Pinochet ist tot
Santiago de Chile. Der Putschist und ehemalige chilenische Diktator, General Augusto Pinochet, ist tot.
Kommentar
Gestern ist er gestorben, der General, über den die Chilenen heute angeblich höst unterschiedlicher Meinung sind.
Auf jeden Fall hat er von US-Gnaden gegen die ohne jeden Zweifel demokratisch gewählte Regierung von Salvador Allende geputscht. Allende war mit dem linken Wahlbündnis der Unidad Popular an die Macht gekommen. Er starb, als er mit Maschinenpistole und Stahlhelm das Regierungsgebäude, die Moneda, gegen die Kampfjets der Putschisten verteidigte. Seine Verbrechen: Die Verstaatlichung der Kupferminen (was übrigens konservative Regierungen genauso machten) und die tägliche Milchgarantie für Kinder. Damit und einer linken Politik provozierte er unter anderen die berühmt gewordene Hausfrauen-Demonstration der Begüterten, die mit leeren Töpfen auf die Straße gingen.
Symbolisch für den Putsch vom September 1973 ist das Schicksal des Volkssängers und Gitarristen Victor Jara. Im berüchtigten Santiagoer Zentralstadion wurden ihm die Hände abgeschlagen, bevor er umgebracht wurde. Man rechnet Pinochet ca. 3.000 ermordete Chilenen zu, Regierungsanhänger, Gewerkschafter, Linke. Und weitere ca. 28.000 Opfer, die verhaftet und oft genug gefoltert wurden.
Kurz nach dem Putsch starb auch der große chilenische Dichter Pablo Neruda. Thematisch verarbeitet hatte das die die Leipziger Rockgruppe des unlängst verstorbenen Klaus Renft ("So starb auch Neruda"), die auch das Lied "Chilenisches Metall" geschrieben hatte.
Obgleich als alter Mann in Großbritannien für 16 Monate verhaftet, konnte Pinochet aus gesundheitlichen Gründen immer wieder einem Urteilsspruch entgehen.
Die DDR hat bereitwillig Flüchtlinge aus Chile aufgenommen, eine echte - vor allem kulturelle - Bereicherung im geschlossenen Land. Obgleich den Chilenen von der DDR-Bevölkerung große Sympathie entgegengebracht wurde, blieben Spannungen nicht aus. Besonders Bevorzugungen bei der Wohnungsvergabe waren eine Ursache dafür.
Weil die Chilenen sich ihren Gastgebern dankbar zeigen wolten, arbeiteten sie meist in Tätigkeiten, die weit unter ihrer Qualifikation lagen. So waren Akademiker oft an den Fließbändern der Produktionsbetriebe anzutreffen, weil sie der Meinung waren, dass die DDR eben einen Mangel an Produktionsarbeitern habe. Diese Sitiation war für viele Chilenen auf Dauer nur schwer zu ertragen. Dennoch fühlen sich viele ehemalige Exil-Chilenen bis heute den ehemaligen DDR-Bürgern nahe.
Wenn Pinochet in Chile kein Staatbegräbnis erhielte, wäre das nur richtig. Wer Demokratie zu Gunsten einer "freien Marktwirtschaft" abschaffen will, dem braucht die Demokratie keine Ehre zu erweisen.


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- Quelle: /TEB0601211
- Erstellt am 11.12.2006 - 00:45Uhr | Zuletzt geändert am 11.12.2006 - 01:30Uhr
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