Landkreise Bautzen und Görlitz verabschieden sich von der WRL
Cottbus / Chóśebuz, 25. August 2020. Die Zeit für den Aufbau neuer Wirtschaftsstrukturen – vor allem solcher, die Arbeitsplätze mit sich bringen – drängt. Es gibt viele Initiativen, in Sachsen etwa formiert sich die Stadt Görlitz zum Wissenschaftsstandort, doch wo bleibt der große Ruck für gesamte Region zwischen Cottbus und Zittau? Gestern hat die Wirtschaftsregion Lausitz GmbH (WRL), die ursprünglich den Strukturwandel in den beiden Lausitzen begleiten und steuern sollte, erst einmal eine außerordentlichen Gesellschafterversammlung abgehalten.
Zusammenbleiben, ohne den brandenburgischen Weg zu behindern...
In einer gestern von der WRL flugs verbreiteten Pressemitteilung ist zu erfahren: "Im Rahmen der heutigen Gesellschafterversammlung zu den aktuellen Entwicklungen haben sich die Gesellschafter der Wirtschaftsregion Lausitz GmbH (WRL) ausgetauscht und den weiteren Weg skizziert. Betont wurde dabei, dass die Aussage aller Gesellschafter vom (24. April 2020) unverändert Bestand hat (Zeichensetzung redaktionell korrigiert): "[Dabei wurde übereinstimmend festgestellt], dass die Form der Zusammenarbeit in einer gemeinsamen Gesellschaft zwischen den Landkreisen aus Sachsen und den Landkreisen und der kreisfreien Stadt Cottbus aus Brandenburg ein Wert als solcher und nach Möglichkeit beizubehalten ist. Das Zusammenbleiben – ohne den brandenburgischen Weg zu behindern – wurde im April von allen Gesellschaftern bekräftigt."
Hintergrund ist die Situation, dass sich der Freistaat Sachsen für die Gründung einer eigenen Landesentwicklungsgesellschaft für den Strukturwandel (SAS) entschieden und im April Herrn Mühlberg als Geschäftsführer berufen hat. Das Land Brandenburg hat im Juni die Weichen für die Weiterentwicklung der (WRL) GmbH zu einer Strukturentwicklungsgesellschaft für den brandenburgischen Teil der Lausitz gestellt. Das Kabinett stimmte dafür der Gründung eines Aufbaustabes unter dem Dach der Wirtschaftsregion Lausitz (WRL) GmbH zu.
Fest steht mit der heutigen Beratung, dass die Landkreise Bautzen und Görlitz die Wirtschaftsregion Lausitz (WRL) GmbH zum 31. Dezember 2020 verlassen werden. Der Entschluss fiel allen Beteiligten schwer und wird außerordentlich bedauert. Der Schritt ist mit den oben genannten Tatsachen unausweichlich geworden. Die Zusammenarbeit für das Lausitzer Revier bleibt. Die Gesellschafter haben heute die feste Absicht erklärt, sich bis Ende September über die Art und Weise der weiteren institutionalisierten Zusammenarbeit zu verständigen und bestehende Formen zu prüfen. Die länderübergreifende Zusammenarbeit zwischen den Landkreisen ist im Interesse der Menschen der Region."
Kommentar:
Ist das nun Wirtschaft oder Politik oder gehört das in den Unterhaltungsteil? Was hier mit staatstragendem Unterton mitgeteilt wird ist das Scheitern einer Ehe, in der einer der Partner eigene Wege selbstverantwortlich beschreiten möchte. Offenbar war der sächsische Ehegespan mit dem Eheleben unter dem Dach der Wirtschaftsregion Lausitz mit Sitz im brandenburgischen Cottbus so unzufrieden, dass er eine eigene Landesentwicklungsgesellschaft gründete und sich so von der Last ehelicher Einmütigkeit verabschiedete.
Die Tränen darüber fließen allein auf Brandenburger Seite: Offenbar wird hier der Weggang der Sachsen als großer Verlust verbucht – ein Verlust, den man so nicht hinnehmen will, haben sich die Geschiedenen doch dazu durchgerungen, "die Art und Weise der weiteren institutionalisierten Zusammenarbeit zu verständigen und bestehende Formen zu prüfen". Diese Fortsetzung der Ehe, die keine mehr ist, mit anderen Mitteln, die nur auf die Zusammenarbeit ausgerichtet sind, schafft zwar Beschäftigung für die unmittelbar beteiligten Akteure, aber keine Strukturentwicklung, Wie auch, wenn es schon zuvor nicht gelang?
Mit der "Gründung eines Aufbaustabes unter dem Dach der Wirtschaftsregion Lausitz (WRL)" soll nun der nächste Schritt getan werden. Welch schönes Bild: Die Zuständigen werden zum Dach, unter dem neue Zuständige werkeln. Bleibt zu hoffen, dass der Aufbaustab nicht nach Jahren auf die Idee kommt, einen Aktionsausschuss zu gründen, der dann wirklich loslegen soll.
Der Countdown für den Kohleausstieg läuft, es gibt keine Zeit mehr, erfolgversprechende Vorgehensweisen zu verspielen, meint Ihr
Thomas Beier
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- Quelle: red | Foto: © BeierMedia.de
- Erstellt am 25.08.2020 - 08:06Uhr | Zuletzt geändert am 25.08.2020 - 09:08Uhr
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