Alles auf Akku?
Görlitz, 8. Dezember 2021. Alles elektrisch, so ruft der Zeitgeist nun erneut, nachdem er in Deutschland schon die erste Elektrifizierungswelle in den 1880er Jahren befeuert hat. Nun, Zeitzeugen gibt es nicht mehr, aber als etwa die Automobilität begann, Wege und Straßen zu erobern, war das elektrisch angetriebene Auto schon einmal ein ernstzunehmender Konkurrent für das mit einem Verbrennungsmotor ausgestattete – und das trotz der damals noch gar nicht vorhandenen Ladeinfrastruktur!
Von Handkraft betriebene Geräte haben ihre Berechtigung
Heute sind es von Akkumulatoren gespeiste Elektrowerkzeuge, die in der Gunst der Anwender scheinbar unaufhaltsam steigen. Ob das immer sinnvoll ist? Allein unter den Gartengeräten stehen sich elektrisch und anders angetriebene – ob nun von einem Verbrennungsmotor, elektrisch via Kabel oder Akku oder von Hand – nahezu unversöhnlich gegenüber.
Ein sehr positives Beispiel ist etwa die per Akku elektrisch angetriebene Motorsense, Hauptvorteil: weit weniger Lärm. Andere akkubetriebene Gartengeräte wiederum mögen zwar bequem sein, aber sinnvoll? In diese Kategorie fallen etwa die elektrische Gartenschere und bestimmte Sägen, die gegenüber dem manuellen Ritsch-Ratsch ganz einfach das Nachsehen haben.
Akkuwerkzeuge bedeuten Systembindung
Fakt ist: Hat man sich das erste Gerät mit Wechselakku zugelegt, ist es zu bis zum zweiten – jetzt, wo der Akku nun schon einmal da ist – nicht mehr weit. Für die Hersteller übrigens bedeutet das Akkuzeitalter zugleich Kundenbindung, hat doch jede der großen Werkzeuggerätemarken ein eigenes, mit anderen nicht kompatibles System.
Dennoch: Bequem und vor allem praktikabel sind akkubetriebene Elektrogeräte schon. Womöglich immer erst ein Verlängerungskabel auszulegen bedeutet stets nur Aufwand und bei bestimmten kabelgebundenen Geräten wie ganz besonders einer Heckenschere ist die Gefahr für die Netzleitung besonders groß, zweigeteilt zu werden, von der Stolpergefahr ganz abgesehen. Bei größeren Projekten allerdings oder beim Dauereinsatz kommt man allerdings um kabelgebundene Werkzeuge oder solche mit einem Benzinmotor kaum herum.
In vielen anderen Fällen jedoch gilt: Ausweg ist, sich auf das bewährte Handwerkszeug im wahrsten Sinne des Wortes zu besinnen. Eine traditionelle Heckenschere, der man noch ansieht, weshalb sie Schere heißt, ein Handbohrer oder eine gute Handsäge wie etwa ein Fuchsschwanz sind vor allem bei nur gelegentlicher Benutzung die unaufwendigere und preiswertere Variante. Beispiele für Möglichkeiten zur “Entelektrifizierung” finden sich zuhauf, von Großmutters Handkaffeemühle im Haushalt bis zur Motorseilwinde, anstelle der doch Handseilwinden zum Einsatz kommen könnten.
Das Auto in die Garage kurbeln
Was etwa weit hergeholt erscheinen mag, hat ganz praktische Aspekte: Erst vor wenigen Tagen schilderte ein älterer Herr aus einem mecklenburgischen Städtchen sein Problem: Er müsse mit seinem Auto von der Straße bis zur Garage auf seinem Grundstück satte acht Meter Höhenunterschied überwinden – und das bei extremer Steigung! Was das ganze Jahr über kein Problem ist, wird es im Winter: Wer hat schon Lust, seine Zufahrt rund um die Uhr schnee- und eisfrei zu halten? Salopp gesagt: Seine Zufahrt hinab kommt er wohl immer, doch wieder zurück, bergan?Gerade, wenn man abends nach Hause komme, sei unter Umständen die Versuchung groß, nicht erst Schnee zu schippen und zu streuen, sondern mit Anlauf und Schwung die Steigung hinaufzufahren, was ja auch meistens gutgehe – aber eben nicht immer. Die zugegeben nicht nur für die mecklenburgische Seenplatte ungewöhnlich anmutende Lösung war eine an der Garagenrückwand befestigte Handseilwinde, deren Seil in den Abschlepphaken des Autos eingeklinkt wird. Der Trick: Bleibt das Auto am Berg hängen, weil der Weg zu glatt ist, wird es mit der Winde ein Stück weit bis auf einen dann geräumten und gestreuten Abschnitt gezogen, von wo es dann aus eigener Kraft in die Garage weitergeht. Wichtig scheint nur, vor dem Ausklinken die Handbremse anzuziehen…
Robuste Handseilwinden für den universellen Einsatz mögen ein wenig aus dem Bewusstsein geraten sein, sind jedoch in vielen Situationen unentbehrlich – und das nicht nur in Unternehmen, sondern auch im Privatbereich, etwa für Grundstücksbesitzer zum Rücken gefällter Bäume oder in Kombination mit einer Umlenkrolle als provisorischer Aufzug. Und wer mit seinem Auto mal im Gelände unterwegs ist, wird im Falle eines Falles froh sein, eine Handseilwinde dabeizuhaben.
Resümee
Auch im Sinne der Nachhaltigkeit ist es eine Überlegung wert, ob nun wirklich jeder Haushalt seinen Werkzeug- und Gerätebestand um jeden Preis elektrisch aufrüsten muss. Ein abschließendes Beispiel ist die elektrische Brotschneidemaschine im Normalhaushalt: Die gibt es auch mit Kurbelantrieb, allerdings tut es das gute alte Brotmesser auch. Zu bedenken ist außerdem, dass die Lebensdauer auch moderner Akkus sich stark verkürzen kann, wenn sie nur sehr selten verwendet werden.Ergebnis: Mein Vorzugswerkzeug arbeitet...
Umfrage seit dem 08.12.2021
Teilnahme: 41 Stimmen
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- Quelle: TEB | Foto: Bruno/Germany / Bru-nO, Pixabay License
- Erstellt am 08.12.2021 - 06:58Uhr | Zuletzt geändert am 08.12.2021 - 08:05Uhr
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