Forum im Deutsch-Sorbischen Volkstheater geplant

Bautzen, 4. März 2014. Der Sorbische Künstlerbund bemüht sich weiterhin um Dialog und Erneuerung rechtlicher Regelungen zum Schutz und zur Förderung sorbischer Sprach-, Kultur- und Siedlungsräume.

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Projekt "Lesung" gegen weitere Abbagerung sorbischen Siedlungsgebietes

Von Alfons Wićaz-Lehmann. Der Vorstand des Sorbischen Künstlerbunds (SKB) fordert weiterhin und entschieden eine Novellierung des Finanzierungsabkommens zur Unterstützung der Stiftung für das sorbische Volk durch den Bund und die Länder Sachsen und Brandenburg. Damit soll künftig der sich alljährlich wiederholende Kampf um nötige Fördermittel ausgeschlossen werden. Zudem müsse in einem neuen Abkommen mit laufend steigenden Kosten vor allem bei der institutionellen Förderung gerechnet werden, wenn die wenigen sorbischen Kultur- und Wissenschaftseinrichtungen eine Zukunft haben sollen. "Für uns sind auch und vor allem die sorbischen Institutionen wichtige Sprach-, Kommunikations- und Identitätszentren", so Benedikt Dyrlich, Vorsitzender des Künstlerbunds.

In einem Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel hat der Künstlerbund deshalb einen Dialog über Inhalte und Perspektiven der Förderung angeregt. In der Antwort hat im Namen der Kanzlerin eine leitende Mitarbeiterin des Bundesinnenministeriums dem Künstlerbund mitgeteilt, dass die Frage nach "einer dauerhaften Erhöhung der Förderung der Stiftung für das sorbische Volk durch den Bund den weiteren Verhandlungen auf parlamentarischer Ebene vorbehalten bleibt".

Mit dieser Reaktion der Bundesregierung kann sich der Sorbische Künstlerbund nicht begnügen. Deshalb hat der Vorstand nun beschlossen, sich an den Bundesinnenminister Thomas de Maizière zu wenden, der zugleich für den Landkreis Meißen und Sachsen Abgeordneter im Deutschen Bundestag ist. Auch weitere Bundestagsabgeordnete aus Sachsen und Brandenburg sollen angesprochen werden, um endlich ernste Gespräche über Reformen der Förderung aufzunehmen.

Weiterhin wartet der Künstlerbund auf eine Antwort auf einen Brief an den Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel. Darin mahnt der Künstlerbund Gespräche über die Novellierung des Bergbaurechts in Deutschland an. Dabei geht es darum, von der Kohle- und Kaolinwirtschaft bedrohte und historisch gewachsene Siedlungs- und Sprachräume des Volkes der Sorben zu schützen. Da vom Wirtschaftsminister bisher ebenfalls keine Antwort auf den Brief vorliegt, wird der Künstlerbund Abgeordnete des Deutschen Bundestages auch in dieser Angelegenheit ansprechen.

Die Anliegen in beiden Briefen an die Bundesregierung unterstützen bereits mehrere Abgeordnete der SPD, der Linken und der Grünen im Deutschen Bundestag sowie in den Landtagen von Sachsen und Brandenburg. Zudem haben sich mehr als 200 Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft und Kunst aus dem In- und Ausland mit dem Sorbischen Künstlerbund solidarisiert, darunter der bekannte österreichische Schriftsteller Peter Handke, der Grafiker Klaus Staeck, Präsident der Akademie der Künste, und Josef Haslinger, Präsident des PEN-Zentrums Deutschland.

Zu dieser für das sorbische Volk lebenswichtigen Problematik bereitet der Sorbische Künstlerbund für den 21. März, 17.00 Uhr, im Bautzener Burgtheater ein öffentliches Forum vor, an dem sich neben Vertreter der Sorben auch etliche Unterstützer der beiden Briefe beteiligen werden. Einleitende Worte zur Diskussion werden René Schuster von der Grünen Liga Brandenburg zum Bergbaurecht und der Direktor der Stiftung für das sorbische Volk Marko Suchy zur Situation der mittelfristigen Finanzierung sorbischer Institutionen und Projekte vortragen.

Auf der jüngsten Vorstandssitzung informierte Künstlerbund-Vorsitzender Benedikt Dyrlich auch darüber, dass von den diesjährigen 23 vom Sorbischen Künstlerbund beantragten Projekten die Stiftung derzeit nur das 36. Fest der sorbischen Poesie sowie das Projekt "Lesungen" unterstützen kann. Somit beschloss der Vorstand, das diesjährige Poesiefest dem sorbischen Dichter, Publizisten und antifaschistischen Minderheitenpolitiker Jan Skala zu widmen, der vor 125 Jahren in Nebelschütz, Landkreis Bautzen, geboren wurde. Für den 10. Juli ist in Hoyerswerda ein Abend zum Werk und Wirken von Skala geplant. Es folgen am 11. Juli die Bautzener Poesienacht in der dortigen Alten Wasserkunst sowie der Auftritt von Dichtern aus dem In- und Ausland am 12. Juli beim internationalen Gemeindefest in Nebelschütz. Ausklingen wird das Fest am 13. Juli mit einem musikalisch-lyrischen Programm an zwei Orten in der Mittel- und Niederlausitz. Weiterhin sind wieder Veranstaltungen im tschechischen Varnsdorf sowie in der Stadt Opole in Polen geplant (dort in der Nähe ist Jan Skala 1945 umgekommen).

Das Projekt "Lesungen", so der Vorstandsbeschluss, soll für Solidaritätsveranstaltungen gegen die geplante Braunkohlegewinnung um Schleife, Landkreis Görlitz, und an weiteren Orten der Lausitz sowie gegen den Kaolinabbau in der Nähe des Wallfahrtsortes Rosenthal, Landkreis Bautzen, genutzt werden. Eine solche Lesung ist bereits für den 20. Mai, 18.00 Uhr, in der Kirche in Horno (bei Forst) eingeplant.

Alfons Wićaz-Lehmann ist Pressesprecher des Sorbischen Künstlerbunds e.V.

Öffentliches Forum!
Freitag, 21. März 2014, 17 Uhr,
Bautzener Burgtheater.

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  • Quelle: red | Foto: © Privat
  • Erstellt am 04.03.2014 - 01:22Uhr | Zuletzt geändert am 04.03.2014 - 01:37Uhr
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