Farbenlehre auf dem Fußballfeld: Was Trikots dem Unterbewusstsein vermitteln

Görlitz, 14. Juni 2016. Über Geschmack lässt sich streiten – insbesondere bei Kleidung. Weniger strittig ist hingegen die psychologische Wirkung der Kleidungsfarben. Dass Farben generell bestimmte Assoziationen wecken und unterschiedlich wirken, ist in der Wissenschaft hinlänglich bekannt: Beispielsweise imitieren manche Fliegen die gelb-schwarzen Warnmuster gefährlicherer Insekten wie Wespen oder Hornissen, um sich einen Überlebensvorteil zu verschaffen. Dieses Phänomen nennt die Evolutionsbiologie "Mimikry". Funktionieren solche Effekte auch beim Fußball? Falls ja: Welche Signale senden die verschiedenen Trikots eigentlich und können sie Auswirkungen auf das Ergebnis haben? Studien liefern verblüffende Antworten.
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Rot: leidenschaftlich und einschüchternd

Zur Fußballeuropameisterschaft treten in diesem Jahr 24 Mannschaften in unterschiedlichsten Trikots an, wie treue Fans sie auch in Shops wie unisportstore.de bestellen können. England, Portugal, Spanien oder die Türkei sind Beispiele für Fußballnationalmannschaften, die traditionellerweise in Rot auflaufen. Eine Farbe, die nicht nur für Liebe und Leidenschaft steht, sondern auch bedrohlich wirken kann.

Im Rahmen einer Studie von Wissenschaftlern der Universität Durham stellte sich Rot nämlich als erfolgversprechendste Trikotfarbe heraus. Die Wissenschaftler untersuchten die Ergebnisse der englischen Fußballliga seit dem zweiten Weltkrieg: Die erfolgreichsten Teams trugen demnach rote Trikots. Eine Farbe, die den Forschern zufolge vor allem Aggressivität zum Ausdruck bringt und dementsprechend einschüchternd wirkt. Auch hier finden sich Parallelen zur Natur: So besteht beispielsweise eine Verbindung zu "männlicher Aggression und Balzverhalten". Am schlechtesten stehen der Studie zufolge Teams in Gelb oder Orange dar.

Ob sich die Ergebnisse auch auf die deutschen Ligen oder den internationalen Fußball übertragen lassen, ist hingegen fraglich. Zumindest für den deutschen Rekordmeister FC Bayern München dürfte sich diese These aber auch in der Bundesliga bestätigen. Unstrittig ist allerdings, dass Borussia Dortmund in den letzten Jahren ebenfalls sehr erfolgreich war – und das in gelben Trikots. Vielleicht erinnern sie mit ihrer Kombination aus gelbem Trikot und schwarzen Shorts aber auch an gefährliche Hornissen und lassen nur aufgrund dieser Kombination ihre Gegner erschaudern?

Blau ist die Farbe für Teamplayer

Eine andere Studie der Universität Chichester untersuchte die Auswirkung von der Trikotfarbe des Torwarts auf die Trefferwahrscheinlichkeit beim Elfmeterschießen: Trägt ein Torwart Rot ist diese mit 54 Prozent laut eines aktuellen Artikels der Stuttgarter Nachrichten "signifikant geringer" als bei Torwarten, die in Gelb (69 Prozent), Grün (75 Prozent) oder Blau (72 Prozent) antreten. Letztere Farbe soll demzufolge statt einzuschüchtern eher den Teamgeist fördern. Das käme zum Beispiel den Gastgebern aus Frankreich oder der italienischen Mannschaft zugute.

Die weiße Farbe des deutschen Trikots ist demgegenüber zwar keine Spektralfarbe wie die bisher genannten, aber auch ihr werden zahlreiche Eigenschaften zugeschrieben. Sie steht in westlichen Kulturkreisen traditionell für Reinheit und Unschuld – also für Eigenschaften, die auf dem Fußballplatz eigentlich weniger für Angst und Schrecken beim Gegner sorgen dürften. Woran es an farblicher Bedrohlichkeit womöglich mangelt, dürfte das DFB-Team als amtierender Weltmeister aber sportlich wieder ausgleichen. Es bleibt also spannend, ob die Trikotfarben bei dem diesjährigen Turnier tatsächlich den zugeschriebenen Effekt haben werden.

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  • Quelle: red | © Flickr "Länderspielansichten", Foto: Alexander Hüsing, Lizenz: CC BY 2.0 Bestimmte Rechte vorbehalten.
  • Erstellt am 14.06.2016 - 00:01Uhr | Zuletzt geändert am 14.06.2016 - 00:42Uhr
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