Alles aus einer Hand?

Alles aus einer Hand?Görlitz, 4. September 2020. Von Thomas Beier. Gelegentlich steht man vor der Frage, eine Leistung als Komplettleistung nach dem Prinzip “alles aus einer Hand” zu kaufen oder – als womöglich kostensparende Alternative – selbst mehrere Leistungserbringer zu koordinieren. Auf welche Weise man besser fährt, das hängt davon ab… ja, wovon eigentlich?

Abb.: Möglicherweise wurde diese Ampelanlage nicht von einem "Alles aus eine Hand"-Anbieter errichtet
Symbolfoto: Greg Montani, Pixabay License
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Die Zügel fest in der Hand halten oder Vertrauen wagen und delegieren?

Gleich vorweg: Beides hat seine Grenzen, sowohl mit einem Auftrag auch die Kontrolle abzugeben als auch die Variante, alles bis ins Detail selbst managen zu wollen. Typische Situationen, in denen die Entscheidung zwischen einem "Alles aus einer Hand"-Anbieter – quasi einer Art Generalunternehmer oder Generalübernehmer wie aus dem Bauwesen bekannt – und der Herausforderung, alles selbst zu organisieren, steht, gibt es jedoch öfter, als man zunächst denkt.

Der Grundkonflikt für den Auftraggeber gleicht häufig der Entscheidung zwischen Teufel und Beelzebub: Einesteils befürchtet er, durch die Auftragsvergabe an einen Komplettdienstleister, der gegebenenfalls Subunternehmer einsetzt, ein Stück weit die unmittelbare Kontrolle über die Leistungserbringer zu verlieren, andererseits läuft er Gefahr, dass die von ihm direkt beauftragten Dienstleister beispielsweise in logistische oder fachliche Konflikte geraten und das ihm als Auftraggeber anlasten. Der Görlitzer Anzeiger hat einige Beispiele für derartige Entscheidungssituationen zusammengestellt.

Die große Urlaubsreise

Geht es um den Urlaub, dann beansprucht die Familie eine möglichst stressfreie Zeit, mit Zeit für die Kinder und vor allem ohne negative Überraschungen. Genau das bekommt man bei einem guten Reisebüro, das natürlich gern individuelle Komponenten in den Reiseplan einbaut.

Anderen wäre eine derart vorgeplante Reise ein Graus: Sie checken An- und Abreise lieber selbst, vielleicht grundsätzlich noch die Übernachtungsmöglichkeiten vor Ort – der Rest ist Abenteuer und bleibt mehr oder weniger dem Zufall überlassen. Wie man sich entscheidet, hängt stark von den Erwartungen an den Urlaub ab und davon, wie viel Organisationsaufwand man selbt treiben möchte.

Der Hausbau

Mancher möchte mit viel Eigenleistung und günstigen Handwerkern die Baukosten möglichst niedrig halten – und sieht sich am Ende eines besseren belehrt: Die billigsten Handwerker sind nicht unbedingt die besten und mit Eigenleistungen kann man eine Baustelle, auf der Profis Hand in Hand arbeiten, wunderbar ausbremsen.

Oft ist es besser, ein renommiertes Unternehmen als Generalauftragnehmer für den Bau eines Hauses zu beauftragen, eines, dessen Zusammenarbeit mit bewährten Subunternehmen, Kooperationspartnern und Lieferanten seit vielen Jahren eingespielt ist. "Wenn etwas bewährt ist, ob nun eine Zusammenarbeit oder bestimmte Materialien, dann kommt das dem Kunden zugute, da machen wir keine Experimente", so der Geschäftsführer eines renommierten Bauunternehmens im Görlitzer Umland.

Die Haussanierung oder umfassende Wohnungsrenovierung

Besonders Renovierungsarbeiten sind ein Gebiet, auf dem viele auf Eigenleistung setzen und Handwerker nur dann holen, wenn es ohne deren Expertise nicht geht. Und dennoch steht die Frage: Will man seine Zeit wirklich einsetzen, um Dinge zu erledigen, die andere besser und vor allem effizienter erledigen können? Immer wieder zeigt sich: Ein Bauleiter bringt zwar zunächst Kosten mit sich, andererseits kann er immense Kosten ersparen.

Der Betrieb einer Immobilie

Als Unternehmen eine große Immobilie zu betreiben, stellt vielfältige Anforderungen, denkt man etwa an Hausmeister, Reinigungskräfte oder gegebenenfalls nötiges Wach- oder Sicherheitspersonal. Wohl niemand käme hier auf die Idee, EInzelpersonen zu beauftragen oder gar anzustellen, die Frage ist eher: Drei Unternehmen beauftragen oder auch hier dem "Alles aus einer Hand"-Prinzip folgen?

Erfahrene Unternehmer wissen, dass Planung, gegenseitige Abstimmung und vor allem überraschende Ereignisse viel Zeit für Koordinierung verschlingen. Rechnet man diese Zeit auf den Stundensatz um, stellt sich eine vermeintliche Einsparung oftmals als sehr teuer dar. Logisch: Komplettanbieter sind auf die internen Prozesse spezialisiert und erledigen diese mit weniger Aufwand. Einzelne Facility Management Unternehmen gehen sogar so weit, dass sie auch die Arbeitnehmerüberlassung, die Personalvermittlung und das komplette Outsourcing einzelner Unternehmensbereiche anbieten.

Die Hochzeit

Nicht zu unterschätzen ist der Aufwand auch dann, wenn es darum geht, eine große Feier zu organisieren. Was oft mit viel Fantasie und "man könnte doch" angegangen wird, gestaltet sich oft genug zum zermürbenden Organisations-Desaster, denn Gäste verhalten sich nun einmal nicht unbedingt so, wie man es erwartet: Dem einen Hochzeitsgast gefällt sein Hotel nicht, der nächste entpuppt sich überraschend als Veganer und der dritte will plötzlich drei Hunde mitbringen…

Während man in der Oberlausitz neben der traditionellen Betreuung am Tag der Hochzeit zudem viel Organisatorisches dem Hugtsbitter – dem traditionellen Hochzeitsbitter – überlässt, sind längst moderne Hochzeitsagenturen aus dem Boden geschossen und übernehmen nach Beratung und Absprache alle Vorbereitungen auch für dieses Fest.

Unter dem Strich

Komplettanbieter kosten zwar Geld, können aber auch viel Geld ersparen und nebenbei die Nerven schonen, ganz besonders, wenn sie Erfahrungen mit ihren Kooperationspartnern haben. Für Auftraggeber kommt ein weiterer Aspekt hinzu: die Zeitersparnis – und der Kopf bleibt frei für die wirklich wichtigen Dinge. Hier können Privatleute durchaus von Unternehmern lernen, die grundsätzlich alle Aufgaben delegieren, wenn andere sie besser lösen oder erfüllen können.

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  • Quelle: red | Foto: GregMontani / Greg Montani, Pixabay License
  • Erstellt am 04.09.2020 - 11:17Uhr | Zuletzt geändert am 04.09.2020 - 12:19Uhr
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