Sparkassen wollen sich für Krypto-Handel öffnen: Welchen Einfluss könnte das auf die Kurse haben?
Görlitz, 18. August 2025. Die Zeiten, in denen Kryptowährungen ausschließlich auf spezialisierten Plattformen wie Binance, Kraken oder Bitpanda gehandelt wurden, könnten sich bald ändern, und zwar gewaltig. Was bislang eher im Schatten des traditionellen Bankings gedieh, rückt nun direkt ins Zentrum des deutschen Finanzsystems. Die Sparkassen-Finanzgruppe, die mit ihren über 50 Millionen Kunden zu den größten Akteuren des Landes zählt, plant ab 2026 den Zugang zum Krypto-Handel über die hauseigene App.
Ein Schritt, der Fragen aufwirft, Hoffnung schürt und Bedenken nicht weniger werden lässt. Wie breit wird das Angebot sein, welche Kryptowährungen kaufen Nutzer über die Sparkasse? Werden Gebühren fällig? Eines ist jedenfalls sicher, denn wenn eine solche Institution den Fuß in die Tür setzt und Krypto in der Mitte der Gesellschaft ankommt, bleibt das für den Markt nicht ohne Folgen.
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Die Sparkassen drängen in den Krypto-Markt und setzen auf ihre App-Infrastruktur
Es klingt fast ein wenig widersprüchlich. Die Sparkassen, die lange für konservative Anlagephilosophie standen, gehen plötzlich in Richtung Blockchain. Doch wer genauer hinsieht, erkennt, dass es sich um keinen waghalsigen Alleingang handelt, sondern um eine durchdachte Strategie. Geplant ist, dass Kundinnen und Kunden ab dem Jahr 2026 Bitcoin und Ethereum direkt über ihre Sparkassen-App kaufen und verwahren können. Die technische Umsetzung soll über die DekaBank laufen, die als zentrale Dienstleisterin innerhalb der Sparkassenorganisation fungiert.
Ein zentraler Treiber hinter dieser Öffnung ist die europäische MiCA-Verordnung, die seit Ende 2024 einen einheitlichen Rechtsrahmen für den Krypto-Sektor in der EU schafft. Für Institute wie die Sparkassen bedeutet das weniger juristische Grauzonen und mehr Planungssicherheit. Und damit auch mehr Bereitschaft, in diesen volatilen, aber vielversprechenden Sektor einzutreten.
Wie Millionen Kunden neue Dynamik bringen könnten
Was bisher oft jungen, risikofreudigen Anlegern mit Fintech-Affinität vorbehalten war, soll nun auch dem ganz normalen Sparkassenkunden offenstehen. Und genau hier könnte es spannend werden. Denn ein Zugang, der so niedrigschwellig ist wie eine Überweisung im Onlinebanking, senkt die Hürden dramatisch. Kein neues Konto bei einem ausländischen Broker, keine komplizierte Wallet-Einrichtung, keine zusätzlichen Apps. Einfach App öffnen, klicken, kaufen. Punkt.
Die potenzielle Reichweite ist beachtlich. Mehr als 50 Millionen Menschen nutzen die Angebote der Sparkassen. Natürlich werden nicht alle plötzlich in Krypto investieren. Aber schon ein Bruchteil davon würde ausreichen, um den Markt in Bewegung zu versetzen. Ein Signal würde jedenfalls gesetzt, denn wenn eine so etablierte Bankengruppe diesen Schritt geht, wertet das digitale Währungen institutionell auf.
Zugleich steht diese Entwicklung in direkter Konkurrenz zu Plattformen wie Trade Republic oder Bitpanda, die in den vergangenen Jahren mit einfachen Apps und Sparplanfunktionen Millionen Anleger erreicht haben. Doch was passiert, wenn plötzlich auch Opa Fritz oder Tante Gisela mit ein paar Klicks in Bitcoin investieren können? Dann kippt die Wahrnehmung endgültig. Aus der spekulativen Nische wird ein ganz normaler Anlagekanal.
Vom Nischenprodukt zum Kurstreiber?
Nun stellt sich die Frage, was passiert mit den Kursen, wenn plötzlich Millionen neue Nutzer Zugang zu Krypto erhalten? Die naheliegende Vermutung ist, dass mehr Nachfrage entsteht und die Preise steigen. Ganz so einfach ist es aber nicht. Denn auch wenn das Angebot an Coins nicht beliebig erweiterbar ist, bleibt unklar, wie viele tatsächlich einsteigen werden.
Was sich allerdings sagen lässt, ist, dass der Einstieg großer Akteure regelmäßig für Bewegung sorgt. Als Tesla 2021 ankündigte, Bitcoin kaufen zu wollen, explodierte der Kurs. Als Paypal mit Krypto-Funktionen in die Breite ging, folgte eine ähnliche Dynamik. Es ist auch die psychologische Komponente, die hier wirkt. Wer bislang gezögert hat, könnte nun aufspringen, nicht zuletzt, weil der Zugang einfacher und offizieller wirkt.
Ein gutes Beispiel dafür liefert die Börse Stuttgart. Deren Plattform „BSDEX“ gilt als erste regulierte deutsche Krypto-Börse und zog binnen kurzer Zeit über eine Million Nutzer an. Der Effekt? Eine stärkere Marktakzeptanz und ein Beweis dafür, dass Krypto und Seriosität sich nicht ausschließen müssen. Wenn also die Sparkassen das Spielfeld betreten, könnte das den Markt kurzfristig beflügeln und langfristig stabilisieren.
Warum die Sparkassen keine Krypto-Beratung anbieten wollen
So viel Euphorie auch mitschwingen mag, die Sparkassen lassen keinen Zweifel daran, dass sie den neuen Krypto-Service nicht als Einladung zur Spekulation verstehen. Ganz im Gegenteil, denn schon jetzt betonen sie, dass es keine individuelle Anlageberatung geben wird. Wer handelt, tut das auf eigene Verantwortung. Der Hinweis auf ein Totalverlustrisiko wird nicht versteckt, sondern offensiv kommuniziert.
Das ist auch ein Ausdruck dessen, dass die Sparkassen diesen Schritt als Angebot und nicht als Empfehlung begreifen. Der Zugang wird erleichtert, doch die Entscheidung bleibt beim Kunden. Es wird also keine Filialmitarbeiter geben, die zum Kauf von Ethereum raten. Vielmehr zielt das Angebot auf jene, die sich ohnehin mit dem Thema beschäftigen und bisher bei Drittanbietern unterwegs waren.
Das birgt auch die Gefahr, dass manche Nutzer sich von der vermeintlichen Sicherheit einer App-Nutzung täuschen lassen. Nur weil ein Investment über die Sparkasse abgewickelt wird, heißt das nicht, dass es weniger riskant wäre. Diese Trennung klar zu kommunizieren, wird eine der größten Herausforderungen in den kommenden Jahren.
Wie nachhaltig ist das Ganze wirklich?
Ob dieser Vorstoß am Ende nur ein Strohfeuer bleibt oder eine strukturelle Veränderung einleitet, hängt von mehreren Faktoren ab. Zum einen davon, wie viele Kunden das Angebot tatsächlich nutzen. Zum anderen davon, wie sich der Markt entwickelt. Sollte der nächste Bärenmarkt zeitgleich mit dem Sparkassenstart kommen, könnte das Interesse schnell wieder abflauen. Umgekehrt könnte ein freundliches Marktumfeld die Zahlen nach oben treiben, mit entsprechendem Einfluss auf die Kurse.
Spannend wird auch, ob andere Banken nachziehen. Die Deutsche Bank etwa arbeitet bereits an eigenen Verwahrdienstleistungen für Kryptoassets. Auch Volksbanken und Genossenschaftsbanken beobachten den Trend genau. Ein Wettlauf ist also nicht ausgeschlossen. Und wo Konkurrenz wächst, entstehen oft bessere Angebote, was wiederum mehr Nutzer anziehen dürfte.



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- Erstellt am 18.08.2025 - 09:23Uhr | Zuletzt geändert am 18.08.2025 - 09:57Uhr
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