische Tätigkeit kennt, weiß, das ich die nationalsozialistische Diktatur mit der Demokratie, wie wir sie vor 25 Jahren auch in Sachsen und Brandenburg erkämpft haben, nicht gleichsetzen würde. Im Gegenteil: Ich habe das Unrechtssystem der Hitler-Diktatur immer eindeutig als menschenfeindlich und mörderisch beschrieben (siehe meine eben erschienene Sammlung "In der Falle" mit politisch gefärbten Texten aus fast fünf Jahrzehnten). Demokratische Freiheiten (darunter Minderheitenrechte) habe ich bereits in der Domowina und anderswo in der DDR einzufordern versucht, insbesondere aber in der Wendezeit zur Demokratie und danach (u.a. als Landtagsabgeordenter).

Seit 1990 bin ich Mitglied der SPD und beteilige mich aktiv an Protesten gegen die Verharmlosung der Hitler-Diktatur und gegen Rechtsextremismus. Dennoch – und das habe ich an jenem Abend im Bautzener Burgtheater in meiner Begrüßung zu beschreiben versucht – müssen wir auch heute weiter um unsere historisch gewachsenen und bedrohten Sprach-, Siedlungs- und Kulturräume wie schon in den beiden vergangenen (und ziemlich unterschiedlichen) Diktaturen kämpfen. Dabei "brauchen wir eine generelle Neuregelung zum Schutz der sorbischen Sprache und Kultur."

Nach der Rezitation des Gedichts "Quelle bei Rosenthal" von Jurij Chěžka, welches Marian Bulang zur Eröffnung des Forums am 21. März 2014 vorgetragen hat, habe ich darauf hingewiesen, dass dieser großartige Text 1937 "in dunkelster Zeit" der sorbischen Geschichte entstanden ist, dass dieser heute durch Kaolin bedrohte Ort Rosenthal Zuflucht und Hoffnungsträger für viele Sorben war – auch für diejenigen, die wie Jurij Chěžka im Exil lebten.

Wörtlich habe ich dann u.a. gesagt: "Wer hätte vor 25 Jahren gedacht, dass dieser Ort der Kommunikation heute – in der Demokratie, im vereinten Deutschland – durch eine rabiate Bergbaugesetzlichkeit, die noch aus der Nazizeit stammt, bedroht ist, genauso wie der historisch gewachsene und sorbisch geprägte Kultur- und Sprachraum um Schleife. Wer hätte vor 25 Jahren gedacht, als wir in der Sorbischen Volksversammlung die Domowina, unsere sorbischen Institutionen aus den Fängen der DDR-Diktatur und Zensur befreiten und sie auf die Fundamente der Demokratie stellten, dass diese Kultur- und Sprachräume der sorbischen und zweisprachigen Kommunikation und Innovation heute weiter akut gefährdet sind, genauso wie unser gesamtes Vereinsleben, unsere Basiskultur."

Ich werde mich auch in Zukunft für den Erhalt und die Entwicklung sorbischer Belange einsetzen – für Kultureinrichtungen und Siedlungsräume. Und für Transparenz und die weitere Demokratisierung des deutsch-sorbischen Lebens in und außerhalb der Domowina. Dabei werde ich mich auch künftig engagiert und kritisch zu Wort melden.

Bautzen, den 14. April 2014

Benedikt Dyrlich

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  • Quelle: red
  • Erstellt am 14.04.2014 - 12:22Uhr | Zuletzt geändert am 14.04.2014 - 12:42Uhr
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